Kommentar in der NZZ:
https://www.nzz.ch/meinung/so-kann-es-k ... ld.1316169Das Zürcher Fussballstadion ist keine Lachnummer mehrNach einem zwanzigjährigen Planungsdebakel stehen die Chancen jetzt gut, dass Zürich doch noch zu einem Fussballstadion kommt.Adi Kälin
Die Planung für ein Zürcher Fussballstadion ist längst schweizweit zur Lachnummer geworden. Während in kleineren Städten landauf, landab neue Arenen entstanden sind, fährt Zürich seit ziemlich genau zwanzig Jahren ein Projekt ums andere an die Wand. Zuerst kam das gewaltige Fünfeck, das mit einer Höhe von fast fünfzig Metern eigentlich ein Stadion-Hochhaus war. Die Branche lobte das Vorhaben überschwänglich, die Anwohner bekämpften es aber von Anfang an erbittert. Am Ende nahmen sich die Investoren, müde geworden von den vielen Rekursen, selber aus dem Rennen. Es folgte ein von der Stadt aufgegleistes Projekt, deutlich abgespeckt, aber dennoch so teuer, dass es letztlich in der Volksabstimmung scheiterte. Der neuste Plan wird wieder von Privaten getragen, und er dürfte in vielen Punkten deutlich besser funktionieren als die beiden Vorgänger.
Natürlich ragen die zwei Wohntürme gewaltig in die Höhe, doch sie stehen auch sehr viel weiter weg von den Wohnsiedlungen als seinerzeit das Pentagon. Der ominöse Schattenwurf dürfte diesmal kein Hindernis sein. Das Freiraumkonzept wirkt durchdacht, und die umfangreichen öffentlichen Nutzungen in den Erdgeschossen werden das Ihre zur Belebung des Orts beitragen. Auch die Vereine, die in früheren Planungsphasen auch schon etwas divenhaft auftraten, sind begeistert vom neuen Konzept. Der grösste Pluspunkt sind aber natürlich die Finanzen. Beim letzten Projekt musste Zürich über einen Kredit von mehr als 220 Millionen Franken und jährliche Betriebsbeiträge von 8,3 Millionen Franken abstimmen. Hinzu kamen gut 100 Millionen Franken für die Wohnsiedlung. Jetzt zahlt die Stadt gar nichts; sie weitet einfach die Methode, die bei Baurechten für Genossenschaften üblich ist, auf die anderen Bauherren aus. Auch diese müssen in diesem speziellen Fall nicht marktübliche Zinsen zahlen, sondern nur so viel, dass die Gesamtrechnung noch aufgeht. In Zahlen ausgedrückt: Die Stadt verzichtet auf 1,7 Millionen Franken Baurechtszins jährlich, muss sich dafür aber weder am Bau noch am Betrieb des Fussballstadions beteiligen. Diese Rechnung geht für alle Beteiligten auf.
Neben den Zahlen gibt es aber weitere Faktoren, die zuversichtlich stimmen: An der Medienkonferenz mit allen Beteiligten wurde deutlich, dass sich die richtigen Projektpartner gefunden haben, dass die Vereine auf gute Art in den Planungsprozess einbezogen werden und auch die Stadt die privaten Akteure wieder nach Kräften unterstützt. Das Bewilligungsprozedere dürfte zwar noch etwas dauern. Doch das Warten lohnt sich, wenn die Zürcher dafür nicht mehr die Clowns der Nation abgeben müssen.
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