Fromme Wünsche zum Thema Gewalt in den Stadien
Stadt und Sportvereine müssen mehr gegen Hooligans tun. Dies verlangt eine klare Mehrheit des Zürcher Gemeinderats. Was aber getan werden muss, sehen Linke und Rechte völlig anders.
Von
Adi Kälin
Zürich.
– SP-Gemeinderat Thomas Marthaler sparte nicht mit Kritik am Stadtrat und an den Vereinen. Der Stadtrat habe auf seine Fragen zu Gewalt in den Stadien nur «knapp und schwammig» geantwortet, und im Geschäftsbericht des Stadtrats komme das Thema nur ganz am Rand vor. Auch bei den Vereinen sah er Fehlverhalten. Der Pressesprecher des FC Zürich habe die Basler Gegner öffentlich als «Hurensöhne » bezeichnet – wahrlich kein Vorbild.
Zusammen mit CVP-Gemeinderat Christian Traber hat Marthaler deshalb zwei Postulate eingereicht, die zum einen die bessere Zusammenarbeit von Vereinen und Stadt, zum andern die bessere soziale Integration der gewalttätigen Fans forderten. «Was in den Stadien läuft, ist eben das Abbild unserer Gesellschaft. Deshalb gibt es auch keine einfache Lösung für das Problem», sagte Marthaler. Bei der SVP stiessen diese Forderungen nur auf Spott. Die Forderung nach Zusammenarbeit sei reine Schaumschlägerei – weil längst erfüllt. Und die Forderung nach besserer sozialer Integration sei so nicht zu erfüllen. «Militante Fans lassen sich doch gar nicht auf präventive Programme ein», fand etwa Rolf Stucker. Die Alternativen spannten für einmal mit der SVP zusammen. Anja Recher fragte spitz, wie denn die Fans sozial besser zu integrieren wären: «Sollen stellenlose Fans bevorzugt eine Stelle erhalten?»
«Vorbildliche Hooligan-Gruppe»
Für die rechte Ratseite gibt es nur ein wirkungsvolles Mittel gegen Ausschreitungen bei Sportanlässen: den Polizeieinsatz. «Harte Massnahmen sind die einzige Sprache, die diese gewalttätigen Fans verstehen », sagte Susi Gut (parteilos, vormals SVP). Die Arbeit der Polizei wurde denn auch gelobt: Sie sei heute schon bei gefährlichen Spielen präsent, die Stadtpolizei habe eine eigene Hooligan-Gruppe, die sogar im Ausland als Vorbild gelte, betonte Mauro Tuena (SVP). Wichtig sei zudem, dass sich die Klubverantwortlichen von Gewalttätern distanzierten, sagte Roger Liebi (SVP) – «nicht so, wie die Präsidentin des FC Basel, die drei Tage brauchte, bis sie sich von den Vorfällen im Meisterschaftsspiel gegen den FC Zürich distanzierte ».
«Es läuft nicht nichts»
Anerkannt wurde immerhin, dass sich in den letzten beiden Jahren in Zürich doch einiges getan habe (die Postulate stammen aus dem Jahr 2004). «Es läuft nicht nichts», sagte Christian Traber. Offensichtlich sei es aber zu wenig.
Polizeivorsteherin Esther Maurer betonte, dass der runde Tisch mit Stadt und Klubverantwortlichen seit zwei Jahren erste Erfolge zeitige. Das Bewusstsein, dass man zusammenarbeiten müsse, sei bei allen vorhanden. Nur scherten halt Einzelne manchmal aus. Es handle sich um einen sehr langwierigen Prozess. «Das Thema Gewalt in den Stadien ist keine Eintagsfliege.» Das Ziel aller Massnahmen sei aber, dass Familien mit Kindern wieder problemlos und sicher Fussballspiele anschauen könnten. Die Postulate wurden mit deutlicher Mehrheit an den Stadtrat überwiesen.
Quelle: tagi