Beitragvon spitzkicker » 21.12.14 @ 15:07
Diese Woche gelesen im Zürcher Oberländer:
«Ich suche im Moment keine Investoren»
Fussball Ancillo Canepa ist seit Dezember 2006 Präsident des FC Zürich und hält zusammen mit seiner Frau mittlerweile 80 Prozent der Aktien. Der Rütner erklärt im Gespräch, weshalb er den FCZ als Familienunternehmen führen will, verrät, was anders ist, seit seine Frau Einfluss nimmt, und was dem FCZ neben dem Geld fehlt, um Basel einzuholen.
Der FCZ hat eine starke Vorrunde gespielt und sich am Ende selbst um den Lohn gebracht. Nun liegt Ihr Klub acht Punkte hinter dem FC Basel. Was sind Sie finanziell gewillt zu tun, um die kleine Meisterchance zu vergrössern?
Ancillo Canepa: Wenn es eine reelle Chance gibt, einen guten Transfer zu machen, werden wir das tun. Aber nicht bloss mit Blick auf die Rückrunde. Es wäre eine Sensation, wenn der FC Basel aufgrund seiner fast grenzenlosen Möglichkeiten nicht zur Meisterschaft durchmarschieren würde. Unsere Ziele werden wir im Trainingslager in der Türkei zusammen mit der Mannschaft definieren.
Lassen Sie mich raten, Sie werden den Titel im Cup verteidigen wollen und in der Meisterschaft zumindest Platz 2 halten.
Es wird in diese Richtung gehen.
Und mit Platz 2 könnten Sie sich abfinden?
Im Fussball ist alles möglich. 2006 hatten wir in der Winterpause einen grossen Rückstand auf Basel und wurden Meister. Ein Jahr später führten wir mit acht, neun Punkten und retteten einen davon ins Ziel.
Allerdings droht Basel der Konkurrenz nun wirtschaftlich und sportlich zu entschwinden. Ist das gesund für die Liga?
Wenn Sie die anderen Präsidenten der Liga fragen, werden sie sagen: «Nein, es ist schwierig für die Liga.» Aber die Basler haben sich das alles selbst erarbeitet. In Frau Oeri hatten sie zwar eine Hausbank über viele Jahre, die es ihnen ermöglichte, in diese Sphären vorzustossen. Nur: Geld allein garantiert keine Titel. Es braucht auch gute Arbeit – und die leistet der FCB momentan.
Was fehlt dem FCZ grundsätzlich, um den FCB einzuholen? Nur das Geld?
Basel ist eine Fussballstadt. Der FC Basel hat die Unterstützung der Fans, der Politik, der Behörden, der Unternehmen – von überall. Diese Unterstützung fehlt in Zürich.
Sie sind nicht mehr nur Präsident, sondern auch Sportchef des FCZ. Wo sehen Sie im Kader Handlungsbedarf?
Gilles Yapi können wir nach seinem Ausfall nicht 1:1 ersetzen. Er ist überdurchschnittlich spielintelligent, nahm eine Leaderrolle ein und war zusammen mit Burim Kukeli auf der Doppelsechs das Mosaikstück, das uns fehlte. Er war ein Hauptgrund, dass wir eine so gute Vorrunde spielten. Deshalb tut es grausam weh, dass wir ihn durch eine brutale und rücksichtslose Attacke verloren. Wenn sich eine gute Möglichkeit ergibt, machen wir auf seiner Position einen Transfer.
Marco Schönbächlers Vertrag läuft Ende Saison aus. In der Winterpause würde der FCZ noch eine Ablösesummer erhalten. Ist ein vorzeitiger Abgang denkbar?
Nein, wir werden ihn im Winter nicht abgeben, auf keinen Fall. Wir sind vielmehr bestrebt, seinen Vertrag zu verlängern. Ich bin optimistisch, dass uns das gelingt.
Wie sieht es bei Yassine Chikhaoui aus?
Es gab Anfragen aus dem Ausland. Aber im Winter gibt es sicher keinen Abgang. Wir wollen mit einer möglichst starken Mannschaft die Rückrunde bestreiten.
Der FCZ hat immer wieder technisch hochbegabte Spieler, die schwierige Phasen durchmachen. Bei Davide Chiumiento dauerte es mehrere Saisons, bis er den Tritt fand, Marco Schönbächler rief in dieser Vorrunde erstmals über eine längere Phase sein Potenzial ab, dafür stagniert Oliver Buff. Was braucht es, damit einem Spieler der Knopf aufgeht?
