Every Defense's Nightmare hat geschrieben:Gerne:
Als Guerrero einen verhinderten Eckball feiert
Es ist eine Mannschaftsleistung, welcher der FCZ das 4:2 gegen Basel verdankt. Trotzdem verdienen vier Exponenten des FCZ besondere Erwähnung.
Thomas SchifferleNiklas Helbling
Niklas Helbling, Thomas Schifferle
Publiziert heute um 09:43 Uhr
André Breitenreiter – Akribie und goldenes Händchen
Gut gemacht: André Breitenreiter stellt sein Team hervorragend auf Basel ein.
Gut gemacht: André Breitenreiter stellt sein Team hervorragend auf Basel ein.
Foto: Claudio De Capitani (Freshfocus)
Er wünsche sich ein torreiches Spiel mit einem Sieg für den FCZ, sagte der Trainer im Vorfeld der Partie. Dann gewinnt Zürich 4:2, alles perfekt also? Nicht ganz, wenn man André Breitenreiter fragt. Sein Team habe hervorragend begonnen, «die ersten dreissig Minuten waren das Beste, was wir in dieser Saison gespielt haben». Doch nach dem 2:1 sei Zürich nicht mehr ganz so fokussiert gewesen und habe das Spiel etwas aus der Hand gegeben. «Wir haben es verpasst, früher für die Entscheidung zu sorgen», sagt Breitenreiter. Dennoch ist er zufrieden, denn seine Mannschaft findet die richtige Antwort auf die Systemumstellungen des FCB.
Das hat viel mit dem Trainer zu tun, der seine Mannschaft perfekt auf diesen Gegner eingestellt hat. Das ist vor allem in den ersten Minuten zu sehen. Der FCZ ist in allen Belangen überlegen, führt die Zweikämpfe entschiedener und spielt mutig sowie hart, aber nie unfair. Er stehe auf aggressives Spiel, sagt Breitenreiter. Und die Basler bekommen das zu spüren. «Die Zürcher haben uns regelrecht überfahren», sagt Michael Lang.
Breitenreiter wollte sich auf verschiedene Szenarien vorbereiten, um vom neuen FCB-Trainer Guillermo Abascal nicht überrascht zu werden. Das ist dem 48-jährigen Deutschen gelungen, wieder einmal beweist Breitenreiter seine Akribie in der Spielvorbereitung. Und die Spieler beweisen, die Vorgaben perfekt umsetzen zu können.
Zudem zeigt der Trainer ein goldenes Händchen, als er Aiyegun Tosin durch Wilfried Gnonto ersetzt. Wenige Minuten nach der Einwechslung lanciert Gnonto mit einem Steilpass Ousmane Doumbia, der zum vermeintlichen 3:1 für die Gastgeber trifft. Weil das Tor wegen Abseits aberkannt wird, ist es dann Gnonto selbst, der in der 78. Minute für den dritten Zürcher Treffer sorgt. Und Breitenreiter kann für sich bilanzieren: wieder alles richtig gemacht.
Antonio Marchesano – Elfmeter ins Glück
Zum 13. Mal tritt Antonio Marchesano in der Super League für den FCZ zum Penalty an, zum 13. Mal verwandelt er ihn. Der Tessiner lässt Heinz Lindner im Tor des FCB mit seinem scharfen Schuss in die rechte Ecke keine Chance. Es ist bereits das fünfte Penaltytor in der laufenden Saison für den 31-Jährigen. Marchesano ist sozusagen der Glücksbringer des FCZ – elfmal gewannen die Zürcher, wenn er aus elf Metern traf, nur einmal verloren sie.
