Lieber Devante,
Ich kann dir den Umstand gerne etwas verständlich darlegen - eine Fahnendiskussion gab es im ehemaligen Yugoslavien bereits schon. Hierführ empfehle ich dir folgende mitreissende Doku zu schauen (once brothers):
http://www.youtube.com/watch?v=75IGqPlM2TMKurz zusammengefasst: Vlade Divac und Drazen Petkovic standen einst wie "Brüder" zueinander, bis Vlade nach dem Triumph an den Weltmeisterschaften einem "Fan", welcher mit einer kroatisch-nationalistischen Fahne jubelte, diese aus den Händen riss und sie sorgsam entfernte. Weshalb er dies tat - weil nationalistische und politische Botschaften im Sport völlig deplaziert sind. Anno dazumal Kroatien auch noch kein unabhängiger Staat war und Yugoslavien als Einheit existierte. Die Moral der Geschichte: Gegen faschistisches und ultranationales Gedankengut ist kaum jemand gewappnet.
Das Salz in der Suppe gestern war, dass ein Serbe die Fahne von der Drohne nahm - seriously? Man hätte bestimmt abwarten sollen bis ein belustigter Albaner sie runter nimmt - im Hexenkessel von Belgrad, wo die ultranationalistischen Fans durch jede Sekunde wo diese zu sehen war noch etwas mehr provoziert wurden. Die Reaktion des serbischen Spielers aus meiner Sicht war daher absolut korrekt (idealerweise hätte der Serbe die Fahne gemeinsam mit einem albanischen Spieler runtergenommen und sie hätten diese Arm in Arm herausgebracht - eine schöne Utopie - es ist jedoch nicht zu vergesse, es standen keine Politologen oder Diplomaten auf dem Platz, es waren einfache Sportler). Als Rechtfertigung könnte man allenfalls das FIFA-Reglement konsultieren, welches sich ausdrücklich von der Zuraschaustellung politischer Botschaften an öffentlichen Anlässen distanziert. Der Umstand, dass die Drohne vom Bruder des albanischen Präsidenten gesteuert wurde, macht es wahrlich nicht besser...soviel zum Thema. Grosses Kino - Satire pur. Ich möchte mir nicht in meinen kühnsten Träumen vorstellen wollen was geschehen wäre, wenn sich dieselbe Szenerie in Tirana abgespielt hätte?!?!?
Zur Frage: Weshalb geht es den Menschen so nahe? Bei einer Arbeitslosenquote von ca. 20% bis 30% in Serbien und Albanien verwundert es kaum, dass den Menschen nicht mehr viel im Leben übrig bleit, ausser vlt. der Nationalstolz. Der Bildungsstandard lässt sich auch kaum mit demjenigen in der Schweiz vergleichen. Von demher überrascht mich die Situation nicht sonderlich. Vergleiche es mit jemandem auf einem LSD Tripp in einem Käfig voller hungriger Löwen. Das kann nicht gut ausgehen.
Summa summarum werden die Serben (historisch bedingt und selber schuld) vermutlich drakonisch bestraft (Forfaitniederlage, Ausschluss, Geisterspiele). Fair wäre ein Ausschluss beider Teams - die Geschichte entwickelt sich nämlich zu einer kleinen Staatsaffäre. Sollen doch beide Seiten mal etwas aus dem Vorfall lernen, endlich zusammensitzen und in gewisser Form Frieden finden und Frieden fördern. Lächerlich wenn man durch die sozialen Medien geht und in der Schweiz aufgewachsene Jungs/Mädels beider Lager verfolgt und auf nationalistisches Scheissgeschwafel stösst. Wie es Burim bereits angetönt hatte: Lieber sich davon distanzieren.