Es braucht zwei Sachen: zum einen das Vertrauen des Trainers und des Klubumfelds, zum anderen knallharte Arbeit in den Trainings. Selbstvertrauen kann man nicht herbeireden, für mich ist es die Summe kleiner Erfolge. Als Franck Etoundi zum FCZ kam, war er etwas eingeschüchtert, weil viele seiner neuen Kollegen fussballerisch mindestens so gut waren wie er. Er brauchte seine Zeit, arbeitete hart – und nun ist er einer unserer wertvollsten Spieler.
Etoundi kam in der Phase zum Verein, als Marco Bernet Technischer Direktor war und die Aussendarstellung des Vereins positiv prägte. Im Sommer wollten Sie Bernet wieder eine Aufgabe im Nachwuchs übertragen, er lehnte ab. Weshalb war er als Technischer Direktor nicht der richtige Mann am richtigen Ort?
Wir waren vor zwei Jahren in einer ganz schwierigen Situation, auch psychologisch. Marco Bernet hat mit seiner Ruhe und seiner positiven Ausstrahlung viel dazu beigetragen, die Situation zu bewältigen. Im Verein hatte er eine Klammerfunktion. Er war für die Koordination und die Synergiennutzung zwischen Nachwuchs- und Profifussball zuständig. Aber nachdem die anderen Personen in der sportlichen Leitung eingearbeitet waren, brauchte es seine Position nicht mehr. Gemeinsam in Gesprächen und Workshops erarbeiteten wir die Struktur, die wir nun haben. In der Öffentlichkeit wurde Bernet auch anders wahrgenommen als intern. Er war nicht Sportchef – auch wenn das geschrieben wurde.
Und wer war Sportchef? Sie?
Das würde ich nicht dementieren. Die Verhandlungen mit Spielern und Beratern habe ich geführt. Oft unterstützt durch Assistenztrainer und Teammanager Massimo Rizzo. Marco Bernet war am Anfang dabei. Für ihn war es als «Training on the Job» vorgesehen. Aber er fühlte sich nie richtig wohl im Profifussball. Marco Bernet – das ist Nachwuchs, das ist Kinderfussball. Diese Bereiche sind je länger, je wichtiger für einen Profiklub. Dort hätte er weiterhin wertvolle Arbeit leisten können. Ich sähe ihn gerne noch bei uns.
Dann hätten Sie ihm ein Job-Angebot machen müssen, das für ihn kein Rückschritt gewesen wäre.
Was heisst Rückschritt? Wir hatten das Gefühl, er im Übrigen auch, dass er im Nachwuchsbereich am richtigen Ort ist. Weshalb er seine Meinung änderte, weiss ich nicht.
Weshalb sind Sie als Sportchef am richtigen Ort? Was befähigt Sie zu dieser Aufgabe?
Ich bin bald neun Jahre vollamtlich im Profifussballgeschäft und habe in dieser Zeit so ziemlich alles gesehen, was es zu sehen gibt. Ausserdem habe ich ein Auge für den Fussball. Aber, und das möchte ich betonen, ich bin nicht allein. Wir sind ein Team. Die sportliche Leitung besteht aus Massimo Rizzo, Urs Meier und mir.
Wie funktioniert dieses Team, wenn der FCZ einen Spieler sucht? Wer sondiert den Markt, und wer kümmert sich um die Angebote der Spielervermittler?
Die Fühler strecken wir alle aus, bei Angeboten von Spielervermittlern nehme ich die erste Triage vor. Wenn wir einen Spieler interessant finden, schauen sich Massimo Rizzo oder unser Chefscout Thomas Bickel den Spieler vor Ort an, oder sie machen eine Videoanalyse. Dann gibt es einen Direktkontakt. Die Vertragsgespräche führe ich in Hauptregie.
Was entgegnen Sie Kritikern, die sagen, Sie seien zu emotional und finanziell zu stark eingebunden, um auch noch Sportchef des Vereins zu sein?
Unabhängig davon, was Sie für einen Beruf ausüben: Wenn Sie nicht mit Emotionen dabei sind, bleiben Sie besser zu Hause und machen nichts. Im Übrigen bin ich nicht naiv. Ich kann sehr wohl unterschiedliche Hüte anziehen und objektiv sein, wenn es um den FCZ geht. Aber noch einmal: Wir sind ein Team, das zusammen Entscheidungen trifft. Eines, das sehr gut funktioniert.
