Das Wohlfühl- Stadion (REPRESSION GEGEN FUSSBALLFANS)

Hier kommt alles über Fussball rein, das nicht mit dem FCZ zu tun hat.
bajazzo
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Beitragvon bajazzo » 20.10.05 @ 12:49

oder so? :-)

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Wer denkt zu sein, hat aufgehört zu werden... :-)


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pexito
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Beitragvon pexito » 20.10.05 @ 18:46

Die Frage sei erlaubt

Allgemein ist frühestens seit der EM-Vergabe und spätestens nach Kopenhagen, eine neue Tagesordnung für den Fussballfan angebrochen. Die direkten Auswirkungen nach Kopenhagen konnten in Aarau festgestellt werden, da war das Polizei Aufgebot grösser als auch schon. Auf die Zwischenfälle dort möchte ich nicht näher eingehen. Oder den Zivilbullen im Hardturm mit Kamera. Dennoch seien gewisse Fragen erlaubt. Doch davor eine Bestandesaufnahme von Fankategorien (nicht ausschliesslich auf FCZ Fans vollzogen).

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Hooligan
Der verbreiteter Ausdruck für einen gewalttätigen, randalierenden Fan. In den vergangenen Jahren haben sie sich hauptsächlich um Ihre eigenen Prügelaktionen und Versammlungen gekümmert. Hauptsache Schlägerei mit Ehrenkodex und Adrenalinaustoss, danach fühlt man auch wieder. Ob Schmerz oder Freude ist ganz von der Prügelei abhängig, ich nehme an, normalerweise beides. Sie betrachten die Treffen als Sport, als Extremsport sozusagen. Meine Kenntnisse von Hooliganismus sind begrenzt, allerdings zeichnen sich Trends ab, die bei Hooligans unerwünscht oder zumindest nicht gewünscht sind. Der sozial gut situierte Hooligan, welcher sich am Wochenende ohne Einsatz von Waffen prügeln und messen will, verendet langsam zum Mythos. Die kleine Anzahl solcher Hooligans entspricht kaum mehr der grossen randalierenden Masse an. Ihre Identifikation zum Klub war, etwas verallgemeinert, nie sonderlich gross. Und sie wird kleiner, denn die von Ihnen gesuchte ‚Action’ wird rar. Hool-Gruppierungen haben Prügeleien als oberstes Ziel, alles andere ist auswechselbar und muss es auch sein. Denn Gewalt kann für Hools zur Droge werden. Ziel der Hool-Gruppierung: Einerseits soll die Gruppe stark und zahlreich sein, anderseits sich im Groben an den Kodex halten. Sie überschreiten die Gesetzesgrenzen bei Ihren Schlägereien und gelegentlich mit randalierendem Auftreten. In den Medien wird gerne das Schlagwort „Hooligans“ für anderweitig orientierte Fans benutzt.

Ultras
Der Ausdruck sollte eigentlich eingefleischte Fans betiteln, welche mit verschiedenen Mittel die Unterstützung des geliebten Fussballklubs anstreben. Singen, Klatschen, Chöre und Choreographien sind das Repertoire, allenfalls kombiniert mit pyrotechnischen Aktionen. Sie können sich in mehreren Gruppen organisieren, müssen aber nicht. Typischerweise sind sie durch das Tragen von speziellen Fanartikeln (Schals, Doppelhalter, Banner) erkennbar. Ultras können auch vereinzelt auftreten, solange die Ideologie sich deckt. Das Messen zwischen Ultras begnügt sich traditionellerweise auf die Choreos, Gesänge, Sprechchöre, kurzum auf die Unterstützung des Klubs. Der Ultra erhebt teilweise unberechtigten Anspruch auf spezielle Betreuung vom Klub. Sei es im Preissegment, erfüllen von Wünschen, speziellen Schutz gegenüber dem Gesetz, Anhörung seiner Umstände bei Klubverantwortliche. Ultras sind in der Schweiz im Aufwind. Sie stellen die Mehrheit an treuen, reisefreudigen, kreativen Fans. Ihre Identifikation mit dem Klub ist sehr stark, Ihre Arbeit ehrenamtlich. Oftmals werden Ihre Projekte wirtschaftlich genutzt, nicht immer aber zum Wohle des Klubs. Fallen Ultras negativ in den Medien auf, dann vor allem wegen Aktionen innerhalb der Stadien (Pyro, Kassensturm etc.). Oftmals wird der Begriff Ultras und Hooligan in den Medien vermischt, was zur Unbeliebtheit und Kriminalisierung von Ultras führt.

