Pressemitteilung der IG Hardturmquartier
Beschwerde gegen die Ausnahmebewilligung für den Einbau
des Shopping-Bereichs des Stadion Zürich ins Grundwasser
Die IG Hardturmquartier hat den Auftrag Ihrer Mitglieder wahrgenommen und
gegen den Entscheid des Regierungsrates betreffend Ausnahmebewilligung für
Grundwassereinbauten Beschwerde beim Verwaltungsgericht eingereicht.
Nach eingehender Prüfung von Sachverhalt und Rechtslage und gestützt auf ein
Fachgutachten ist die IG Hardturmquartier zur Überzeugung gelangt, dass die
Ausnahmebewilligung zu Unrecht erteilt worden ist.
Das Beharren der Bauherrschaft auf einem Projekt, das der langjährigen
Bewilligungspraxis im Kanton Zürich krass zuwiderläuft, ist in ökologischer
Hinsicht unverantwortlich und widerspricht den eigenen Ansprüchen der Stadt
Zürich als «Energiestadt mit Goldlabel» diametral.
Das projektierte Shoppingcenter wird auf einer grossen Fläche fast einen Meter in den
mittleren Grundwasserspiegel hineingebaut, im Bereich der Anlieferung sogar bis zu 3 Meter.
Dazu muss der Grundwasserspiegel während der ganzen Bauphase massiv abgesenkt
werden, was zu Setzungsproblemen bei Nachbarbauten führen kann. Es kann auch nicht
ausgeschlossen werden, dass die Trinkwasserentnahme im Bereich des Hardhofs
beeinträchtigt wird, ganz abgesehen von den ökologischen Auswirkungen in der Limmat,
wenn eine Pumpmenge von bis zu 30'000 Liter Wasser pro Minute in die Limmat eingeleitet
werden muss, davon mehr als ¾ wegen der zusätzlichen Pumpmenge durch den Einbau
unter die mittlere Grundwasserlinie. Die dafür benötigte Energie entspricht ca. einem Drittel der
Energieproduktion des EW Höngg, und dies während 1 ¼ Jahren! Dazu kommt eine
Aushubmenge von gegen 50'000 m3, welche zusätzlich ausgehoben und abgeführt werden
muss, weil der Sockelbereich mit dem Shopping-Center entgegen der gültigen
Bewilligungspraxis einen Meter unter den mittleren Grundwasserspiegel gebaut werden soll.
Allein der Abtransport des zusätzlichen Aushubes führt zu einem unverantwortlichen, weil
unnötigem Ausstoss von ca. 160'000 kg CO2.
Die Ausnahmebewilligung für Einbauten im Grundwasser muss als willkürliche Bevorteilung
eines finanzkräftigen Investors durch den Kanton interpretiert werden. Jedes noch so kleine
Bauprojekt einer privaten Bauherrschaft hat sich strikte an die Bauvorschriften und an die
Vorgaben des Kantons zu halten. Kein Bauprojekt in Zürich durfte bisher den mittleren
Grundwasserspiegel unterschreiten. Es herrschte Rechtsgleichheit und Rechtssicherheit auf
diesem Gebiet. Bei einer gemischten Bauherrschaft zwischen Stadt und CS scheinen jedoch
andere Regeln zu gelten.
All denjenigen, die nun behaupten, die Anwohnerschaft würde den Bau eines
Fussballstadions weiter verzögern, müssen wir entgegnen, dass es die Bauherrschaft
war, die sowohl 2004 wie auch 2007 die Entscheide des Verwaltungsgerichtes nicht
akzeptierte und diese ans Bundesgericht weiterzog. Die Bauherrschaft selbst ist
verantwortlich für den grössten Teil der Verzögerungen. Hätte sie die Baugesetze und
Vorschriften betreffend Einbauten ins Grundwasser eingehalten, hätte sie längst mit dem Bau
beginnen können. Stattdessen macht die Bauherrschaft es zu einer Prestigefrage, dass sie
«kein Jota vom ursprünglichen Projekt abgewichen ist», was nichts anderes heisst, als dass
sie die bestehenden Gesetze und Verordnungen nicht einhalten wollte. So war die
Bauherrschaft nicht bereit, das Projekt um die nötigen 2% in der Höhe zu reduzieren. Damit
hätte die Grundwasser-Richtlinie des AWEL eingehalten werden können.
Das Projekt „Stadion Zürich“ entwickelt sich je länger je mehr zum reinen Investitionsprojekt
„Shopping-Center mit Nebennutzung Fussball“. Dies aber war nie die Absicht der
Stimmbürgerinnen und Stimmbürger und der Fussballinteressierten. Es ist nun Zeit,
Alternativen für eine reine Sportnutzung ernsthaft zu prüfen.
Die aktuellen Probleme des ZSC und der Fussballclubs GC und FCZ verlangen eine Lösung,
welche rasch umsetzbar sowie wirtschaftlich und ökologisch tragbar ist. Ein Stadion mit ca.
20‘000 Plätzen für den Fussball und 12‘000 Plätzen für Eishockey würde den Anforderungen
der Sportclubs und der Anwohnenden gerecht werden.
Mit der DuplexArena liegt eine solche von privater Trägerschaft entwickelte Alternative auf
dem Tisch. Die IG Hardturmquartier fordert die Stadt und CS auf, dieses Projekt ernsthaft zu
prüfen. Das Quartier hatte sich seit 2003 für „Fussball statt Shopping“ eingesetzt. Mit der
DuplexArena hiesse es dann „Fussball+Hockey statt Shopping“.
Walter Vismara und Monika Spring, Co-Präsidium IG Hardturmquartier