Das 1:0 in der 8. Minute war die logische Folge der Anfangsoffensive der Gastgeber. «Wir haben überragend begonnen, die erste Halbzeit war unsere beste der Saison», sagt Marchesano. Danach habe man die Pace aber nicht halten können, dennoch freut er sich über «ein tolles Fest und einen verdienten Sieg». Dabei hat er auch noch ein wenig Pech, fast wäre er zum Doppeltorschützen geworden, sein Schlenzer in der 60. Minute landet aber am Aussenpfosten. In der 69. Minute wird er durch Ante Coric ersetzt.
Blaz Kramer – wer Kramer haben kann
Als Blaz Kramer 2019 aus Wolfsburg nach Zürich kam, sagte der damalige Sportchef Thomas Bickel: «Wenn man Blaz Kramer haben kann, muss man ihn holen.» Diese Worte verfolgten ihn lange.
Kramer hatte in seinem ersten Herbst zwar einmal eine gute Phase. Da gelangen ihm in sieben Spielen sieben Tore. Zu seinem Problem ist aber geworden, dass er diese Quote nie mehr auch nur annähernd erreicht hat. Und darum ist er bis heute nicht der Stürmer, der ungeteilte Anerkennung findet. Mit seiner Feinmotorik hapert es manchmal wie beim Umgang mit dem Ball.
Ein Bild, drei Geschichten: Blaz Kramer, Antonio Marchesano und Adrian Guerrero (von links), Slowene, Tessiner und Spanier.
Foto: Claudio De Capitani (Freshfocus)
Ein Bild, drei Geschichten: Blaz Kramer, Antonio Marchesano und Adrian Guerrero (von links), Slowene, Tessiner und Spanier.
Foto: Claudio De Capitani (Freshfocus)
Auf zwei Tore kommt er diese Saison erst in zwölf (Kurz-)Einsätzen, bevor sich André Breitenreiter entschliesst, ihn gegen Basel als Ersatz für den gesperrten Assan Ceesay zu nominieren. Nach 16 Minuten hat der 25-jährige Slowene das Vertrauen seines Trainers schon zurückgezahlt. Er braucht keine grossen Verrenkungen zu machen, als er die Vorarbeit von Tosin zum 2:0 abschliesst. Aber Tor ist Tor, und es ist ein wichtiges auf dem Weg zum Sieg. In der zweiten Halbzeit hat er gute Momente, zuletzt mit dem Assist bei Nikola Boranijasevics 4:2.
Im Sommer läuft sein Vertrag in Zürich aus. Wie es weitergeht, ist offen. «Wir sind in Gesprächen», sagt Sportchef Marinko Jurendic, «aber entschieden ist noch gar nichts.»Adrian Guerrero – dieser Antrieb und dieser Jubel
Es ist ein Moment, der so viel sagt über Adrian Guerrero und über die Stimmung im Stadion. Die 94. Minute läuft schon, als er sich an der eigenen Grundlinie in einem Zweikampf mit Esposito durchsetzen und einen Eckball verhindern kann. Und was macht Guerrero? Er jubelt, als hätte er gerade ein Tor erzielt. Und die Zuschauer in dieser Ecke jubeln mit.
Guerrero ist Spanier, ausgebildet in La Masia, der berühmten Nachwuchsschule des FC Barcelona. Im Sommer 2020 wechselte er von Valencia B nach Lugano. Das war für ihn ein erster Schritt, um weiterzukommen. Als der FCZ auf ihn zuging, erkannte er die Chance zum nächsten Schritt. Seit vergangenem Sommer ist er nun in Zürich. Geholt als wesentlicher Teil der Analyse von Sportchef Marinko Jurendic und seinem Team, dass die linke Seite mit einem offensiv ausgerichteten Spieler verstärkt werden muss. So wie eben die rechte mit Nikola Boranijasevic.
Er sei ein sehr, sehr umgänglicher, professioneller und klar denkender Spieler, sagt Jurendic über den Aussenläufer. Und noch etwas fügt er bei: «Er ist in einem Umfeld aufgewachsen, in dem man Freude am Fussball hat. Das strahlt er aus.» Guerrero beweist es Woche für Woche.