Sensationell - 2:0 dank Senderos und Behrami
VON MARIO CASANOVA
BERN – Die Schweizer Nati war so heiss wie ein Vulkan! Und nur ein Volkan im Türken-Tor verhinderte, dass die Schweiz «nur» 2:0 im Barrage-Hinspiel gewinnen konnte. Eine sensationelle Ausgangslage fürs Rückspiel.
Was für eine Stimmung in Stade de Suisse: Über 31´000 Fans (davon 4000 Türken), fast so viele Schweizer Fahnen, 22 Spieler und ein Ziel: Sich für die WM 2006 in Deutschland zu qualifizieren.
Und darum wurde sofort vorwärts marschiert. Mit einer ersten Chance allerdings für die Türken nach 137 Sekunden: Doch Zubi verschaffte sich nach einem Corner mit einer Glanztat auf der Linie selbst die nötige Sicherheit.
Kurz darauf drei gute Schweizer Chancen im Minuten-Takt: Türken-Goalie Volkan hatte mit einem 25-m-Freistoss von Alex Frei keine Mühe (4.), Daniel Gygax suchte nach toller Vorarbeit von Tranquillo Barnetta und Alex Frei zu überhastet den Abschluss (5.), dafür vertändelte Marco Streller eine gute Schussgelegenheit (6.).
Die 13. Minute wäre dann fast zur ersten Glücksminute für die Schweiz geworden: Frei drosch einen Freistoss aus 17 m in die Mauer, den Nachschuss von Ludovic Magnin benutzte Volkan dazu, mit einer Glanzparade sämtlichen Leuten den Mund zu stopfen, die in ihm einen Unsicherheits-Faktor gesehen hatte.
Der «rote» Sturmlauf auf ein Tor ging weiter. In der 20. Minute sündigte Stuttgart-Söldner Streller erneut, als er völlig freistehend aus 15 Metern mit dem Aussenrist verzog. Zwei Minuten später nach einem Barnetta-Eckball verhinderte Teufelskerl Volkan gegen Streller und Senderos erneut einen Rückstand.
Die Türken konnten erst nach einer halben Stunde das Spiel etwas ausgeglichener gestalten. Und da im Schweizer Tor auch Zuberbühler so heiss wie Volkan war, landeten der Aufsetzer von Tuncay (36.) und ein Schuss vom 34-jährigen Altstars Hakan Sükür (44 Tore in 100 Länderspielen) nicht im Tor.
In der 41. Minute wars endlich soweit: Freistoss für die Schweiz. Diesmal trat – wie beim 1:1 gegen Frankreich – Magnin an. Senderos verlängerte aus 11 Metern mit der Scheitel ins lange Eck – 1:0. Da war auch der Volkan machtlos.
Was muss Türkei-Coach Fatih Terim in der Pause geschimpft haben: Seine Spieler kamen wie verwandelt aus der Kabine, setzten die Schweizer in den ersten zehn Minuten gehörig unter Druck. Aber nicht für lange.
57. Minute: Magnin passt in bekannter Manier von links flach vors Tor – und sein Stuttgart-Kollege Marco Streller bringt es fertig, diesen Ball aus 5 Metern nicht an Volkan vorbeizuschieben – eine 99,9-Prozent-Chance!
In der 66. Minute fischt Volkan einen Cabanas-Freistoss aus 20 Metern aus der Ecke, beim anschliessenden Nachsetzen trifft Streller Volkan unabsichtlich am Kopf und sieht Gelb.
Doch nicht diese Verwarnung tut der Köbi-Mannschaft weh, sondern jene drei Minuten später. Ludovic Magnin fehlt nach einem Foul an Tümer an der Seitenlinie am nächsten Mittwoch im Rückspiel. Christoph Spycher kann sich auf der linken Abwehrseite schon mal warmlaufen.
Die Türken suchen nun etwas vehementer den Ausgleich. Das eröffnete der Schweiz Konterchancen. Und Valon Behrami, der Lazio-Söldner, der erst zwei Minuten für die Schweiz gespielt hat und in der 83. Minute für Barnetta eingewechselt wurde (in der 77. Minute kam schon Vonlanthen für Streller), nahm einen Frei-Pass aus 9 Metern direkt mit rechts ab – 2:0!
Was für ein Tor. Was für eine starke Schweizer Mannschaft ohne Ausfall, was für eine Ausgangslage fürs Rückspiel. Wer zweifelt jetzt noch, dass die Schweiz 2006 nicht in Deutschland dabei ist?
SCHWEIZ - TÜRKEI 2:0
Stade de Suisse, Bern. - 31 130 Zuschauer (ausverkauft). - SR Michel (Slk).
Tore: 41. Senderos 1:0. 86. Behrami 2:0.
Schweiz: Zuberbühler; Philipp Degen, Müller, Senderos, Magnin; Gygax, Cabanas, Vogel, Barnetta (83. Behrami); Frei, Streller (77. Vonlanthen).