Fussballkenner, -liebhaber
Der Kenner des Fussballs verschreibt sich selbst mit Vorliebe dem Fussball, üblicherweise ist er ein bekennender Fan eines Vereins, nicht zwingend eines Schweizer Vereins. Nicht selten spielt er selber Fussball oder hat gespielt. Er kennt diverse Fussballproblematiken von einigen Klubs und verfolgt den Fussball regionenübergreifend. Falls sein Budget es ihm erlaubt, ist er vornehmlich in den Tribünen anzutreffen. Gegenüber den Normalos, kennt er die Zustände im Stadion und weiss wie er sich zu verhalten hat. Der Fussballkenner kommt nur selten in kritische Situationen. Seine Reaktionen und Bewertungen zu Matches sind nüchtern und sachlich. Emotionen kommen hin und wieder, aber nur im begrenzten Masse auf. Er trägt der Stimmung nicht sonderlich bei, allenfalls lässt er sich mitreissen zu Fangesängen, mehr nicht. In den Medien kommt er nur selten zur Geltung, weil er einerseits unkompliziert ist, er fällt nicht auf, und anderseits zu viele Kenntnisse hat um sich überhaupt mit den (schweizer) Medien zu befassen. Er hat fast nie Probleme mit dem Gesetz, weder als Ankläger noch als Beklagter.

Normalos
Das sind Fans die mal mehr, mal weniger sich mit dem Klub identifizieren, allerdings verleugnen sie Ihren Klub nicht. Üblicherweise ist der Fussball in Ihrem Leben eine Randerscheinung, ein Event, Unterhaltung. Daher verfolgen sie soweit wie möglich den Klub von zu Hause aus, im Fernseher und in den Medien. Sie kennen nur begrenzt die Schwierigkeiten des Klubs und erheben oft unhaltbare Ansprüche gegenüber dem Klub. Da sie immer noch die Mehrheit unter den Fussballfans stellen, richten sich die Medien stark nach Ihren Anforderungen. Zeitungen und Fernseher unterstreichen Ihre Meinung, die so zur allgemeinen Meinung verbreitet wird und auch von Fussball-Ignoranten übernommen wird. Normalos wünschen sich oftmals Zirkus-Gala mit spektakulären Resultaten und sind von einem taktischen und unterhaltsamen 0-0 enttäuscht. Auf eine Kanterniederlage folgt eine mindestens dreiwöchige Fussballabstinenz. Nur Tore zählen, am besten Direktabnahmen und Fallrückzieher. Falls es ihr Budget erlaubt, besuchen sie alle möglichen CL-Spiele und erhoffen sich einen Mehrwert. Normalos sind gesetzestreu und wollen ohne Umwege und ungehindert an Spiele, ohne sich den üblichen Zuständen in Stadien unterzuordnen. Mit den Kindern in die Kurve, protestieren sie gegen Raucher, Flucher und anderen emotionsgeladenen Fans. In erfolgreichen Phasen des Klubs, treten sie öfters auf als bei schwächeren Phasen.

Modefans
Solche Trendverfolger sind eng mit den Normalos verwandt, allerdings möchten sie zu gerne zu den hartgesottenen Anhänger gehören und orientieren sich hauptsächlich an die Ultras. Modefans sind meistens zwischen 14-25 Jahre alt. In Ihrer Laufbahn als Fussballfan ist alles möglich, vom Abbruch und Fussballhasser bis hin zum Klubwechsel. Einige von Ihnen entwickeln sich sogar zum Ultra oder Fussballkenner, über Ihre Beweggründe nicht ganz erhaben, ist diese Entwicklung vom Verlauf Ihrer Fankarriere abhängig. Haben sie sich einmal integriert, gibt es für sie kaum ein Zurück mehr. Modefans sind zu Beginn Ihrer Fankarriere nur begrenzt Fussball-interessiert, dementsprechend sind auch Ihre Fussballkenntnisse. Sie übernehmen oft die Meinungen von gewissen Ultra- und Hooliganvertretern, weil sie denen Nacheifern wollen.

