Kollegah hat geschrieben:https://www.tagesanzeiger.ch/der-druck-steigt-vor-dem-millionenspiel-807636096889
Könnte jemand?
Ein 0:0 gegen Luzern ist das höchste aller Gefühle für den FCZ – er verbreitet bislang mehr Zweifel als Zuversicht, dabei kann er am Mittwoch gegen Karabach das erste Saisonziel erreichen.
Thomas Schifferle«Besser», sagte Ancillo Canepa, und er sagte es im Brustton der Überzeugung. Besser soll der neue FCZ im Vergleich zum alten sein. Der alte wurde immerhin überlegen Meister.
An Canepas Prognose, zwei Tage vor dem Start in die Saison verkündet, wird der FCZ gemessen. Natürlich sind eine Woche und drei Partien erst ein Bruchteil einer Saison, und ein Spiel, ein Sieg, gerade am Mittwoch im Rückspiel gegen Karabach (19 Uhr), kann ganze Eindrücke verändern.
Die ersten Bilder vom neuen FCZ sind zwiespältig. Zum Auftakt in Bern genügte ein verschossener Penalty von Antonio Marchesano, um die ganze Mannschaft aus dem Gleichgewicht zu bringen und innert 23 Minuten in ein 0:4 zu stürzen. Am Dienstagabend in Baku, im Hinspiel der 2. Qualifikationsrunde zur Champions League gegen Karabach, verunglückte die erste Halbzeit komplett. Dank einer Steigerung nach der Pause gab es nur eine 2:3-Niederlage.
Am Samstag gegen den FC Luzern reagiert Trainer Franco Foda auf die erste Belastung und wechselt gleich sechs Spieler aus, die in Baku noch zur Startaufstellung gehörten. Statt Kryeziu, Aliti, Hornschuh, Dzemaili, Rohner und Gnonto stehen Mets, Seiler, Gogia, Conde, Okita und Tosin auf dem Platz. Foda ändert auch das System: weg von der Dreierkette, die unter André Breitenreiter sakrosankt und ein Schlüssel zum Erfolg war, zu einer Viererkette. Besser macht es das nicht, ausser zwei «halben Chancen» (Foda) hat die Mannschaft vor der Pause nichts zu bieten und nachher auch nicht wirklich mehr.
Alles wieder erarbeiten Das 0:0 gegen Luzern muss das höchste aller Gefühle sein. Wenigstens kein Gegentor nach den sieben gegen YB und Karabach, wenigstens nicht verloren, weil Joaquín Ardaiz, Luzerns neuer Stürmer, bei seiner grossen Chance in der 51. Minute nur die Latte trifft und Mohamed Dräger kurz vor dem Ende mit seinem Schuss an Yanick Brecher scheitert.
Brecher, Goalie und Captain, will das Gute an der Leistung gesehen haben, eine Steigerung gegenüber den ersten beiden Auftritten. Es liegt im Auge des Betrachters, was eine Steigerung sein soll. Wenn Brecher recht hat, dann sagt das in erster Linie alles über die Leistungen in Bern und Baku aus. Jene gegen Luzern fällt jedenfalls ziemlich dürftig aus. Von meisterlicher Form ist nichts zu sehen. Ousmane Doumbias Präsenz fehlt wie auch Assan Ceesays auf einmal erstaunliche Qualität als Torjäger.
«Der Fussball lebt leider nicht in der Vergangenheit», sagt Foda noch vor dem Saisonstart. Und weist auf eines hin: Die Mannschaft muss sich das, was sie letzte Saison so sehr auszeichnete, erst wieder erarbeiten. Er meint das Selbstvertrauen, das Selbstverständnis, das Eingespieltsein, das Gefühl, im Flow zu sein.
Das Programm ist streng für Spieler, die es sich nicht gewohnt sind, in englischen Wochen zu leben. Taktische Weiterbildung ist kaum möglich. Bis zum 28. August stehen total 13 Spiele an, je sechs in Liga und Europacup, dazu eines im Schweizer Cup. «Die Erwartungshaltung ist riesig», sagt Brecher am Samstag, «wir wissen einzuordnen, dass wir letzte Saison etwas Unglaubliches leisteten. Wir machen uns keinen Stress.» Und Blerim Dzemaili fügt an: «Kein Grund zur Panik.»
Allerdings weist Dzemaili darauf hin, dass bei vielen die Champions League im Kopf sei. Das kann ablenken und belasten. Dzemaili findet das «menschlich», es sei auch «etwas Grosses», wenn man diesen Wettbewerb erreiche. Er ist schon dabei gewesen, als einziger der aktuellen FCZ-Ausgabe. Zwischen 2011 und 2015 bestritt er für Napoli und Galatasaray Istanbul 13 Einsätze in der Königsklasse.
Die Chance gegen Karabach
Und nun also dieses Spiel am Mittwoch gegen Karabach. Es bietet die Möglichkeit, Zweifel zu zerstreuen und schon jetzt das erste Saisonziel zu erreichen. Mit einem Sieg gegen die Aseris mit den unberechenbaren Stürmern Kady und Wadji ist die 3. Qualifikationsrunde zur Champions League gesichert und damit zumindest ein Platz in der Gruppenphase der Conference League.
Das Prozedere in der Qualifikation ist ziemlich verworren, aber es geht so: Wenn der FCZ in der 3. Runde zur Champions League verliert, landet er direkt im Playoff der Europa League. Und wenn er da verliert, kann er sich wenigstens mit der Teilnahme an der Conference League trösten. Die mag nur drittklassig sein, Millionen bringt sie trotzdem ein, die Canepa braucht, um das Defizit von rund 5 Millionen zu decken. 2,94 Millionen Euro beträgt das Startgeld, 166’000 Euro ist ein Punkt wert. Der FC Basel erspielte sich letzte Saison 9 Millionen Franken an Prämien.
380’000 Euro hat der FCZ bis jetzt durch die Teilnahme an der 2. Qualifikationsrunde auf sicher. 480’000 Euro kommen bei einem Weiterkommen gegen Karabach dazu. Bereits Millionen locken beim Einzug in das Playoff der Champions League. Und in der Gruppenphase wartet das grosse Geld, wie es YB vor einem Jahr mit 27,7 Mio Euro allein an Prämien verdiente.
Der FCZ hat da nur ein Problem. Er muss um einiges besser spielen als bisher, um nur schon Karabach zu bezwingen.