Tagi: Mittwoch 12.1.2011
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FCZ von der Brunau nach Schwamendingen
Auf dem Sportplatz Heerenschürli soll der neue FCZ-Campus entstehen. Die Stadt Zürich stellt das Grundstück für ein zweistöckiges Gebäude dem Stadtklub unentgeltlich im Baurecht zur Verfügung. Eine Bank soll die Anlage finanzieren.
Von Peter Bühler
Die erste Mannschaft und die U-21 des FC Zürich haben ihre Trainingsbasis seit Ende 2005 und dem Baubeginn des neuen Letzigrund-Stadions auf der Allmend Brunau. Die Infrastruktur an diesem Standort ist für einen professionellen Fussballklub ungenügend. Es hat, zumal für einen ehemaligen Teilnehmer an der Champions League, zu wenig taugliche Plätze für eine intensive Nutzung, die Ausstattungen der Garderoben in der Saalsporthalle, die medizinischen Einrichtungen (Physiotherapie, Massage) und die Lagerräume für Material und Geräte sind rudimentär. So drängeln sich beispielsweise vier Trainer – Chefcoach Urs Fischer und seine drei Assistenten – in einer einzigen fensterlosen Umkleidekabine, die darüber hinaus auch noch als Büro zu dienen hat. «Die Verhältnisse in der Saalsporthalle sind für uns alles andere als optimal», sagt FCZ-Präsident Ancillo Canepa.
Der Standort Allmend Brunau/Saalsporthalle war immer als Provisorium gedacht. Es war vorgesehen, dass der FCZ nach Fertigstellung des Letzigrunds im September 2007 oder spätestens nach der Europameisterschaft 2008 in seine alte Heimat zwischen Badenerund Baslerstrasse zurückkehren sollte. Dazu kam es nicht, weil beide Zürcher Grossklubs im neuen Stadion spielen müssen und zudem auf dem Areal nur noch ein (zu kleiner) Trainingsplatz zur Verfügung steht. Im alten Letzigrund waren es drei gewesen.
Kein Prunkbau geplant
Das Provisorium auf der Allmend blieb deshalb bis heute bestehen. Zufrieden ist damit auch die Stadt Zürich nicht, weil die vom FCZ beanspruchten Räume bei grösseren Veranstaltungen in der Saalsporthalle (beispielsweise das Tennisturnier Paribas Zurich Open) nicht genützt werden können. Deshalb sagt auch Urs Schmidig, Direktor des Sportamts der Stadt Zürich: «Die momentane Situation ist für den FCZ und für die Stadt ziemlich unbefriedigend.»
Gesucht wurden Lösungen – und der FCZ hat diese gemeinsam mit der Stadt gefunden. Canepa erinnerte sich daran, dass auf dem städtischen Sportplatz Heerenschürli in Schwamendingen, wo seit einiger Zeit bereits alle Frauenteams und sämtliche Juniorenmannschaften des FCZ von der U-13 bis zur U-18 trainieren, ein Stück Land brach liegt respektive nur als Allwetterplatz genutzt wird. Auf genau dieser 8000 Quadratmeter grossen Parzelle bei der Wendeschlaufe des 9er-Trams an der Endstation Hirzenbach beabsichtigte der ZSC vor ein paar Jahren, eine Eistrainingshalle zu errichten. Der Schlittschuhclub hatte den Boden von der Stadt im Baurecht gratis zur Verfügung gestellt bekommen, und sämtliche Baubewilligungen lagen bereits vor. Der Klub realisierte das Projekt aber aus Kostengründen nicht. Bereits im vergangenen Frühling kontaktierte Canepa Stadtrat Gerold Lauber, den Vorsteher des Schul- und Sportdepartementes, wegen einer allfälligen Möglichkeit, die genannte Parzelle dem FCZ im Baurecht ebenfalls unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Die Idee: Der Klub sollte dort ein Trainingszentrum, einen FCZ-Campus, errichten können. Canepa denkt, dass für das neue Gebäude eine Grundfläche von gegen 2000 Quadratmetern erforderlich ist.
Der FCZ-Präsident möchte kein Kunstwerk bauen, sondern ein einfaches, effizientes und funktionales Gebäude, in dem die erste Mannschaft und die U-21 Platz finden. Er möchte Garderoben von zeitgemässem Standard und mit modernen Nasszellen wie etwa einem Sprudelbad, einen Kraftraum, Ruhebereiche sowie ganz grundsätzlich gute Arbeitsbedingungen für die Physiotherapeuten und Masseure schaffen. Und er möchte im oberen Stockwerk die FCZ-Geschäftsstelle einrichten. «Ich fände es wichtig, dass der ganze Verein unter einem Dach ist und die gleiche Heimat hat.»
FCZ nicht bevorzugt
Fussballplätze hat es im Heerenschürli mit 7 Rasen- und 6 Kunstrasenfeldern für die FCZ-Familie genug. Canepa ist überzeugt, dass seine Berufsfussballer den Betrieb der diversen Stadtzürcher Amateurteams, die ebenfalls auf der Anlage trainieren, nicht beeinträchtigen werden. «Unsere Profis trainieren tagsüber, die Amateure am Abend.»
Mit seinen Argumenten hat er die Stadt überzeugen können. Diese ist bereit, dem FCZ besagte Parzelle für die Erstellung und den Betrieb seines Campus gratis im Baurecht abzugeben. Eine Bevorzugung des FCZ gegenüber dem Stadtrivalen GC liegt deswegen nicht vor. Die Stadt leistete auch an den GCCampus in Niederhasli einen namhaften Beitrag: Sie kaufte den Grasshoppers auf der grosszügig gestalteten Anlage fernab von Zürich, die über 20 Millionen an Baukosten verschlang, schon vor der Eröffnung im Sommer 2005 drei Fussballplätze für insgesamt 4 Millionen ab und überliess diese Spielfelder dem Klub gratis für den Trainingsbetrieb.
Kostendach von 10 Millionen
Die Aussichten für den FCZ auf dem Heerenschürli sind erfreulich, der Campus damit aber noch längst nicht gebaut. Für die Kosten des Gebäudes und den späteren Betrieb muss der Verein selber aufkommen. Canepa hat für sich schon einmal eine Bausumme von 10 Millionen Franken als oberste Grenze gesetzt. Er betont aber mit Nachdruck, dass sich der Klub das neue Trainingszentrum nur leisten könne, falls eine Bank, die dem Verein ihr Interesse bereits in Aussicht gestellt hat, dieses finanzieren wird. Den Namen des Geldinstituts will er noch nicht publik machen. Und trotz dieser vielversprechenden Ausgangslage verfällt er keineswegs in Euphorie. Er sagt vielmehr: «Wir haben noch viel Arbeit vor uns, bis der FCZ-Campus steht.»
Falls alles optimal abläuft, die Baubewilligungen für dieses Vorhaben, das bedeutend kleiner ist als die einst geplante ZSC-Eishalle, ohne Verzögerungen erteilt werden, könnten laut Canepa die Baumaschinen im Heerenschürli wohl frühestens in einem Jahr auffahren. Für die Bauzeit des Campus’ rechnet er mit einem weiteren Jahr – womit sein Traum von einer eigenen Heimat für den ganzen Klub im Idealfall im Frühling 2013 Realität werden könnte.