E-Fans / B-Fans
Diese vieldiskutierte Kategorie von E-Fans bezeichnet man üblicherweise als Erlebnisorientierte und gewaltbereite Fans. Ihre Absichten sind weder erkennbar noch transparent. Oft gehen sie als Ultras durch, je nach Situation greifen sie aber bei Randalen ein. Prügeln und randalieren ist bei Ihnen nicht immer eine Sache der Einstellung, sondern der gegebenen Situation. Mann könnte sie auch vandalistische Opportunisten bezeichnen, die bei gegeben Möglichkeiten ihren Beitrag zur Zerstörung oder Keilereien leisten. Normalerweise gehören sie nicht zu den organisierten Gruppen, sondern zum Typ Mitläufer. Viele Hools und Ultras-Gruppen haben diese Entwicklung nicht unter Kontrolle, sie sind nicht wirklich erwünscht, oft aber toleriert. Während Hools allwöchentlich ihrer Gefahr und ihrem Tun bewusst sind, sind die Reaktionen von E-Fans nur schwer nachzuvollziehen. Entsteht Gefahr, weiss man nie wie es ausgeht. Solche E-Fans können mit dem Kick und Eskalationen nicht ähnlich erfahren wie Hools umgehen, dabei können bewaffnete E-Fans (Stangen, Flaschen, Pyro) erheblichen Schaden und Verletzungen verursachen. Es kann auch zu übergriffen mit der Polizei oder gar mit stadioninternen Betrieben führen. E-Fans haben, ähnlich wie die Hooligans, selten eine Affinität zum Klub. E-Fans sind im Unterschied zu den Hooligans getrieben von Frust und Wut, sie funktionieren nach dem Motto „In der Gruppe sind wir stark“. Meistens stellen andere die Gruppe.
B-Fans, die sich selbst oft als Ultras bezeichnen, identifizieren sich meisten mit dem Klub, ähnlich wie die Ultras. Im Grunde ist der Begriff schwammig, zwischen E-Fans und B-Fans gibt es keine klaren Grenzen. Von jenem der nur als Gaffer dabei sein will, über jener der seine Gewalt auf dem Boden liegende Gegner bearbeitet, bis hin zum Stewards verprügeln. Die Spanne ist weit und nicht klassifizierbar. Gemäss „Hooligan-Experten“ liegt die Gefahr bei diesen E/B-Fans, sie seien nur schwer kontrollierbar. Der grosse Unterschied zwischen den B- und den E-Fans liegt in der Natur des Stadionsbesuches, während E-Fans auf Ausschreitungen hoffen und sich nur begrenzt für den Klub interessieren, gehen B-Fans grundsätzlich des Vereines wegen ins Stadion. B-Fans lassen sich je nach Ausgang der Partie und ihren Emotionen, vor allem unter Einfluss von Alkohol- und anderen Drogen, zu gefährlichen Aktionen hinreissen.

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Bei Ausschreitungen aller Art, sind die ersten die sich darüber mokieren die Normalos. Und weil sie in den Medien Anklang finden, beschweren sie sich immer wieder über die herrschenden Tatsachen im und ums Stadion. Was immer sie finden können. Sie empfinden übermässigen Polizeieinsatz als gerechtfertigt, ohne dass sie irgendwelche Kenntnisse über Fangesinnungen haben. Für sie sind alle die lauten, trunkenen und ungepflegten „sogenannte“ Hooligans und gehören:
a) verprügelt
b) verurteilt
c) ins Gefängnis

Denn genau diese Jungs stören ihren Fussballalltag, in dem sie für sich den Klub und den Fussballsamstag/Sonntag in Anspruch nehmen. Dabei gehört dieser Tag doch ihnen und bei Gelegenheit darf auch mal ein Federer mitgucken. Sollte aber mal im Fernseher ein Spiel in einem „Hexenkessel“ laufen, fragen sich die Normalos warum bei Ihnen im Stadion keine solche Stimmung aufkommt. Illusion und Realität sind und waren schon immer zwei Worte die man verwechselt hat. Kurzum, sie unterstützen generell die Repression der Polizei und mit den Medien haben sie ihren Partner damit gefunden. Wenn sie wüssten wie Hooligans aussehen, könnten sie keine Minute im Stadion geniessen. Jederman könnte einer sein. Scheinheilige Bilder aus VIP-Logen und der kommerzialisierten englischen Premier League geben ihnen Recht. Und den emotionslosen Journalisten auch. „Gopfertelli“! Wir leben ja auch in einem Land in dem es offiziell keine Streike gibt, ‚odär’?

