LuisCypher hat geschrieben:Die 4 Eckpfeiler des originären Umsatz sind dabei:
a) Sponsoren-Gelder
b) TV-Rechte
c) Merchandising
d) Zuschauereinnahmen
Die Reihenfolge ist nach der aktuellen Priorität eingesetzt und jeder Bereich sollte in einem Best-Case 25% Netto der Einnahmen ausmachen und dabei einen Überschuss von 20% p.A. erzielen, zwecks Bildung von Rücklagen und Risikokapital.
Weil aktuell die Zuwschauereinnahmen den "Löwen-Anteil" ausmachen, sollte der Focus auf einen Massnahenkatalog gerichtet werden, der die anderen drei Eckpfeiler zu Umsatzsteigerung führt.
Vielen Dank für Deine interessanten Ausführungen. Obwohl ich nicht von der Branche komme, erlaube ich mir, eine Frage zu Deinem Text zu stellen und noch ein paar eigene Gedanken anzuhängen. Was nützt es, wenn die vier "Eckpfeiler des originären Umsatzes" je 25% der Einnahmen ausmachen? Mir leuchtet natürlich ein, dass alle Geldquellen so gut wie möglich erschlossen werden sollen und dass es Sinn macht, sich dabei möglichst breit abzustützen. Nichtsdestotrotz verstehe ich nicht, inwiefern diese Überlegungen rechtfertigen sollen, dass möglichst alle Eckpfeiler den gleichen Umsatzanteil haben müssen. Vielmehr sollten doch die Massnahmen dort angesetzt werden wo langfristig und nachhaltig die höchste Umsatzsteigerung erzielt werden kann.
Zweifellos ist der Königsweg zur Optimierung aller vier Umsatzeckpfeiler der sportliche Erfolg, der hier aber nicht zur Debatte stehen kann. Den zweiten wesentliche Faktor - wir wollen von seinem Zusammenhang mit dem sportlichen Erfolg absehen - dürften Image und Beliebtheit des Vereins ausmachen, welche eng mit dem Zuspruch der Stadiongänger verbunden sind: Unabhängig vom Geschehen auf dem Rasen ist ein Verein für alle potentiellen Geldgeber vor allem dann attraktiv, wenn Zusammensetzung und Anzahl des Publikums den jeweiligen Bedürfnissen entspricht. Die Pflege von Image, Tradition und Beliebtheit im Volk ist von geringem Nutzen, wenn diese Werte im Stadion nicht vorgelebt werden.
Die Quintessenz dieser Überlegungen scheint mir zu sein, dass die Hauptaufgabe des Vereins momentan darin bestehen muss, das sicherlich noch vorhandene Potential im Bereich des Publikums auszuloten. Zeitpunkt und Bedingungen hierfür sind auch optimal: Man kehrt unter dem Jubel der Medienlandschaft nach einem guten Jahr als zweifacher Meister in den topmodernen Letzigrund zurück und damit an den Ort, der auch dem (noch)nicht-FCZler bei seinem ebenfalls medienwirksamen Abbruch als absolute Kultstätte präsentiert wurde.
Die Vereinsführung hat die Zeichen der Zeit auch durchaus erkannt und scheint grosse Änderungen im Zuschauerbereich anzustreben. Stichworte hierbei sind preislich gesteuerte Umsegmentierung des Publikums oder Nulltoleranz gegenüber als familienunfreundlich wahrgenommenen Elementen im Publikum. Der Verein zielt momentan nicht darauf ab, die Zuschauerzahlen zu heben, sondern wirbt um einen neuen, zahlungskräftigeren Kunden, der nach Möglichkeit den nicht anpassungswilligen Teil der Südkurve ersetzen soll. Man verspricht sich von diesen Massnahmen durch die Preiserhöhungen bedingte Einnahmenzunahmen sowie ein Saubermann-Image ganz nach den Bedürfnissen neuer, potenterer Sponsoren, aus derem geistigen Umfeld die neue Verieinsführung selbst kommt. Dagegen nimmt man bewusst - dumm sind die Herren sicherlich nicht - in Kauf, dass die Zuschauerzahlen nicht drastisch ansteigen und dass von der Tradition des Arbeiterclubs bloss noch die leere Worthülse übrig bleibt.
