Der Tagi berichtet heute auch wieder einmal von der Transferfront:
Tagi hat geschrieben: Laufen und leiden mit Hassli und Chikhaoui
Die neu verpflichteten Eric Hassli und Yassine Chikhaoui trainierten gestern erstmals mit Schweizer Meister FC Zürich.
Von Peter Bühler;Zürich
Eric Hassli rennt – und keucht dabei. Der Leistungstest im strömenden Regen auf der Allmend Brunau vor den Toren der Stadt Zürich bringt ihn sichtlich ausser Atem. Unter der Anleitung von Lauftrainer Hans Tanner, dem ehemaligen Schweizer Spitzenhochspringer, und Mitarbeitern des Olympischen Instituts in Lausanne werden Ausdauer und Stehvermögen der FCZ-Spieler mit Puls- und Herzfrequenzmessern geprüft. «Ich will sehen, wie fit sie sind», sagt Trainer Bernard Challandes und grinst.
Hassli aber leidet. Er ist erst am Sonntag in Zürich angekommen, direkt aus den Ferien. Und das Laufen ist nicht die Leidenschaft des 1,93 m grossen und 91 kg schweren Hünen. Der 26-jährige Franzose ist ein Strafraumspieler, ein Torjäger, einer, der oft am richtigen Ort steht, um einen Treffer zu erzielen. Aber er ist nicht nur der Vollstrecker, sondern auch ein technisch sehr versierter Spieler – «ein hervorragender Fussballer», wie sich Challandes ausdrückt.
Mehr offensive Varianten mit Hassli
Der Trainer ist glücklich über die Ankunft des robusten Stürmers. Er wird dem Angriffsspiel des FCZ eine physische Komponente verleihen, die in der Meistersaison oft gefehlt hat. «Wir können nun auch einmal einen hohen Ball in die Spitze spielen, ohne dass dieser sogleich verloren geht», sagt Challandes. Er ist überzeugt, dass Hassli eine klare Verstärkung für den Angriff und eine gute Ergänzung zu Raffael, Alphonse, Eudis und Schönbächler ist. «Er wird uns helfen», erklärt Challandes. Von der höchst durchschnittlichen letzten Saison des Stürmers mit nur zwei Toren in 25 Spielen für Valenciennes lässt sich Challandes nicht verunsichern. Bei seinen vorangegangenen Stationen in der Schweiz, in Genf bei Servette, bei Xamax und in St. Gallen, hat Hassli als Fussballer einen guten Eindruck hinterlassen. Allerdings gilt er nicht gerade als pflegeleicht, doch Challandes sagt: «Das werden wir schon hinkriegen.» An die Fersen von Hassli heftet sich an diesem verregneten Montagmorgen Yassine Chikhaoui. Der 20-jährige Tunesier ist mit 1,89 m nur ein wenig kleiner, aber mit 80 kg wesentlich leichter als der bullige Schrank aus Lothringen. Er bewegt sich leichtfüssiger, aber der nahrhafte Parcours geht auch ihm an die Substanz. Den Nationalspieler und WM-Teilnehmer 2006, der von Etoile Sportive du Sahel aus Sousse kam, hat Challandes als offensiven Mittelfeldspieler vorgesehen. «Ich denke, er kann Margairaz mehr oder weniger ersetzen», sagt der Trainer. Er erwartet von ihm ähnliche Qualitäten wie von seinem Vorgänger: «Entscheidende letzte Pässe und vor allem das eine oder andere Tor.» Zwei Mittelfeldspieler – und Djourou?
Den bis anhin schwachen Resultaten in der Vorbereitung mit lauter Niederlagen gegen Sion, Xamax und St. Gallen mag Challandes nicht zu viel Bedeutung beimessen. Am Samstag gegen St. Gallen sei der FCZ ebenbürtig gewesen, aber die Effizienz vor dem gegnerischen Tor habe gefehlt: «Und Goalie Johnny Leoni hatte nun wirklich nicht seinen besten Tag.» Wichtiger als die jüngsten Ergebnisse sind Challandes die kommenden knapp vier Wochen bis zum Meisterschaftsbeginn. Er geht erstens davon aus, dass Harald Gämperle beim FCZ bleibt. Er will seinen Assistenten unbedingt behalten. Dieser war gestern auf der Allmend Brunau übrigens mit gewohntem Eifer dabei. Und er fordert zweitens zwei neue Spieler für das zentrale Mittelfeld, auch wenn Silvan Aegerter vom FC Thun als dritter Neuzugang schon seit April feststeht. «Dzemaili und Inler sind Nationalspieler, Aegerter nicht», sagt Challandes. Er träumt von einem Transfer von Johan Djourou, einem alten Bekannten aus der Schweizer U-21. Bis zum 11. Juli wird sich entscheiden, ob der Nationalspieler in der kommenden Saison zum Kader von Arsenal gehört. Doch selbst ein Leihgeschäft wäre für den FCZ so oder so schwierig zu realisieren und wahrscheinlich zu teuer.
Test: Zwei Afrikaner, ein Brasilianer
Also sucht der Meister nach Alternativen. Bereits heute erscheinen wohl drei weitere Ausländer zum Test: je ein tunesischer und nigerianischer Nationalspieler sowie ein Brasilianer. Alle haben im zentralen Mittelfeld ihre angestammte Position. Und Challandes hofft, dass zumindest zwei von ihnen gut genug sind, um mit dem FCZ ab Donnerstag das Trainingslager in Celerina mitzumachen. Der Trainer sagt: «Wir müssen die neue Mannschaft möglichst schnell zusammenhaben. Der Start in die Meisterschaft und die Qualifikationsspiele zur Champions League rücken unaufhaltsam näher.»