Den Fussballkenner kümmert es nicht viel, sie vermissen vielleicht die Stimmung, anderseits haben sie gegen etwas mehr Sicherheit nichts einzuwenden. Für sie ist es eher eine Frage der Ideologie. Sollte man Fans einfach einsperren oder nicht? „Eher nicht“, ist die Haltung, aber wer fragt sie schon.

Repression greift üblicherweise auf alle anderen Fankategorien zu. Ultras können nur beschwerlich ihre Unterstützung bewerkstelligen, sind sie doch für viele Unwissende die Übeltäter. Derweil es die Modefans nur bedingt tangiert, wollen sie doch dabei sein, werden sie sich schnell den neuen Gesetzen und den Gewohnheiten unterordnen. E- und C-Fans sind geschickter, auf Bilder sind sie nur schwer als Fans identifizierbar und haben demnach mehr Bewegungsfreiheit, obwohl einige unter ihnen bei der Polizei bekannt sind. Die Polizei ist nach Ausschreitungen gefordert und üblicherweise handelt sie extrem. Zahlen und Bilder in den Medien sprechen eine einfache Sprache, da kann nicht viel missverstanden werden. Für Normalos ein gefundenes Fressen. Darauf stürzt sich auch der SFV, der sich von solchen Vorgehen nicht distanziert und die EM mit Kommerzfans plant. Repression ist nicht nur wegen der EM vorprogrammiert.

Seit geraumer Zeit sind zwei Szenarien abzusehen, Repression oder Selbstregulierung. Die Sache bei der Selbstregulierung ist etwas komplizierter als von vielen geplant. Wie kriegt man Vandale und Randale gemässigt? Wie können sich nicht gewalttätige Fans davon distanzieren? Selbst die Hooligans haben so ihre schlechten Erfahrungen damit gemacht und entfernen sich immer mehr von den Stadien, arrangieren Abseits davon ihre „Treffen“. Die Polizei hingegen sammelt Daten von jedem und allen, die Hooligan-Datenbank wird gefüllt, ob gesetzlich erlaubt oder nicht. Die Auswirkungen werden sich sukzessive zeigen. Die Endrunde läutet ein, es seien schon gesetzliche Vorlagen da, welche eine Datenbank gewährleisten. Na dann viel Spass. Einzelne Fälle werden den Weg für Massendokumentationen ebnen. Egal ob Basel, GC oder FCZ.

Die Frage sei erlaubt, was gedenken die respektiven Kurven zu tun? Zu welchem Szenario werden sie tendieren? Repression oder Selbstregulierung? Das soll jetzt keine rhetorische Frage sein, denn für die Selbstregulierung muss auch was geschehen. Ansonsten fällt die Wahl auf Repression. Und ausser den Normalos, Normalo-Medien und SFV, hat niemand daran direktes Interesse. Contra Kommerzfussball!

Subjektive Sicht:
Als einen Fussballliebhaber mit Ultragesinnung, muss ich mir die Frage stellen, wo meine Grenzen liegen. Was ist für mich tragbar? Totale Fussballabstinenz kann ich mir momentan nicht vorstellen. Möchte ich mich deswegen als ein gesuchtes Objekt im Auge der Repression sein? Die Südkurve läuft einem Problem entgegen. Die Selbstregulierung greift nicht, obwohl viele der Täter bekannt sind. Wurststände zu überfallen, Stewards den Rest geben beim Kassenstürmen oder bei der Platzinvasion (Cupfinal in Basel), kann ich nicht akzeptieren. Ich muss mich in nächster Zeit entscheiden, wo ich mich hin bewegen will. Fussball und FCZ haben höchste Priorität, da weich ich lieber noch auf eine Tribüne aus, solange ich von der Repression verschont werde (möglicherweise schon zu spät). Muss ich die Kurve aufgeben? Dann habe ich dem Fussball eigentlich nicht geholfen. Aber dastehen und zusehen, kann es auch nicht sein. Eingreifen? Jetzt habt ihr mich erwischt, ich getraue mich nicht. Ich bin ein einzelner und es wird wenige interessieren, was ich zu melden habe. Dennoch die Frage müsst ihr Euch auch erlauben.

