likavi hat geschrieben:Zhyrus hat geschrieben:Das sind Brunz Aussagen! Wer und wie viele haben das angeblich gesagt?
Ob sie jetzt wirklich übertrainiert sind, kann ich nicht beurteilen, aber irgend ein physisches Problem scheint die Mannschaft tatsächlich zu haben. Nur rein mit mentaler Blockade lassen sich die Auftritte in den letzten Wochen nicht erklären. Der FCZ war in den letzten Jahren immer eher die Techniker-, als die Fighter-Truppe, aber dass man läuferisch und in den Zweikämpfen wirklich so saftlos daherkommt, wie in den letzten Wochen, gab es in den vergangenen Jahren bei gleichem/ähnlichem Personal nie.
Wie gesagt, ich will und kann Kern nicht freisprechen, da ich weder einen Überblick über die Trainingspläne, die Fitnesswerte der Spieler habe noch mir anmassen würde als Laie, das Training - zumindest vom Schiff aus - zu beurteilen. Mir missfiel aber der Artikel, der meines Erachtens auf einer recht dünnen Grundlage, irgendwelche Theorien aufstellt. Das übliche Muster ist erkennbar, dass man auf einer Aussage eines Spielers ohne Nennung des Zeitpunkts, der Quelle oder Kontext, eine Geschichte spinnt, die man versucht mit Expertenmeinungen zu untermauern, wobei sich dieser bloss generell zum Zusammenhang Training und Erschöpfung äussert. Eigentlich würde ich von einem Profi-Verein erwarten, dass ein derart falsches Training über die Jahre auffällt und dass man persönliche Konsequenzen zieht. Auf der anderen Seite könnte mich der grösste Dilettantismus beim FCZ auch nicht mehr überraschen.
Trotzdem, wenn ich mich an die letzten Spiele zurück erinnere, fällt mir primär starke Leistungsschwankungen auf. In den leider äusserst seltenen Fällen und Phasen, wenn alle mitziehen und an das taktische Konzept und die eigene Stärke glaubten, war man durchaus in der Lage, verhältnismässig ordentlichen und auch physisch einwandfreien Fussball zu Spielen. Frappant war aber, dass man jedes Mal beim kleinsten Gegenwind einknickt und in die Einzelteile zerfällt. Es brauchte in der letzten Zeit einen (!) halbwegs gelungenen Angriff der Gegner und es herrschte die totale Verunsicherung. Das deutet für mich hauptsächlich auf ein mentales Problem hin. Die Niederlage in St. Gallen würde ich - vor einer (rein) physischen Ursache - mindestens 3 anderen Gründen zuschreiben:
(a) Totale mentale Verkrampfung. Der Sieg war die einzige Alternative nach dem Luganodesaster. Nach ordentlichen 5 min, fiel man nach dem ersten St. Galler Nadelstich in eine Schockstarre. Dazu gehören meines Erachtens die vogelfreie Interpretation der eigenen Rolle (ich lümmle/renne dahin, wo ich es gerade als richtig erachte), die fehlende Antizipation (Was ist der nächste "Move" der St. Galler?) und Abstimmung mit den Kollegen (Wie kann ich ihn unterstützen? Wohin muss ich rennen, wenn er dahin geht?) und daraus resultierend unnötige Verzweiflungstaten wie Bälle einfach nur noch wegdreschen oder die auf-den-Teufel-komm-raus-Grätschen von Sanchez.
(b) Fehlende Abstimmung. Neues taktisches System, 5 neue Spieler, eine missglückte Aussenverteidigerrochade. Das taktische Konzept war nicht erkennbar. Es kann jeder selber urteilen, ob es an der fehlenden Spielintelligenz unserer Spieler oder dem fehlenden Gespür Fortes lag, einer verunsicherten Mannschaft nach 2 Trainingseinheiten ein neues Korsett verpassen zu wollen. Man gewährte den St. Galler, die einen einfachen Fussball spielten, Riesenräume. Yapi und Sarr konnten keine defensive Stabilität bringen, standen mehrheitlich im Schilf und versagten die (schwache) Verteidigung abzuschirmen. Bei Brunner und Kone stimmte weder die Abstimmung noch die gegenseitige Unterstützung. Bua liess zuerst Koch danach Vinicius defensiv allein, was deren Aufgabe gegen die antrittstarken St. Galler erschwerte. In der Offensive war es auch nicht besser! Kerzhakov war auf verlorenen Posten. Wenn man sich nicht bewegt, ist das Passen zwar sehr schwierig, aber die vielen haarsträubenden und postwendenden Ballverluste erklärt das noch lange nicht. Man wusste weder wohin man passen sollte (Konzept?) noch hatte man die nötige Konzentration und Ruhe einen gescheiten Pass zu spielen. Das sind für mich keine physischen Probleme, sondern taktische Versäumnisse, bzw. Konzentrationslücken! ESchlicht kopflos gespielt! So schlecht kannst du gar nicht trainieren, dass du dich nach 5 min Spielzeit aufgrund körperlichen Defiziten so schlecht gegenseitig unterstütztst!
(c) Schlechte Antizipation der St. Galler Aufstellung. Den einzigen Kämpfer liess man mit Grgic auf der Bank. Bua offensichtlich überhaupt nicht fit und in der Lage irgendeinen Akzent zu setzen, völlig verschenkt. Kone wusste nicht was er zu tun hatte, verpuffte auch. Techniker Chiumiento warf man ausgerechnet dem Kämpfer Mutsch vor und dieser konnte schalten und walten wie er wollte. Hinten gab es diverse Laufduelle von Aratore und Salli gegen unsere eher langsame Verteidigung (Paradebeispiel, die Rote Karte von Sanchez, die Überforderung Brunners, dessen Stärke noch nie einen unwiderstehlichen Antritt war).
Im Luganospiel agierte man hinten zwar auch grobfahrlässig. Die Distanzen zwischen den Verteidigern und zwischen den Verteidiger und defensiven Mittelfeldspieler lädt Gegner gerade dazu ein, Tempo aufzunehmen und sich locker durch unsere Defensive kombinieren. So geprägt auch diese Partie von einer Konzeptlosig- und Fehlerhaftigkeit war, so zeigte man nach einer Stunde in einer 15 min Phase, dass man körperlich eben sehr wohl mithalten kann. Ähnliches gibt es aus den Spielen gegen Basel zu berichten.
Irgendwie muss man den Jungs ein System verpassen, dass sie (a) verstehen und (b) an das sie glauben, dann kann man meines Erachtens auch physisch dagegen halten!