Kiyomasu hat geschrieben:Aus welchem Grund auch immer mache ich mir überhaupt keine Sorgen um den FCZ. Vielleicht liegt es daran, dass ich ziemlich nahe am Verein bin und einiges mitbekomme. Mit Eltern von Nachwuchsspielern gesprochen habe, mit Milos selber. Herauskristallisiert hat sich folgendes: Der Nachwuchs soll längerfristig auf ein schweizweit überdurchschnittliches Level angehoben werden. Vor Malenovic's Antritt hatten wir zwar immer mal wieder Nachwuchsspieler im Kader, doch die grossen Verkäufe blieben grösstenteils aus: Vor doch schon einigen Jahren hatte man Spieler wie RiRo, Elvedi, Drmic und Mehmedi für Millionenbeträge ins Ausland verkauft, welche dann auch eine starke Nationalmannschaftskarriere hingelegt hatten. In den letzten Jahren sticht da wirklich nur noch Simon Sohm (und mit Abstrichen Anto Grgic) heraus, wobei die Amis bei Parma ziemlich mit Geld um sich geworfen haben. Ansonsten sind eigentlich alle unsere Spieler, wenn sie denn nicht mehr bei uns sind, in der Versenkung verschwunden. Rüegg, Domgjoni, Janjicic vielleicht noch die klingendsten Auslandstransfers scheinen alle das Mindset nicht gehabt zu haben, um sich bei ihren Stationen durchzubeissen. An dieser Stelle möchte ich gerne Ernst Graf erwähnen, welcher einen grossen Anteil an der "silbernen" FCZ-Generation um RiRo, Elevdi, Drmic und Mehmedi hatte - das hört man auch von ehemaligen Nachwuchsspielern, die von ihm profitieren durften. Da haben es seine Nachfolger um Russheim und Moser schlichtweg verpasst, in seine grossen Fussstapfen zu treten. Beide menschlich und fachlich zwar top, aber konnten vermutlich nicht so viel aus den Spielern herauskitzeln, wie das vor ihnen ein Ernst Graf konnte. Als eine seiner ersten Amtshandlungen hatte MM dann Sascha Milicevic verpflichtet: beinahe 20 Jahre Erfahrung im Nachwuchsleistungszentrum eines der besten Ausbildungsvereine Europas. Mit Moniz kam eine weitere starke Persönlichkeit zu uns, der junge Spieler offensichtlich besser macht, nur schon weil er sie so extrem fordert, dass sie automatisch auf einem anderen Level sind. Und da wäre dann aus meiner Sicht auch der einzige Fehler, den ich Milos ankreiden möchte: Moniz hätte man nicht zum Trainer der 1. Mannschaft befördern dürfen. Das Recycling von Mitarbeitern nach dem Abgang von Henriksen, die bereits auf der Lohnliste standen, mag zwar finanziell Sinn gemacht haben, war aber sportlich nicht wirklich erfolgreich. Auch war klar, dass man Moniz nach seinem erfolgreichen Endspurt einen Festvertrag anbieten musste, sonst hätte man ihn wohl verloren - eine Zurückstufung in den Nachwuchs wäre eher schwierig geworden.
Ich kann die Beunruhigung einiger Fans wegen den Abgängen und dem Verlust von Identifikation verstehen. Dennoch möchte ich ausdrücklich erwähnen, dass ja genau diese Identifikation wieder zurückkommt, wenn längerfristig mit diesem Plan gearbeitet wird: Moniz hat es im Rahmen einer PK mal erwähnt und ich hatte dies zuvor auch von Eltern der Nachwuchsspielern bereits gehört. Künftig möchte man, dass mehr als 50% des Kaders aus Nachwuchsspielern besteht. An dieser Prozentzahl sind wir jetzt schon nahe dran. Und wenn man dies in Betracht zieht, machen auch die vielen Leihen mit Kaufoptionen absolut Sinn. Überzeugt ein Spieler, verpflichtet man ihn und integriert ihn als Leistungsträger in den Kader (z.B. Perea oder Chouiar). Überzeugen sie nicht (Leidner, Ballet), füllt man die offenen Positionen mit Spielern aus dem Nachwuchs auf. Im Sommer dürften hinten links Spieler wie Sebastian Walker oder Neil Volken nachrücken, auf den Flügeln sind wir sowieso sehr gut besetzt und auch da haben wir mit Mahar, Munroe und Coulibaly einige potenzielle Asse im Ärmel, die man nach und nach an das Topniveau heranführen kann.
Für mich ist der aktuelle Weg auch die einzige Alternative, wie wir gute Balance zwischen Identifikation und Erfolg fahren können. Das geht nur über den Nachwuchs. Solange in Zürich kein Stadion steht, sind wir zu stark abhängig von Transfereinnahmen und Preisgeldern aus den europäischen Wettbewerben. Die Canepas sind mittlerweile über 70. Noch machen sie kognitiv einen sehr guten Eindruck und vermutlich ist auch noch ein wenig Batzeli im Portemonnaie. Dennoch wird es irgendwann dazu kommen, dass der Verein in neue Hände übergeben werden muss. Um zu verhindern, dass auch der FCZ in die Krallen von ausländischen Investoren fällt, gibt es also nur eine Möglichkeit: Er muss grösstenteils selbsttragend sein. Dies geht nur über jährlich wiederkehrende Einnahmen aus oden obengenannten Einnahmequellen, wobei man zumindest im Nachwuchs vieles selbst beeinflussen kann, während die Spiele in Champions, Europa und Conference League immer ein wenig formabhängig sind.
Abschliessend möchte ich nochmals den Blick-Artikel von Yanick Brecher verlinken:
https://www.blick.ch/sport/fussball/sup ... 96372.htmlWenn ihr mir nicht glaubt, tut es wenigstens bei unserem Capitano. Peace out und en guete Match hüt!