Wo liegt bei Euch die Grenze? Wie wird Eure Konsequenz aussehen?

Darum, die Frage sei mir erlaubt: Geliebte SK, Repression oder Selbstregulierung?



Gruss Pexito
"We will always rebel against a threatening defeat" RED REBELS

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the chli
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Beitragvon the chli » 20.10.05 @ 20:02

pexito hat geschrieben:Die Frage sei erlaubt

Wo liegt bei Euch die Grenze? Wie wird Eure Konsequenz aussehen?

Darum, die Frage sei mir erlaubt: Geliebte SK, Repression oder Selbstregulierung?


Gruss Pexito


Die Frage sei nicht nur erlaubt, sie muss gestellt werden.

Doch die Antwort, deren Entstehung du meiner Meinung nach mit der Kategorisierung der einzelnen Besucher eines Spiels selber vorgibst, führt wahrscheinlich über eine Zusammenarbeit der Fanclubs und Gruppierungen.

Die Südkurve als eigentliches Herzstück der FCZ-Szene (sorry in Richtung Osttribüne) kann nicht als homogenes Gebilde betrachtet werden.
Eine Einzelperson oder auch eine Gruppe sieht sich - da spreche auch ich aus Erfahrung - sehr oft dem geäusserten Problem der Ohmacht konfrontiert. Somit sehe ich nur eine Lösung des Problems, wenn sich die verantwortlichen Herren der verschiedenen Fanclubs zusammensetzen und herausfinden wie sie die Zukunft sehen oder noch viel wichtiger wie sie die Zukunft sicher nicht sehen möchten.

Es wird unumgänglich sein, sich der etwas aus der Mode gekommenen, in diesem Fall gemeinsam angewendeten Zivilcourage zu bedienen.
Inishmore hat geschrieben:Nein, ich bin sogar der felsenfesten Überzeugung, dass sich die Anzahl der chrakterlich fragwürdigen Flachhwixern, über alle Nationen, alle "Rassen" und alle Religionen ziemlich gleichmässig verteilt.

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Herr Elsener
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Beitragvon Herr Elsener » 21.10.05 @ 8:43

der tagi ist der SUPER-PhIL unter den Tageszeitungen:

Latent Ambivalent

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Los Fastidios
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Beitragvon Los Fastidios » 21.10.05 @ 9:03

Gegenartikel zu Helbling-Artikel im Tagi:

Die Miesmacher - Truppe

Funktionäre sind keine echten Fans, sondern Schaumschläger, die nur in den Medien stark sind. Sie verderben mit ihrer Angstmacherei in letzter Zeit der grossen Mehrheit der Zuschauer das Spiel.

Von Ernesto

Die Arbeit von Thomas Helbling und sein Artikel im «Tages-Anzeiger» vom 19.10.2005 ruft nach einer Replik. Der Autor sieht sich als integrer Saubermann und Reinemacher unserer Stadien. Beides ist falsch. Um integer zu sein, fehlt ihm offenbar sowohl das Fachinteresse als auch das Verständnis für die Fans. Den Tatbeweis des verständnisvollen Funktionärs, der die Anlegen der Fans und mit ihnen der Ultras nur ansatzweise versteht, kann er kaum erbringen. Und auch gegen den Zuschauer, der die Choreografien und Feuerwerke bewundert, oder den Intellektuellen, der auf der Haupttribüne die zumeist treffenden Spruchbänder der Fankurve mit Wonne entziffert, hat er keinen Stich. Es fehlt ihm schlicht der Echtheitsstempel.

