Publiziert am: 17. September 2003 04:53
«Ein Erdbeben, aber keine Apokalypse»
Der «Fall Basel Magic» (siehe Kasten unten) könnte für den Schweizer Sport von grosser Tragweite sein. FCZ-Vizepräsident und Sportjurist Dr. Urs Scherrer nimmt Stellung dazu.
INFOBOX
Magics siegten vor Zivilgericht
Der Unihockey-Klub Basel Magic hatte am 1. März gegen GC zwei Schweden eingesetzt - laut Reglement war nur einer auf dem Matchblatt erlaubt. Gegen die Forfait-Niederlage reichte Magic Rekurs ein und bekam nun vom Berner Zivilgericht Recht: Das Gericht hiess den Einspruch gegen die Ausländerbeschränkung gut. Die Basler dürfen ab sofort unbegrenzt viele Ausländer aus dem EU-Raum einsetzen.
(ahu)
Was bedeutet das Gerichtsurteil, das den Rekurs der Basler Unihockeyaner gegen die Ausländerbeschränkung guthiess, für unseren Spitzensport?
Urs Scherrer: Es besteht nun Klarheit, dass die Personenfreizügigkeit in der Schweiz seit 1. Juni 2002 gilt und Ausländerklauseln im Sport - bezogen auf EU-Bürger - widerrechtlich sind. Der Entscheid bedeutet für den Profi-Sport ein Erdbeben, von einer Apokalypse kann aber nicht gesprochen werden.
Muss man jetzt im Fussball oder Eishockey diesbezüglich mit einer Klagenflut rechnen?
Scherrer: Kaum. Ausländer sind oft teure Arbeitskräfte. Deren Engagement wird sich weiter in Grenzen halten, nur schon aus finanziellem Grund.
Wird der FCZ bald all seine Ausländer spielen lassen?
Scherrer: Der FCZ wird künftig kaum elf Italiener oder elf Deutsche einsetzen. Wer würde das auf dem Platz Zürich schon sehen wollen? Zudem stammen viele unserer Ausländer nicht aus dem EU-Raum.
ZSC-Sportchef Simon Schenk nannte die Basler Magics am TV Nestbeschmutzer. Ihre Meinung?
Scherrer: Funktionäre wie Schenk wissen seit einem Jahr um die Problematik von Ausländerklauseln. Statt zu agieren wird aufgrund eines Gerichtsentscheides nur reagiert und auf den Überbringer der Botschaft eingeschlagen. Solche Aussagen sind blanker Unsinn.
Was müssen die Verbände nach dem Urteil unternehmen?
Scherrer: Die Ausländerklauseln müssten rechtskompatibel gestaltet werden.