Ihre Machtfülle ist allerdings umfassend, die Entscheidungswege sind dementsprechend kurz.
Das ist der grosse Vorteil. Reden Sie mal mit guten Beratern oder auswärtigen Spielern über Verhandlungen mit dem FC Zürich. Bei uns gilt: ein Mann, ein Wort. Wir sind sehr effizient. Bei anderen Vereinen werden mehrere Ehrenrunden gedreht, bis ein Entscheid fällt.
Ihre Frau ist auch in der Sportkommission, die über Transfers entscheidet. Was für einen Einfluss nimmt sie dort?
Sie gibt ihren Input zu Verträgen und finanziellen Rahmenbedingungen. Sie hat aber auch fussballerisches Flair. Es ist nicht so, dass sie sagt, «holt diesen oder jenen Spieler» – mit Ausnahme von Ribéry (deutet hinter sich auf ein signiertes Ribéry-T-Shirt an der Wand mit persönlicher Widmung für Heliane Canepa – die Red.). Aber sie hat viel Führungserfahrung und Menschenkenntnis. Es kam schon vor, dass sie sagte: «Dieser Spieler passt als Typ und vom Umfeld her nicht zu uns.»
Was ist anders, seit Ihre Frau im Klub ist?
Für mich ist vieles anders. Ich habe eine absolute Vertrauensperson, die ich in alles einweihen kann. Meine Frau wurde nicht von ungefähr dreimal Unternehmerin des Jahres (als CEO von Nobel Biocare – die Red.). In unserem Fall bewahrheitet sich die Gleichung 1 + 1 = 3.
Sie haben beide jahrelange Führungserfahrung und arbeiten nun erstmals zusammen im gleichen Unternehmen. Das ist eine grosse Umstellung. Nur harmonisch wird sie nicht verlaufen sein, oder?
Wir sind zwei Alphatiere und nun sehr intensiv gemeinsam unterwegs. Wir sind weiss Gott nicht immer gleicher Meinung, aber in solchen Fällen können wir auf unsere guten Mitarbeiter zählen. Sehr oft sind sie das Zünglein an der Waage im Entscheidungsprozess. Sechs oder vier Augen sehen mehr als zwei. Das ist ein Riesenvorteil im Vergleich zu früher, als ich mehr oder weniger allein war. Ich verliere auch keine Energie mehr wegen Intriganten und Trittbrettfahrern. Von denen konnten wir uns trennen.
Der FCZ ist de facto ein Familienunternehmen, zu Grabenkämpfen kann es deshalb kaum mehr kommen.
Vor zwei, drei Jahren hatten wir 25 Prozent, nun gehören uns 80 Prozent des Aktienkapitals. Das hat einen sehr guten Einfluss auf das Klima im FC Zürich. Mit einer Beteiligung von 80 Prozent müssen wir keine Rücksicht mehr nehmen auf interne Befindlichkeiten.
Die neue Ruhe und die Macht sind teuer erkauft. Mittelfristig gesehen: Ist es Ihnen das wert?
Ich suche im Moment nicht primär Investoren, also Personen, die sich in den Klub einkaufen. Ich suche Geschäftspartner, Trikotsponsoren, Infrastruktur, Möglichkeiten, mehr Einnahmen zu generieren. Solange ich Präsident bin, will ich die Rahmenbedingungen bestimmen.
Das heisst, der FCZ bleibt in den nächsten Jahren ein Familienunternehmen der Canepas?
Im Moment sieht es danach aus.
Nachfolger können Sie so nicht aufbauen. Dabei waren sie einst angetreten, um den Verein breiter abzustützen.
Ich werde die Aktien nicht mit ins Grab nehmen. Irgendwann werden wir sie verkaufen. Anfragen und Angebote gab und gibt es immer wieder. Schliesslich ist der FCZ nach wie vor ein guter Brand. Der Standort Zürich ist allerdings suboptimal. Da wir nur Mieter sind im Letzigrund, haben wir keinen Einfluss auf das Catering, die Einlasskontrollen und die Sicherheitskosten. Deshalb haben wir zusammen mit GC den Mietvertrag auf Ende Saison gekündet. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir mit der Stadt eine einvernehmliche Lösung finden.
