Beitragvon rote karte » 05.06.07 @ 21:47
Junge Züricher auf Herthas Wunschliste
Trainer Lucien Favre möchte Mittelfeldspieler Inler und Stürmer Raffael nach Berlin holen. Werben um Brasilianer Alex
Von Sebastian Schlichting und Dirk Banse
Gökhan Inler hat Lucien Favre viel zu verdanken. Favre holte den Mittelfeldspieler Anfang 2006 vom FC Aarau, wo er nur auf der Ersatzbank saß, zum FC Zürich. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Favre setzte von Anfang an auf den heute 22-Jährigen und machte ihn zum Nationalspieler. Inlers Entwicklung ist atemberaubend. Jüngstes Beispiel: Das Länderspiel der Schweizer am Sonnabend gegen Argentinien (das 1:1 endete). Schon davor waren mehrere ausländische Vereine hinter ihm her, nach seinem grandiosen Auftritt im St. Jakobs-Park zu Basel sollen es angeblich über 20 sein.
Darunter Hertha BSC. "Ich habe eine offizielle Anfrage vorliegen", sagt Inlers Berater Dino Lamberti. Hertha-Manager Dieter Hoeneß sagt, dass Inler "ein sehr interessanter Spieler ist". Eine Meinung, die er mit Klubverantwortlichen quer durch Europa teilt. Viel Konkurrenz für Hertha, die Berliner könnten jedoch einen entscheidenden Vorteil haben: Lucien Favre. Der neue Hertha-Trainer ist begeistert von Inler, möchte ihn mit nach Berlin bringen.
Udinese Calcio bietet vier Millionen Euro
Allerdings müsste Hertha tief in die Tasche greifen, da Inlers Vertrag in Zürich noch bis 2009 läuft. Er hat eine Ausstiegsklausel in Höhe von einer Million Euro, doch der italienische Klub Udinese Calcio hat bereits vier Millionen Euro geboten.
"Hertha ist aber nicht aus dem Rennen", sagt Berater Lamberti, der eine schnelle Entscheidung zu Inlers Zukunft ankündigt. Zu einem Problem für Hertha könnte das momentan angespannte Verhältnis zum FC Zürich werden. Präsident Ancillo Canepa hat bereits angekündigt, dass es keinen Ausverkauf seiner Spieler nach Berlin geben wird.
In Zürich geht die Angst um, nachdem mit Blerim Dzemaili (zu Osasuna nach Spanien) und Xavier Margairaz (zu den Bolton Wanderers nach England) zunächst zwei Spieler gegangen sind. Danach unterschrieb Favre in Berlin - jetzt besteht die Befürchtung, dass er mehrere seiner Schützlinge nachholt.
Wohl nicht ganz grundlos, Hertha sucht neben einem Mittelfeldspieler und mindestens einem Verteidiger auch einen Stürmer. Auch da hat Favre einen Mann im Visier, den er bereits aus Zürich kennt. Und von dem er eine sehr hohe Meinung hat. Stürmer Raffael hat in der abgelaufenen Saison 14 Tore erzielt und über 20 vorbereitet. Ihn hat Favre beim Zweitligisten FC Chiasso entdeckt, er gilt als Lieblingsspieler des Trainers.
Doch der Brasilianer hat auch neben dem Platz schon auf sich aufmerksam gemacht - Marcelinho lässt grüßen.
So kam er einst zehn Tage nicht zum Training, sogar von einer Entführung war die Rede. Letztlich hatten ihm aber wohl zwei Berater den Floh ins Ohr gesetzt, dass er deutlich mehr Geld vom Verein bekommen müsse. Zürich soll den Vertrag danach aufgebessert haben, Raffael kam zurück und schoss weiter Tor um Tor.
Der Haken: Er ist bis 2011 an den FCZ gebunden, ohne Ausstiegsklausel. Deshalb hat er im Gegensatz zu Inler wenig Angebote, aber der griechische Verein Olympiakos Piräus will ihn haben. Von Hertha gibt es bislang kein offizielles Angebot.
Entscheidung von Alex naht
Favre hat seine Favoriten, darüber hinaus haben Hoeneß und Herthas Scouts in letzter Zeit viele Spieler intensiv unter die Lupe genommen. Darunter Innenverteidiger Daniel Majstorovic (30) und Stürmer-Talent Ivan Rakitic (19/beide vom FC Basel). Die Liste der Kandidaten steht. Von Zeitdruck will Hoeneß nichts wissen: "Die Transferperiode endet ja erst am 31. August."
Eine schnellere Entscheidung wird es im Fall Alex (29 Jahre) geben. Der zentrale Mittelfeldspieler von Fenerbahce Istanbul wird intensiv umworben, da er das Vertragsangebot seines bisherigen Klubs nicht angenommen hat. Momentan ist Alex im Urlaub, will sich aber bald entscheiden, ob er nach Berlin kommt.
Aus der Berliner Morgenpost vom 5. Juni 2007