FC Zürich als Favorit
Die Voraussetzungen für das zweite Halbfinalduell des FCZ und der Young Boys innert 330 Tagen könnten unterschiedlicher kaum sein. Vor einem Jahr war es für beide Teams praktisch die letzte und sicherste Möglichkeit, sich für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren und eine durchzogene Saison zu retten. In dieser Spielzeit etablierten sich die beiden Mannschaften als solide erste Verfolger von Brancheleader Basel. Während im FC Zürich die Kontinuität die Basis des Erfolg ist, kehrte bei den Young Boys erst nach zahlreichen Transfers und einem Trainerwechsel die nötige Stabilität ein.
Im aktuellen Aufgebot der Young Boys ist verglichen mit dem Team, das vor knapp elf Monaten dem gleichen Gegner in der gleichen Phase des Wettbewerbs 1:3 unterlegen war, einzig noch Goalie Marco Wölfli in der Startformation; Gürkan Sermeter und Thomas Häberli wurden in die Reservistenrolle zurückgedrängt, und Joël Magnin ist gesperrt. Der neue Trainer Gernot Rohr stellte das Team noch defensiver ein als sein Vorgänger Hans-Peter Zaugg. Wohl gewann er so noch keine Zuschauer in den Wankdorf zurück, holte jedoch die Punkte, die YB auf den dritten Rang brachten. Dennoch ist die Erwartungshaltung in Bern, wo der Halbfinal als «Spiel des Jahres» gesehen wird, riesig und sorgt für immensen Druck, den ersten Titel nach 19 Jahren zu holen.
Besondere Brisanz hat die Partie heute im Letzigrund für die Gebrüder Pirmin und Christian Schwegler sowie Ronny Hodel. Die drei standen am letzten Pfingstmontag mit Luzern im Cupfinal und verloren gegen den FCZ. Vor allem der 18-jährige Pirmin dürfte nach Rache gelüsten, schied er doch im Final nach einer rüden Attacke von Mihai Tararache schon in der 22. Minute verletzt aus. Die drei Innerschweizer loben die spielerischen Qualitäten des Gegners als «überragend» und sehen die Stärken des FCZ vor allem in der Offensive.
Zürich wohl ohne Dzemaili
Wie Rohr (»Wir sind Aussenseiter») pflegt auch sein Antipode Lucien Favre vor jedem Spiel jeweils das Tiefstapeln, obwohl sein Team seit zehn Cuppartien unbesiegt ist und zum dritten Mal in Folge im Halbfinal steht. Der Romand (»Ich habe nur 16 Feldspieler») lobt die guten Transfers des Gegners. «Yapi-Yapo und Everson sind starke Spieler», berichtet Favre, der den (wahrscheinlichen) Ausfall von Blerim Dzemaili beklagt. Wegen Schmerzen in den Leisten ist ein Einsatz des Neo-Nationalspielers «zu 99 Prozent» nicht möglich. «Es wird sehr schwierig für mich als Stürmer, weil die Young Boys sehr kompakt stehen werden», erklärte FCZ-Stürmer Keita. Das Tor am letzten Samstag gegen St. Gallen (1:0) sei jedoch wichtig für sein Selbstvertrauen gewesen. «Wir dürfen vor allem nicht in Rückstand geraten», ergänzt er. Sie müssten mit viel Geduld spielen, dann käme auch er zu seinen Chancen. (si)
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Details zu den Halbfinals:
Zürich - Young Boys (live auf SF zwei)
Anspielzeit: Letzigrund, 20.15 Uhr -- Abwesend: Dzemaili (verletzt); Magnin (gesperrt), Hakan Yakin (rekonvaleszent).
Im Cup trafen die beiden Teams bisher fünfmal aufeinander, zuletzt vor zwölf Monaten ebenfalls im Halbfinal. Die Zürcher gewannen im Letzigrund 3:1 und wurden danach auch Cupsieger. Halbfinal-Duelle zwischen dem FCZ und YB gab es auch schon 1991 (5:1 für die Young Boys) und 1953 (0:0 und 3:0 für die Young Boys). Zweimal trafen die Teams im Viertelfinal aufeinander; 1976 siegte Zürich (3:1 und 2:0), ein Jahr später setzte sich YB (2:1) durch.