Ihre Frau und Sie haben in den letzten Jahren viele Löcher im Budget gestopft. Wie sieht es zurzeit aus, ist der FCZ wirtschaftlich auf Kurs?
Das Geschäftsjahr 2013 werden wir mehr oder weniger schwarz abschliessen. Und das Budget 2015 werden wir so eingeben können, dass wir die Lizenz erhalten. Wir sind stabil.
Im Vergleich zu Ihrem Vorgänger Sven Hotz erhalten Sie für Ihr grosses finanzielles Engagement relativ wenig Wertschätzung. Irritiert Sie das?
Ich erhalte im persönlichen Kontakt viel positives Feedback. Was mich irritiert, sind Medienberichte, in denen nur auf den Mann gespielt wird.
Was glauben Sie, weshalb ecken Sie an?
Da müssen Sie die entsprechenden Journalisten fragen. Ich machte meine Erfahrungen im Herbst 2012, als wir eine schwierige Phase hatten. Was da alles kommentiert und kritisiert wurde, oft auch in Unkenntnis der Faktenlage. Zum Glück kann ich heute selbst entscheiden, mit wem ich reden will und mit wem nicht.
Sie selbst teilen auch aus. Sie prozessieren gerne, wie die Beispiele Sandro Wieser und Rolf Fringer zeigen.
Wenn man mich früher als Fussballer fair behandelte, reagierte ich nie – auch nach knallhart geführten Zweikämpfen nicht. Aber wenn man mich mit gestrecktem Bein zwei Meter ab Boden foulte, bloss weil ich schneller war, dann reagierte ich. So ist es auch heute.
Sie werfen Rolf Fringer vor, er habe mit seinen angeblich rufschädigenden Äusserungen ein grobes Foul begangen?
Es gibt in diesem Fall noch Fakten, die nicht an die Öffentlichkeit gehören. Klar ist: Ein Trainer, der sagt, «es ist mir egal, ob mich der Klub rauswirft», ist nicht tragbar. Aber eigentlich möchte ich nicht mehr darüber sprechen.
Sowohl das Arbeitsgericht als auch das Obergericht entschieden, die von Ihnen ausgesprochene fristlose Kündigung Fringers sei nicht rechtens. Ziehen Sie den Fall vors Bundesgericht weiter?
Das kommentiere ich öffentlich nicht. Wer mich kennt, kann erahnen, wie es weitergeht.
Sie investieren seit Jahren viel Zeit und Geld in den FCZ. Was würden Sie heute machen, wenn Sie das Präsidentenamt damals nicht übernommen hätten?
Ich vollzog vor neun Jahren den Berufswechsel vom Wirtschaftsprüfer zum Klubpräsidenten. Ich übe hier kein Mandat aus, sondern einen Beruf. Ich habe mir nie überlegt, was ich sonst machen würde. Dazu habe ich auch keine Zeit.
Sie wurden mit dem FCZ zweimal Meister und einmal Cup-Sieger. Was war für Sie der schönste Moment in Ihrer bisherigen Amtszeit?
Der schönste Moment? (Canepa denkt nach, geht in sein Büro und kommt mit einem gerahmten Foto zurück, auf dem er in freundschaftlicher Umarmung mit Ex-FCZ-Trainer Bernard Challandes zu sehen ist.) Das war der schönste Moment! 2009 in St. Gallen nach dem gewonnenen Qualifikationsspiel gegen Ventspils, als feststand: Wir stehen in der Champions League. Das war unglaublich!
Hat die Champions League für Sie noch immer die gleiche Anziehungskraft wie früher? Viele bemängeln die Verwässerung des Niveaus.
Nein, sie ist immer noch eine Riesenattraktion. Die Champions League, das ist das A und O – natürlich auch finanziell. In der Europa League lässt sich leider nur ein Bruchteil dieses Geldes verdienen. Die Schere zwischen den beiden Wettbewerben ist meiner Meinung nach viel zu gross.
Das führt dazu, dass Vereine unvernünftig werden und Risiken eingehen, um die Champions League zu erreichen.
Es ist ein Spagat. Es gab auch im FCZ eine Phase, in der wir Transfers tätigten, die ich rückblickend nicht mehr machen würde. Wir sind vorsichtiger geworden. Es ist matchentscheidend, dass wir bei Transfers möglichst wenige Fehler machen.
