Beitragvon yellow » 03.06.22 @ 9:26
Ich verstehe beide Seiten.
Breitenreiter muss man zugute halten, dass er nie den Eindruck erweckte, unbedingt seinen Vertrag beim FCZ erfüllen zu wollen. Einige Aussagen ("bin kein Wappenküsser", "im Fussball kann es sehr schnell gehen", "ich werde allfällige Angebote sorgfältig prüfen") haben schon ziemlich früh Schlechtes erahnen lassen. (Nur wollten wir dies in unserer Meister-Euphorie gar nicht sehen.)
Canepa hatte gehofft, dass er mit Breitenreiter etwas aufbauen könnte. Mit der verschworenen Truppe und AB an der Spitze hoffte er, auch auf europäischer Ebene etwas reissen zu können. Ein paar punktuelle Veränderungen und wir hätten mit einer bärenstarken Truppe in die neue Saison starten können. Nun befinden wir uns wieder auf Feld1. Die Sicherheiten, die man sich in der letzten Saison erarbeitete, sind zum Teil weg (stärkster Spieler und der eigentliche Baumeister des Erfolges mit zwei wichtigen Assistenten und evtl. auch noch der Top-Torschütze) und das ganze Konstrukt ist ziemlich fragil geworden.
Canepa ist eine Idealist und/oder Träumer. Er hat offensichtlich geglaubt, dass die Zusammenarbeit mit Breitenreiter etwas Spezielles sei und der Trainer und Freund das genauso sehen würde und deshalb sicherlich seinen Vertrag erfüllen würde. Am 21. Mai wurde er eines Schlechteren belehrt. Wer Canepa an unserem eigentlichen Freudentag beobachtete, sah, dass er da mehr als unsere Niederlage gegen Luzern zu verarbeiten hatte. Die Enttäuschung muss grenzenlos sein. Zudem wird er sich über die Ausstiegsklausel im Vertrag ärgern. Den Meistertrainer für ein Butterbrot abgeben zu müssen, tut weh. Dass man dann versucht hat, wenigstens das Finanzielle etwas erträglicher zu gestalten, sollte man auch in Hoffenheim nachvollziehen können. Zumal der Milliardär an der Spitze die zusätzlichen Kosten locker aus der Portokasse begleichen kann.
Bleibt zu hoffen, dass nicht zu viel Geschirr zwischen Canepa und Breitenreiter zerbrochen wurde und die beiden sich schon bald wieder als Freunde begegnen können.
PS. Mein Post basiert selbstverständlich auf Vermutungen meinerseits. Vielleicht war alles auch ganz anders.
Urs Fischer«Ich staune immer wieder, wie viele Leute sich äussern und das Gefühl haben, dass sie Bescheid wissen»