tehmoc hat geschrieben:Victor Jara hat geschrieben:Um noch einmal auf Mendy zurückzukommen:
Hat irgeneiner von Euch meist gut informierten Usern das Originalurteil gesehen oder gelesen? Es wäre sicher hilfreich, die genaue Formulierung des Freispruchs resp. der Verfahrenseinstellung zu kennen, bevor man sich ein Urteil bildet. Denn es ist meiner Meinung nicht immer hilfreich über etwas zu urteilen, was man nur aus dem Hörensagen kennt...
Auch würde ich gerne mehr über seine Lebensumstände in der Jugend erfahren. Er stammt zwar aus dem Südwesten von Paris und nicht aus der Banlieue im Nordosten. Aber auch im Arrondissement Palaiseau, in der seine Geburtsstadt Longjumeau liegt, gibt es Gemeinden mit erheblichen Jugendproblemen. Kann sein, dass Mendy damit konfrontiert wurde und entsprechend geprägt. Soll nicht als Entschuldigung gelten, aber man sollte sich bemühen, den Erfahrungshintergrund eines Menschen kennen, bevor man den Stab über ihn bricht...
Das ist doch alles
konstruiert und diskriminierend, was du da im letzten Abschnitt zusammenträgst.
Mendy ist unschuldig in zwei Fällen, das ist einfach ein Fakt.
Alles andere ist Spekulation, wie du ja eingangs festhältst.
Danke für Deine Rückmeldung,
tehmoc. Diese zeigt mir, dass ich mich im letzten Abschnitt zu wenig präzise ausgedrückt hatte. Mir ging es da keineswegs um die juristische Bewertung des Falles. Diese ist ja mit dem "Not Guilty" abgeschlossen. Mir ging es mehr darum dafür zu plaidieren, dass man auch bei der moralischen Bewertung von Taten, die nicht strafbar sind, aber z.B. durchaus als frauenfeindlich angesehen werden können, alle Lebensumstände mitberücksichtigen muss, bevor man den "moralischen" Stab über jemanden bricht. Dazu gehört zumindest sich dafür zu interessieren, in welchem sozialen Umfeld jemand aufgewachsen ist. Darum hat es mich auch interessiert, wo Mendy aufgewachsen ist. Dabei bin ich auf das Arrondissement
Palaiseau gestossen. Ende 90ziger habe ich dort gelebt und gearbeitet. Auf den ersten Blick eher ein bürgerliche Gegend. Dennoch gab es dazumal auch dort erhebliche soziale Spannungen. Hauptsächlich, weil die Gemeindestrukturen nicht mit dem Bevölkerungswachstum mithalten konnten). Und zugegebenermassen habe ich dann angefangen zu spekulieren, ob Mendy im Gebiet Palaiseau irgendwie mit Sozial- oder Jugendproblemen konfrontiert war. Hätte ich wohl besser sein gelassen. Du hast mich zurecht darauf hingewiesen hast,
tehmoc, dass dies als Diskrimination aufgefasst werden kann. DIes war aber sicher nicht meine Absicht. Der grösste Teil der Bevölkerung im Südwesten von Paris gehörte zur Zeit, als Mendy geboren wurde, der weissen Mittelschicht an. Das grösste Problem, das ich mit dieser Gegend hatte, war die Isolation. Du hast ausserhalb der Arbeitsstelle kaum Kontakte knüpfen können, jede Familie lebte isoliert für sich. Auch wenn mir die Arbeit Spass gemacht hat, war ich froh, als mein Vertrag ausief und ich wieder die Koffer packen konnte.
Soweit mein Erfahrungsbericht zur Gegend, in die Mendy hineingeboren wurde. Trägt nicht viel Erhellendes bei. Aber ich denke auch, dass es wenig Sinn macht, im Leben von Mendy herumzuwühlen, um Fakten zu finden, die für oder gegen eine "moralische Verurteilung" sprechen. Ich unterstütze lieber die Position von HC. SIe hatte eine Aussprache mit Mendy und ist zur Überzeugung gelangt, dass er etwas aus seinem Verhalten gelernt hat. Es gibt für mich keinen Grund, am Urteilungsvermögen von Heliane Canepa zu zweifeln. Zumal sie sich sicherlich nicht ihr Lebenswerk zerstören lassen will: Klar kann man / frau immer noch mehr machen. Aber die Zusammenführung des Männer- und Frauenfussballs des FCZ unter einem Dach ist wohl ein grosser Schritt in die richtige Richtung und vor Allem HC zu verdanken. Nach dem Interview mit ihr im Blick ist für mich persönlich die Causa Mendy abgeschlossen. Ich freue mich darauf, ihn für den FCZ tschutte z'gseh.
Rainy day, dream away - With the Power of Soul Anything is possible - Who knows the Voodoo Child FCZ?