Dafür ist er «Funktionär» im Sinne von weltfremd, abgehoben und ahnungslos. Das genügt aber noch nicht, um in unserer Fussballgesellschaft tonangebend zu sein, es reicht lediglich dazu, im Altpapierberg der Medien oben auf zu sein, bei den Fans dagegen läuft er mal um mal ins Offside. Dort gehört der Funktionär, der es vor Jahresfrist trotz Unterstützung einer Boulevardzeitung nicht mal geschafft hat den Sesselkleber an der Verbandsspitze abzulösen, mittlerweile aber hin. Er manövriert sich ins Out, auf die Ersatzbank der verbandsinternen Jassrunde.

Ob als Präsident der Sicherheits- und Fankommission der Suppen-Liga oder als mediengeiler Verbandsfunktionär will er die Meinung diktieren und die Medien zur Verbreitung unwidersprochenem Nonsens benutzen. Zum Ärger und Leidwesen der restlichen 98% der Fussballinteressierten, der Akteure auf den Tribünen und gleichzeitigem Fundament des Fussballs. Er erstickt eine neu entstehende Fangeneration im Keim und verhindert im Vorfeld der Euro 2008 fahrlässig ein Aufkommen einer landesweiten Fussballeuphorie und Begeisterung. Zielstrebig wird versucht die Staatsmacht aus kantonalen Polizeikorps und beigezogenem militärischem Sicherheitsdienst zu Lasten der Steuerzahler in Alarmbereitschaft zu versetzen anstatt sich darum zu kümmern, wie den hoffentlich Zehntausenden von ausländischen Fussballfans die gastgebenden Städte im Speziellen und unser Land im Allgemeinen näher gebracht werden kann.

Sozialkritisch wird die Fankurve als Hort von Verbrechen beschrieben; wie eine Blutspur zögen sich Gewalt und Aufruhr gegen die Ordnungshüter durch die Geschichte des modernen Fussballfans. Komisch nur das mir dies noch nie aufgefallen ist. Bei den Derbys sind die neuen Stadien - das Joggeli und das Wankdorf – und die sicherheitstechnisch bedenklichen Ruinen in Zürich trotz dieser Panikmache jeweils zum Bersten voll.

Um sich greifender kollektiver Aktivismus

Stickig die Atmosphäre, eng der Raum auf der Stehplatzrampe. Und trotzdem: Dem vom Autor skizzierten Bild archaischer Manifestationen und einer brodelnden, aus ihrem Pferch auszubrechen drohenden Menschenmasse soll Herr Helbling noch nie begegnet sein? Und jenem der Polizei als «Repressionsorgan» auch nicht? Vielleicht sollte er auch mal ein Spiel ausserhalb der Logen – mitten in einer Fankurve – besuchen oder nicht mit seiner Limousine direkt in die Parkgaragen unserer Stadien abtauchen sondern eine Anreise in einem Sonderzug mitmachen. In Erinnerung bleibt jedenfalls eine Verhaftungsaktion, bei der im letzten Dezember sämtliche Rechte mit Füssen getreten wurden. Und die beschönigend beschriebenen Landjäger. die für ihre guten Dienste zum Wohle der Zuschauer den Match auf reservierten Sitzplätzen mitverfolgen durften sind mir auch noch nie begegnet. Dafür aber ein Polizeiaufgebot, welches sich vor, während und nach den Spielen hauptsächlich aufs Verteilen von Bussen konzentriert und den Verkehr meist mehr behindert als regelt. Kurz: Man fühlt sich schikaniert und fehl am Platz - trotz anderweitigen Lippenbekenntnissen.

