Lieber Lulu
Als Du zu uns gekommen bist, pflegten wir uns mit fürchterlichem Rumpelkick vor leeren Rängen gegen den Abstieg zu wehren. Bei uns tummelten sich alte Spieler mit dickem Lohnchecks herum, die zwar einen gewissen Kultstatus bei den Fans, aber von der gepflegten Kugel keine Ahnung hatten.
Du hast unsern Laden kräftig durcheinander gewirbelt und Spieler mit Spielkultur geholt und gefördert. Durch die Arbeit mit ein paar Jungs aus dem Nachwuchs hast Du die ganze Juniorenabteilung aufgewertet. Junge Talente gehen wieder zum FCZ, das war lange anders. Deine feine Handschrift war nicht nur schnell einmal in der ersten Mannschaft, sondern im ganzen Verein zu erkennen. Durch die nicht ganz reibungslose aber fruchtbare Zusammenarbeit mit Bickel und Gämerle hast Du mehr erreicht, als ich noch vor wenigen Jahren zu hoffen gewagt hätte. Einen Cup-Sieg und zwei Meistertitel: damit steigst Du für mich in den Olymp der Götter auf. Du bist ganz dick in den FCZ-Geschichtsbücher. Imponiert hat mir aber vorallem Deine charmante und freundliche Art, wie Du mit allen umgegangen bist, das zeichnet Dich aus.
Dass Du aber auch einmal Deine Zelte abbrechen würdest, um in einer grösseren Liga Dein Glück zu suchen, war vorhersehbar und das ist Dir auch nicht zu verübeln. Ich hätte mir gehofft, dass dieser Wechsel mit mehr Stil über die Bühne gegangen wäre. Vermutlich haben es beide Vereine versäumt, diesen Transfer in Würde abzuschliessen. Die Herausforderung bei der Hertha ist riesig. Wenn Du es dort schaffst, Deinen Stil und Deine Ordnung durchzusetzten, wie Du es in Zürich geschafft hast, dann bist Du ein wahrhaft grosser Trainer.
Nun ja, wie dem auch sei, ich wünsche Dir und Harry in Berlin alles Gute und dass Du zwar diesen Wechsel nie bereuen wirst, aber auch dass Du Deine Zeit in Zürich in positiver Erinnerung behalten kannst. Besten Dank für alles, was Du uns gebracht hast.
Wenn's in Berlin mal nicht so läuft, lass Dich von der Presse nicht verrückt machen.
Ach ja, noch etwas: Bitte hol' nicht alle FCZ-Spieler zur Hertha. Ein Raffael oder ein Von Bergen erinnern mich an die guten alten Favre-Zeiten.