Security-Willkür im Berner Stade de Suisse?von Adrian MüllerBeim Spiel YB-FC Luzern stürmten Sicherheitsleute den Luzerner Fanblock - angeblich weil das Stade de Suisse keine Abstimmungs-Parolen dulde. Etliche Unbeteiligte wurden dabei verletzt. Nun ist ein erstes Video der Scharmützel aufgetaucht. [youtube]<object width="425" height="344"><param name="movie" value="http://www.youtube.com/v/uxvNd9F_EIk&hl=de&fs=1"></param><param name="allowFullScreen" value="true"></param><param name="allowscriptaccess" value="always"></param><embed src="http://www.youtube.com/v/uxvNd9F_EIk&hl=de&fs=1" type="application/x-shockwave-flash" allowscriptaccess="always" allowfullscreen="true" width="425" height="344"></embed></object>[/youtube]
Ein an sich harmloses Plakat sorgte am Spiel YB-FC Luzern vom vergangenen Sonntag für mehrere verletzte Personen. Als Luzerner Fans mit dem Banner «Nein zu Polizeiwillkür» für das kantonale Referendum gegen den Beitritt des Kantons Luzern zum «Hooligan-Konkordat» werben, stürmen Stade de Suisse-Sicherheitsleute in Kampfmontur den Block, um das Plakat zu entfernen.
Unbeteiligte erhalten PrügelDabei geraten die Fans und Security aneinander: «Plötzlich standen schwarz gekleidete Sicherheitsleute zwischen uns Luzernern und prügelten mit Stöcken wahllos auf die Leute ein. Es gab viele Verletzte unter den Fans, eine Person trug gar einen Nasenbeinbruch davon», schildert ein Luzerner Fan den Vorfall.
Laut YB-Pressechef Charles Beuret mussten sich die Sicherheitsleute wehren, weil gewaltbereite Luzern-Anhänger auf sie losgingen. Schuldfrage hin oder her: Viele Fussballanhänger können nicht verstehen, warum wegen eines Abstimmungs-Plakats ein Fanblock gestürmt wird. «Unsere Stadionordnung duldet keine politischen Aktionen», begründet Beuret den Einsatz.
In anderen Stadien erlaubtDoch wer diesen Passus in der betreffenden Stadionordnung nachlesen will, sucht vergeblich. «Es gibt dort keine Regelung betreffend Transparenten», hält der Christian Wandeler von der Fanarbeit Luzern fest. In der Tat: Weder auf der Webseite noch auf den Matchtickets noch dem Matchprogramm stehen die Grundlagen, mit welchen YB den Einsatz gegen die Luzerner Fans rechtfertigt. Handeln die Wankdorf-Sicherheitsleute willkürlich?
Info-Box
Ausschreitungen auch nach dem Spiel
«Die Entfernung des Transparentes war ganz klar der Auslöser des späteren Krawalls», sagte Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei Bern, gegenüber der «Berner Zeitung». Dieser Aussage wiederspricht YB-Pressesprecher Beuret: An den Ausschreitungen seien auch Luzerner Fans mit Stadionverbot beteiligt gewesen - die seien gar nie im Stade de Suisse gewesen.
Nach dem Fussballmatch Young Boys gegen Luzern ist es am Sonntagabend in Bern zu Auseinandersetzungen zwischen Fans und der Polizei gekommen. Auf beiden Seiten gab es Verletzte.
Nach dem deutlichen Sieg von YB kam es ausserhalb des Stade de Suisse zu Scharmützeln zwischen den Fans beider Mannschaften und der Polizei, wie die Kantonspolizei am Montag mitteilte. Die Fans griffen mit Flaschen, Steinen und anderen Wurfgeschossen an, die Polizei antwortete mit Reizstoff und Gummischrot.
Extremistische Abstimmungsparole?«Gemäss den Regelementen der Swiss Football League SFL sind solche Plakate erlaubt», erklärt Wandeler von der Fanarbeit Luzern gegenüber 20 Minuten Online. Die Fans hätten das Plakat bereits in Vaduz, Neuenburg und Luzern gehisst, ohne dass Sicherheitskräfte eingeschritten wären. Zudem seien die Plakate am Stadioneingang des Wankdorfs kontrolliert und gutgeheissen worden.
Die Richtlinien der SFL (Unerlaubtes Mitführen von Gegenständen, Artikel 15) halten fest, dass nur Transparente «mit rassistischem, provokativem, beleidigendem, pietätlosen oder politisch extremistischem Aufdruck» verboten sind.
Peter Hänggi, Präsident der Sicherheitskommision der SFL, wollte zum Fall keine Stellung nehmen. Er werde sich am Mittwoch mit der Verantwortlichen treffen und sich über die Geschehnisse informieren. Es ist jedoch schwer anzunehmen, dass die SFL die Abstimmungsparolen als «politsch extrem» taxiert.
Inzwischen zeigt sich auch YB reuig: «Im Nachhinein ist man immer schlauer – man hätte den Einsatz nicht durchführen sollen», erklärt Beuret.
20 Minutenwww.20min.ch