Zum Ort der Krise wurde das Stadion erst Ende der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts deklariert. Zuerst wurden der Fussballschweiz als Zaungast aufdoktriniert, die zwei - infolge massiver Versäumnisse der örtlichen Organisatoren und Verantwortlichen in den Verbänden - Tragödien von Heysel und Hillsborough seien auch bei uns möglich. Dass er dabei den Holztribünenbrand von Bradford verschweigt, der Verband das Stadion in Bern aber selbst trotzdem noch mit Holzbänken versah oder sogar für die WM 1998 noch mit provisorischen Tribünen wie beispielsweise in der Badener Esp eine Kandidatur einreichte, möchte wohl auch niemand der Verantwortlichen mehr hören. Schleichend entwickelten sich dann die Geschehnisse rund ums Fussballfeld auch bei uns zu Tummelplätzen von selbsternannten Experten und nach Medienpräsenz lechzenden Verbandsoberen. Angestachelt durch die aufkommende mediale Präsenz ist die Problematik, sofern sie denn überhaupt eine ist, mittlerweile zum Hort jener geworden, die sich ihrer Lethargie in einem feudalen Funktionärsbüro bewusst geworden sind. Dieser harte Kern hat die früher in Kommissionssitzungen nach ausgewogenen Lösungen suchenden stillen Schaffer abgelöst. Mittlerweile beschränkt man sich nicht mehr aufs Ausarbeiten irgendwelcher Strategiepapiere, sondern sucht die eigene Unfähigkeit hinter der lautstarken Forderung nach einem Hooligangesetz zu verstecken – und muss im gleichen Atemzug noch zugeben, dass die Hooligans heute nun wirklich kein Problem mehr darstellen.

Nur in den Medien stark, produziert Herr Helbling vorzugsweise Druckerschwärze, stürmt stosstruppartig und ohne Konzept die Zeitungsspalten und setzt sich dort fest. Gibt es aber mal was zu feiern oder muss man den Fussball verkaufen, greift man selbst gerne auf die Mittel der sonst so gerne verteufelten Fussballfans zurück. Dann ist auch keine Rede mehr von gesetzlich verbotenem Feuerwerk oder der Unfähigkeit in der FIFA-Stadt ein taugliches Stadion ohne gar von Kinderhänden demontierbare Tribünen zu erstellen.

Bricht die Unfähigkeit der unzähligen Sicherheitsleute auf und werden kollektiv ganze Fanzüge verhaftet, spielen sich die Verantwortlichen als Unschuldslämmer auf und erfrechen sich rechtsstaatliche Prinzipien, die man vom Zuschauer so gerne verlangt, ohne mit der Wimper zu zucken von Board bzw aus dem Zug zu werfen.

Diese verzerrte Wahrnehmung der gesetzlich vorgegebenen Regeln und der dem Individuum zustehenden Unschuldsvermutung sind Ausdruck des Zwiespalts, in dem sich die Funktionäre befinden. Wie auch die dümmlichen Bemerkungen über Kleider- und Trinkgewohnheiten von Zuschauern – mit Kapuzenshirt und einem Sixpack Bier gilt man neurdings schweizweit als Hooligan – währenddessen man sich im Designeranzug in irgendeiner Loge gratis mit Champagner die Wahrnehmung vernebelt. Und im Gegenzug die demonstrative Verweigerung, für Zuschauer denen die Verpflegungspreise in den Stadien mittlerweile aus dem Budget galoppieren, auch nur für fünf Minuten ein offenes Ohr zu haben. Man verbietet viel lieber noch das Mitbringen von selbstgestrichenen Sandwiches oder Getränken in nun wirklich ungefährlichen Tetrapacks. Vermutlich muss das eigene Fünfgangmenü hinter der dicken Glasscheibe mit Hot-Dogs, Bratwürsten und fremdländisch klingendem Bier auch irgendwie quersubventioniert werden können.

Die echten Fans machen die Faust im Sack

Wer mit diesem dekadenten und gespaltenen Verhalten verklärend den Mahnfinger erhebt, muss sich nicht wundern, wenn er mit der Hetze gegen den normalen Fussballfan weitherum nur Kopfschütteln auslöst. Bei all den Vätern und Müttern, die den Matchbesuch mit ihren Kindern nicht mehr finanzieren können währenddem man tausende Tickets an irgendwelche Sponsoren und Eventbesucher verschenkt. Bei den Zuschauern, die es müde sind, ständig irgendwelcher Medienhetze ausgesetzt zu sein. Bei all jenen, die genug davon haben, dass ihnen das Fussballfest wegen langweiligen Sesselfurzern und „Fahne aabe“-Schreiern vermiest wird. Schlicht bei der überwiegenden Mehrheit der Stadionbesucher, den echten Fussballfans, die dem emotionslosen Einheitsbrei der die geordneten Sitzreihen in den Stadien dieses Landes, mit der Faust im Sack zusehen.

