Kiyomasu hat geschrieben:Aus welchem Grund auch immer mache ich mir überhaupt keine Sorgen um den FCZ...
Danke für die nüchterne Analyse, Kiyomasu. Das tönt grundsätzlich alles vernünftig und nachvollziehbar. Dass viele Malenovic skeptisch sehen, hat glaube ich weniger mit seiner Strategie zu tun. Ausschlaggebend ist – zumindest für mich – die Umsetzung der Strategie.
Am offensichtlichsten ist das eklatante Auseinanderklaffen zwischen Anspruch und Realität. Anstelle des dominanten Fussballs, der Spass macht und erfolgreich ist, bekamen wir seit Herbst einen dramatischen Leistungsabfall und teilweise grausame Spiele zu sehen. Der Trainer erprobt derweil fortlaufend neue Formationen und Systeme, ohne dass auf dem Platz eine Verbesserung spürbar ist. Auch die Transfers und Leihen, welche der angeblich so gut vernetzte Malenovic bisher getätigt hat, überzeugen nicht. Teilweise gibt es regelrechte Rohrkrepierer: Der Marktwert von Tosic rasselte während seiner kurzen Zeit beim FCZ in den Keller, unter dem Strich dürfte sein Transfer also für alle Beteiligten ein Verlustgeschäft sein. Störend auch, dass viele Transfers aus dem VPA / Soccer Mundial-Kosmos stammen und teilweise einen dubiosen Eindruck hinterlassen (vgl. die Verbindung Castelen – Markelo im neuen Daleo). Als Malenovic dann endlich ein grösseres Kaliber an Land zieht, ist es ausgerechnet Steven Zuber.
Und natürlich hat jede Geschichte eine Vorgeschichte: Während Henriksen von Malenovic wegen der angeblich unattraktiven Spielweise noch lautstark öffentlich kritisiert wurde, hört man diesbezüglich komischerweise nichts mehr – obwohl wir unterdessen weder attraktiver noch effizienter spielen. Im Gegenteil: Top sind wir eigentlich nur noch bei den Roten Karten. Unsere meisterliche Flügelzange Guerrero / Boranjasevic wurde ebenso unsentimental in die Wüste geschickt, wie FCZ-Urgestein Daniel Gygax, kurz nachdem er mit seiner U17 den Meistertitel geholt hatte. Aktuell liegen unsere U17 und die U19 übrigens auf Platz sechs bzw acht, mit zweistelligem Rückstand auf den jeweiligen Leader.
Man wird das Gefühl nicht los, dass hier mit zweierlei Ellen gemessen wird. Leistung wird primär von Anderen gefordert. Ein ähnliches Muster zeigte sich bereits in der Causa Nick Gast, als sich die Canepas von einem zweifelhaften Charakter blenden liessen und so viele verdiente Mitarbeiter:innen vergrault haben.
Nun ja, nach dem Sonntag scheint zumindest in spielerischer Hinsicht leise Hoffnung angebracht. Vielleicht war der harte Schnitt im Kader tatsächlich nötig. Vielleicht findet Moniz jetzt endlich den richtigen Schlüssel. Es fragt sich einfach, wieso der Umbruch jetzt scheinbar so plötzlich und teilweise chaotisch mitten in der Saison stattfindet. Dass wir ohne gelernte Verteidiger antreten müssen, dürfte einem Sportchef ja eigentlich auch nicht passieren.
Dennoch hoffe ich, dass du mit deiner Einschätzung recht behältst und ich Gespenster sehe (: