Beitragvon Mineiro » 02.12.09 @ 18:30
Hier in Berlin sind noch immer viele völlig ratlos über den Abschied von Lucien Favre. Ich persönlich war immer ein großer Fan von ihm, seit er hier in Berlin unterschrieben hatte, doch seit dem Sommer ging es zwischen ihm und der Mannschaft rapide bergab. Aus verschiedenen Quellen bei Hertha weiss ich, dass er das was er auf der PK erzählt hat zuvor so intern nie geäußert hat sondern das glatte Gegenteil. Auch die Entlassung selbst soll nur zustande gekommen sein, weil Lulu nach dem Hoffenheimspiel quasi darum gebettelt habe. Vor ein paar Wochen sagte ein Präsidiumsmitglied mal, dass er wohl auch heute noch Hertha-Trainer wäre, wenn er denn selbst darum gekämpft hätte, doch wenn jemand keine Rückendeckung will könne man ihn auch nur schwer stützen.
Als Hertha-Fan, der alle Hoffnungen in das langfristige Konzept mit Lucien Favre und dem Aufbau einer jungen Mannschaft, die modernen Fussball spielt gesetzt hatte, verstehe ich nun seit Saisonbeginn die Welt nicht mehr und ich frage mich, an welcher Stelle die Sache so massiv aus dem Ruder gelaufen ist, dass man sie am Ende nicht mehr kitten konnte.
Ich bin sehr gespannt darauf, wo Favre als Nächstes anheuern wird und welchen weiteren Verlauf seine Trainerkarriere nehmen wird. Seit er hier angefangen hat, hatte ich ein mulmiges Gefühl, wenn ich an den Tag dachte, an dem er mal nicht mehr hier Trainer sein würde. Nun bin ich sehr traurig, dass dieser Tag so früh gekommen ist und keiner das verhindern konnte. Hertha erlebt derzeit einen beispiellosen Absturz und läuft unter dem neuen Trainer Funkel massiv Gefahr abzusteigen. Funkel lässt das Team für meine Begriffe nicht ihren Stärken entsprechend spielen und kann Favre taktisch bei all seiner Erfahrung keinesfalls das Wasser reichen. Leider hatte aber auch Favre seine Fehler, so z.B. seine Öffentlichkeitsarbeit für den Verein, seine fehlende Fähigkeit wirklich Kompromisse zugunsten von Führungsspielern in der Mannschaft zu machen, seine Entscheidungsschwäche bei Transfers und sein zwanghafter Drang zur Professionalität mit dem er gnadenlos im zwischenmenschlichen Bereich immer wieder zerschlagenes Porzellan hinterlassen hat. Spieler, die damit große Probleme hatten, gab es bei uns viele (z.B. Chahed, Pantelic, Lucio sind nur einige wenige Beispiele).
Leider hat es in Berlin nicht zu einer Erfolgsstory gereicht, Herthas leere Kassen dank Dieter Hoeness haben dazu sicher auch massiv beigetragen. Gerade deshalb war man aber bereit, den Trainer Favre deutlich länger beim Misserfolg zu stützen als es dieser tatsächlich zugelassen hat.