Dass mich eingeschlossen der Löwenanteil dieses Forums und wohl auch allgemein die Mehrzahl der Anhängerschaft aus Liebe zur Tradition, zur Wildheit der Südkurve oder aus anderen ideellen Gründen diesen Weg entschieden ablehnen ist eine Tatsache, die die Vereinsführung an sich noch nicht zu kümmern braucht - sind ihr doch offensichtlich weder Tradition noch Wildheit das wichtigste Anliegen. Was der Vereinsführung aber sehr wohl zu denken geben müsste und hoffentlich auch gibt, ist die hier verbreitete und vernünftig vertretbare These, dass es ohne dieser Tradition und Wildheit keine erfolgreiche Zukunft geben wird, da man bei konsequenter Umsetzung des eingeschlagenen Weges einen zu grossen und treuen Teil der jetzigen Anhängerschaft verlieren wird und sich an ein Zielpublikum richtet, das traditionell von den Grasshoppers umworben wird, was einen zusätzlichen Identitäts- und Beliebtheitsverlust nach sich ziehen würde, der auch von den umworbenen Sponsoren nicht goutiert werden könnte. Vor allem ist man aber unter diesen Umständen auf Gedeih und Verderben vom sportlichen Erfolg abhängig, welcher bekanntlich nur sehr bedingt planbar ist (zumindest in der hoffentlich fernen post Bickel Ära ;-)).
Ohne diesen kritischen Exkurs präzisieren zu wollen, möchte ich kurz die Massnahmen skizzieren, die mir sinnvoller und zukunftsträchtiger erscheinen, im vollen Bewusstsein, damit in Anbetracht des eingeschlagenen Kurses Schattenboxen in der Dunkelkammer zu betreiben:
-Sobald wie nur irgendwie möglich muss die Preispolitik geändert werden. Der Gesichtsverlust, den man damit in Kauf nimmt, ist bedeutend geringer als den Schaden, den man sich sonst zufügt. "Arbeiterverein" und "Volksclub" sind hervorragende Marken. Sie gilt es zu hegen und zu pflegen, indem man das Stadion möglichst breiten Massen zugänglich macht, selbst wenn man damit kurzfristig Zuschauereinnahmeneinbussen in Kauf nimmt - mittelfristig sollten diese problemlos durch Merchandising, Sponsoring und zusätzliche Zuschauer zu kompensieren sein, denn ein volles Stadion als optimale Plattform der Begeisterung entwickelt eine mächtige und lukrative Eigendynamik.
- Die Südkurve (ich sage dies als Sitzplätzler) ist eines der grössten Kapitalien des FCZ. Sie ist für die gestiegenen Zuschauerzahlen wohl ähnlich verantwortlich wie der sportliche Erfolg und darüber hinaus noch wesentlich nachhaltiger. Die Kreativität, die sich in Choreos und Merchandising äussert, ist wohl nationale Spitze und der Verein wäre sehr gut beraten, sie nach Möglichkeit in seinem und im gemeinsamen Sinn zu nutzen. Überdies hat die Vereinsführung das riesige Glück, dass die offensichtlich sehr einflussreichen Wortführer der Südkurve - wie ihre Texte erahnen lassen - sehr intelligente und differenziert denkende Personen sind, die den Dialog mit dem Verein suchen. Dieser Gesprächsbereitschaft gilt es seitens des Vereins mit grösstmöglicher Offenheit, Kompromissbereitschaft und Neugier entgegenzutreten. Auch Lösungen für die nicht zu leugnenden Gewalt- und (unabhängig von der Vereinsführung als solche definierten)Pyroprobleme gilt es, wenn irgendwie möglich, immer in diesem Kreis zu finden. Denn mit einseitigen Verordnungen wie der Nulltoleranzpolitik und der undifferenzierten, arroganten Trennung von Fans und "Fans" verscherzt man sich den Goodwill seines (aussersportlichen) Zugpferdes, das, auch wenn es seine Macken haben mag, unverzichtbar ist.
Die vorgeschlagenen Massnahmen wären damit kurz und bündig:
-sofortige Korrektur der eingeschlagenen Preispolitik, mit dem Ziel, das Stadion Interessierten aller Schichten zugänglich zu machen.
-Sorgfältige Pflege der Marken "Arbeiterverein" und "Volksklub"
-Einbezug der kreativen Kräfte der Südkurve in das Merchandising, sicher mit Rat und bestenfalls auch mit Tat.
-Offene, ehrliche und kompromissbereite Diskussion mit den Vertretern der Südkurve bezüglich Gewalt- und Pyroproblemen. Beendigung der unilateralen Nulltoleranz- und "Fans"-Kampagne. Probleme als intern anerkennen und wenn irgendwie möglich intern lösen.
Die Hoffnung ist, dass diese Massnahmen dazu beitragen würden, das serbelnde Image des volksnahen, hippen, wilden Stadtclubs zu festigen und sich so dergestalt zu positionieren, dass man die Massen ins Stadion lockt, sich damit die Abnehmerschaft für die stark verbesserten Fanartikel vermehrt und last but not least für Sponsoren hoch attraktiv wird. Welcher Einnahmeposten dabei welchen prozentualen Anteil zu übernehmen hat, ist dabei vorerst wohl nicht so von Belang. Für die TV-Rechte muss man sich wohl auf Herrn Stadelmanns Geschick in den Verhandlungen mit Teleclub, Bluewin, Cablecom und SF verlassen, kann aber durch einen gesunden und prosperierenden FCZ dazu beitragen, seine Verhandlungsposition zu stärken.
Grufcz
Hügi