Gefordert sind die Zuschauer, aber auch die Klubs. Als Hausherren bestimmen die Vereine die
Stadionordnung. Aber als Kunden entscheiden die Zuschauer, was für Getränke sie konsumieren wollen und wie lautstark und mit welchen Sprüchen sie ihr Team anfeuern wollen. Wochenende für Wochenende geben sie Hunderttausende von Franken aus, und können sich trotzdem nirgends und bei niemandem willkommenen fühlen.

Bei diesem zermürbenden und sinnlosen Katz-und-Maus-Spiel sind alle verpflichtet, dem Erlebnis Fussball nicht die Emotionen zu rauben und ihm den Todesstoss zu versetzen. Aber die Angst sitzt den Funktionären offensichtlich noch nicht im Nacken, dass sie früher oder später dafür verantwortlich gemacht werden.

Es verwundert deshalb, dass die Verantwortlichen der Nationalliga äh der Swiss Football League vom Gesetzgeber trotzdem weiter hirnlos Repressionen gegen Zuschauer und weitergehende Massnahmen gegen Fans verlangen. So sind sie zwar in der Lage, das eigene Haus in Muri glänzend im Scheinwerferlicht zu präsentieren, um das Wohl der Basis - der echten Fans, die man neuerdings gerne als Ultras bezeichnet - kümmert man sich aber nicht.

Dazu würden aber viele Fans, denen der Fussballklub ein Wohlgefühl und ein Daheim bietet, Hand zu Gesprächen und einer konstruktiven Zusammenarbeit bieten. Nur müsste man halt vielleicht mal aus dem Scheinwerferlicht treten und über seinen Schatten springen. Zumindest könnten der Geschichte des Fussballs in unserem Land so wieder erfreulichere Kapitel zugefügt werden als mit der aktuellen Schauermärchenphase.
Wir werden siegen - irgendwann einmal.
Und wir leben nur für diesen einen Tag!

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Mostowoj
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Beitragvon Mostowoj » 21.10.05 @ 9:48

Fettestes Word!

Wo ist das her, bzw. "Quelle?"

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Demokrit
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Beitragvon Demokrit » 21.10.05 @ 11:47

hmmm......!
nun bitte ich euch mich zu bewerten.
in welche kategoerie gehöre ich.
seit 25 jahren bin ich im letzi und startete wie so viele von uns in der sk.
dann, nach der stifti leistete ich mir die "neue" osttribüne und wechselte vor drei jahren auf die westtribune, weil ich ,bevor das stadion abgerissen wird, überall das ambiente genossen haben möchte.

ich bin einer der emotional ist. will heissen, wenn der schiri oder die spieler nicht so gut, lässig und aufgestellt sind, dann rufe ich gagi, bisi, sosäglüngi oder gagogauner. (das ist natürlich die softpornoversion).
ich darf sagen, dass ich meistens mit dem geschenhen "mitgehe".
ich habe keinen schal, aber ein göpsiegershirt, ein westtribünenpuli, ein fcz-urban t-shirt und zu hause noch alte zeitungsartikel und abziehbildli.....zwicker, jure, kundert usw.
ab und zu, wenn ich mir die zeit nehme gehe ich auch an auswärtspartien, den marsch über die geleise mache ich auch mit. ich war sogar in kopenhagen und an allen cupfinals in der neuzeit....ab den 80 iger jahren.

tuschtten tue ich auch selber und mein göttibub hat von mir auf seinen vierten geburi, zwecks hirnwäsche, ein fczlibli mit seinem namen und dem alter als nummer erhalten.

köbis abschiedsspiel gegen inter habe ich auch gesehen, sven hotz grüsse ich, hab auch schon mit einem fcz-spieler gesprochen und einen angepöbelt......ales ich ihn nach einer scheiss leistung beim frustposten im bernie's angetroffen habe.

in eine schlägerei war ich noch nie verwickelt und das suche ich auch nicht.
was ich nicht mag an fussballspielen: frauenschiris, feuerwerke gegen andere werfen, sachbeschädigungen und verletzen von unbeteiligten personen.

vielleicht ist es schlecht wenn ich das schreibe, aber ich habe bier nicht gern...!


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