Liebe Leser!
Was hat einen Mann wie Lucien Favre eigentlich geritten, bei Hertha anzuheuern? Hat er wirklich nicht gewusst, auf was er sich bei den Berlinern einlässt?
Irgendwie muss Manager Dieter Hoeneß dem Schweizer, der für seine akribische Art gerühmt wird, den Job als Hertha-Trainer ja schmackhaft gemacht haben.
Klar wird die Kohle stimmen. Mehr als die Fränkli vom FC Zürich wird ihm die sonst chronisch klamme Hertha sicher aufs Nummernkonto überweisen. Aber ist das wirklich so viel, das Favre dafür seinen sicheren Trainerposten in der Schweiz aufgab, um den Wackelstuhl der Hertha einzunehmen?
Der Mann muss doch aus allen Wolken fallen. Spielmacher Yildiray Bastürk nach Stuttgart getürmt. Hoffnungsträger Ashkan Dejagah an Wolfsburg verloren. Dick van Burik rausgeschmissen. Jetzt bohrt auch noch Sevilla an Spielmacher Kevin Boateng.
Ersatz? Fehlanzeige! Einziger Neuzugang ist der tschechische Torwart Jaroslav Drobny. Und der könnte schon die nächste Krise auslösen. Denn Hertha-Urgestein Christian Fiedler (seit 1990 im Klub) wird sich nicht still auf die Bank setzen.
Was bleibt, ist eine Mannschaft, die für alles steht – nur nicht für Erfolgsfußball!
Dabei sind die hochtrabenden Ziele der Berliner geblieben. Marschrichtung Europa. Das war auch in den letzten Jahren so. Nur: Außer vollmundigen Versprechungen war da nichts. Hertha Mittelmaß. Bestenfalls.
Noch haben Hoeneß und Favre knapp sechs Wochen Zeit, eine wettbewerbsfähige Mannschaft zu formen. Die Zeit drängt. Die besten Spieler sind längst vom Markt.
So wird das wieder nichts mit dem Platz im Uefa-Cup. Eher schon mit Liga zwei. Schade eigentlich um Lucien Favre. In der Schweiz dekorierte man ihn zuletzt zum Trainer des Jahres. Es wird wohl lange Zeit sein letzter Titel gewesen sein.
Carli Underberg
Quelle: Sportbild