Der FCZ hat diese Saison oft schönen Fussball gespielt. Das Zürcher Publikum hat das nur bedingt gewürdigt. Die Zuschauerzahlen stiegen zwar leicht, bewegten sich aber im üblichen Rahmen. Wo sehen Sie die Gründe?
Dieses Thema beschäftigt mich fast am stärksten. Klar, es gibt die angeblichen Gründe. Es heisst, der Letzigrund sei kein Fussballstadion. Auch das Thema Sicherheit wird immer wieder vorgebracht. Dabei ist in 99,9 Prozent der Fälle der Besuch eines Fussballspiels kein Problem. Leider werden von vielen Pyros mit Gewalt gleichgesetzt. Pyros sind verboten und mühsam, mit Gewalt im engeren Sinn haben sie nichts zu tun. Aber ich bin sicher: Wenn wir ein neues Fussballstadion hätten, hätten wir einen Schnitt von 15 000 bis 16 000 Zuschauern.
Das ist doch Propaganda. Die Beispiele Xamax und Servette zeigen, dass ein neues Stadion in der Schweiz nicht automatisch zu besseren Zahlen führt.
Schauen Sie sich die Bundesliga an. St. Gallen! Luzern!
Das sind Städte, in denen der lokale FC eine Monopolstellung hat und über ein grosses Einzugsgebiet verfügt.
Wir haben mit der Agglomeration 1,5 Millionen Einwohner. Ich bin überzeugt, dass wir zumindest ein Prozent davon ins Stadion bringen können. Gegen Real Madrid in der Champions League hatten wir 25 000 Zuschauer und 200 000 Anfragen.
Im Spitzenkampf gegen Basel kamen bei guten Witterungsbedingungen zuletzt etwas mehr als 16 000 Zuschauer. Das sind so viele, wie Sie gern im Schnitt hätten. Und gegen Gladbach waren lediglich 10 000 Zürcher im Stadion.
Vielleicht waren es 11 000 oder 12 000, aber ja, das ist enttäuschend. Nur: Für ein Spiel mit Eventcharakter braucht es ein reines Fussballstadion mit der entsprechenden Stimmung und dem entsprechenden Restaurationsangebot. Dann kämen 40 bis 50 Prozent mehr Zuschauer, wenn der sportliche Erfolg da wäre.
Kritiker fragen sich, weshalb ein Zuschauer, der nicht in Kurvennähe sitzen will, für ein Spiel gegen Vaduz oder Thun 65 Franken bezahlen soll. Das Produkt sei den Preis nicht wert, heisst es. Was entgegnen Sie?
Wir werden die Preispolitik für die neue Saison noch einmal anschauen. Die Stadt könnte uns helfen, indem sie von uns weniger hohe Mietkosten verlangt oder uns die Polizei- und Sicherheitskosten erlässt.
Können Sie sich vorstellen, mit tieferen Eintrittspreisen mehr Leute anzulocken?
Wir machen uns in alle Richtungen Gedanken. Aber wir hatten auch schon ein Europacup-Spiel mit einem Einheitspreis von 10 Franken. Es kamen genau gleich wenige Zuschauer wie sonst.
Der FCZ war früher der Arbeiterklub, jetzt hat er höhere Ticketpreise als GC. Was macht für Sie 2014 die Identität des FC Zürich aus?
Wir sind der Klub für alle Bevölkerungsschichten und alle Altersgruppen. Wenn ich das Wort Arbeiterverein höre, dann wähne ich mich ins 19. Jahrhundert zurückversetzt, als Fabriken angezündet wurden. Diese Zeit ist schon lange vorbei. Auch GC ist nicht einfach der Nobelklub vom Zürichberg. Beide Vereine sind repräsentativ für die Schweizer Gesellschaft.
Was unterscheidet die Zürcher Klubs denn noch?
Natürlich haben wir eine andere Geschichte. Die Grasshoppers waren und sind teilweise heute noch mit der finanziellen Elite in Zürich verbunden. Der FC Zürich war eher in den studentischen Kreisen verwurzelt. Aber das ist Jahrzehnte her.
Und für was soll der FCZ heute stehen?
Wir wollen ein Spiegelbild der Gesellschaft sein.
Das ist kein Alleinstellungsmerkmal.
Na und?
Was ist sportlich die DNA des Vereins?
Wir wollen einen offensiven, attraktiven, aber auch erfolgsorientierten Fussball. So suchen wir die Spieler aus – und die Trainer.
Interview: Nikolas Lütjens