Klar ist die Figur Canepa eine strittige, doch werden nicht voreilige Schlüsse gezogen? Auch ich bin nicht begeistert über seine Aussagen und seinen "Null-Toleranz"-Blödsinn, den er von sich gibt. Doch finde ich, seine Aussagen wirken oft verzerrt dargestellt, sowohl in den Medien als auch von einigen FCZ-Anhängern. Sein formuliertes Ziel, den "FCZ zu einem Bayern München der Schweiz zu machen" ist klar überrissen und als Anhänger eines Vereins, der sich (immer noch) Arbeiterverein nennt, nicht tragbar. Ich denke eher, dass er hier nur eine etwas ungünstige Wortwahl bzw. einen ungünstigen Vergleich gewählt hat. Was ich denke ist, dass er den FCZ zu einem finanziell abgesicherten, starken Verein machen will, der längerfristig, sowohl finanziell als auch sportlich, in der Lage sein soll, in Europa mitzuspielen, sprich, mehr als nur die zweite Runde des UEFA-Cups zu erreichen. Und, sind wir ehrlich, der FCZ muss nach den national erfolgreichen letzten Jahren seine Ziele höher stecken, denn das muss doch das Ziel eines jeden Sportlers und jedes Vereins sein! Allerdings muss man (nicht nur Canepa) aufpassen, wie man das ganze angehen will ohne grössenwahnsinnig, überheblich und arrogant zu wirken, wie dies eine Zeit lang bei GC und dann bei Basel der Fall war, und genau das scheint sich im Moment beim FCZ abzuzeichnen. Das Ziel, grösseres zu erreichen, muss bestehen, finde ich, aber Herr Canepa und seine Kumpels im Vorstand müssen aufpassen. Vor allem um die Fans nicht zu vergraulen, und auch dies scheint sich bei uns abzuzeichnen. Was wäre der Verein ohne die Fans? Klar würden CL-Gruppenspiele das Stadion füllen, sogar ein FC Thun hat das geschafft. Doch dies wäre nur ein kurzfristiger Erfolg und im nationalen Wettbewerb hätte man ziemlich schnell das nachsehen und würde im Jahr darauf vielleicht nicht einmal im UEFA-Cup spielen, wenn man nach dem Motto "Kommerz statt Fans" agiert. Deshalb, Herr Canepa: Überlegen sie sich, welche Verantwortung sie übernommen haben, als sie das Präsidentenamt des FC Zürich übernommen haben. Sie wussten genau dass es eine schwierige Aufgabe wird. Nicht nur weil der FCZ ein Traditionsverein ist, der eine stetig wachsende (kreativ, nicht nur personell!!!) Fankultur hat, sondern auch weil der Nachfolger von Sven Hotz, der ein solch hohes Ansehen bei den Fans hatte und immer noch hat, ein besonders schweres Los haben würde. Ihre Pläne, grosses mit dem FCZ zu erreichen in Ehren, aber passen sie auf. Auch wenn es jetzt pessimistisch klingen mag, ich sehe turbulente Zeiten auf uns zu kommen, wenn sie ihre Einstellung nicht ändern. Turbulent nicht in sportlicher Hinsicht, ich bin überzeugt das der FCZ in den kommenden Jahren weiterhin regelmässig um die Meisterschaft mitspielen wird. Turbulent in vereinsinterner Hinsicht. Konflikte zwischen Fans und Vorstand, Unterschriftsaktionen, Boykotte etc.. Und so etwas kann sich schnell auf die Spielweise der Mannschaft auswirken.
Denken Sie daran: Das Volk trägt die Mannschaft. Werden die Fans von den Vereinsoberen im Stich gelassen, wird es früher oder später dazu führen, dass die Fans den Verein ebenfalls im Stich lassen, schlicht weil er sich nicht mehr mit dem Verein identifizieren kann. Die Südkurve gehört zum FCZ, und der FCZ gehört zur Südkurve. Ein geben und nehmen...