Beitragvon Battle Axe » 26.05.04 @ 3:53
«VCS darf keine Marionette der Politik sein»
Gabi Petri zum weiteren Vorgehen punkto Stadion Zürich
Im VCS brodelt es gewaltig. Zwischen der Zürcher Sektion und der Zentrale in Bern ist man sich nicht einig, wie es in Sachen Stadion Zürich weitergehen soll. In Bern will man die Beschwerde gegen das Projekt auf dem Hardturmareal fallenlassen, in Zürich hingegen ans Verwaltungsgericht ziehen. Gabi Petri, Co-Geschäftsführerin des VCS Zürich, die ungeachtet aller Kritik gradlinig ihren Kurs hält, nimmt Stellung zu ihrer Haltung und zu den Differenzen mit dem VCS Schweiz.
Der VCS Schweiz wollte die Beschwerde gegen das Stadion fallenlassen, die Sektion Zürich will nun doch daran festhalten. Was passiert jetzt intern im VCS, wer entscheidet, ob die Beschwerde weitergezogen wird?
Gabi Petri: Der VCS Schweiz hat eine dreitägige Frist, um beim Präsidenten der VCS- Rekurskommission gegen die Verfügung vorzugehen, die es dem VCS Zürich erlaubt hat, den Rekurs gegen das Stadion beim Verwaltungsgericht zu deponieren. Wenn der VCS Schweiz die Verfügung bekämpft, ist eine interne Einspracheverhandlung nötig, an der durch die Rekurskommission entschieden wird.
Der VCS Zürich ist noch glaubwürdig
Wie beurteilen Sie die Erfolgsaussichten der Zürcher Sektion in diesem internen Verfahren?
Ich möchte nicht vorgreifen, aber unsere Grundlagen sind ganz klar die Statuten und Reglemente sowie die Entscheide der VCS-Delegiertenversammlung vom 15. Mai. So gesehen bin ich zuversichtlich, dass der VCS Zürich Recht bekommen wird und an der Beschwerde gegen das Stadion festhalten kann. Es müssen im VCS bei Rechtsfällen immer rechtlich-sachliche Kriterien angewendet werden, das hat die interne Umweltverträglichkeits-Kommission ganz offensichtlich nicht getan.
Ist der VCS nach diesem Hin und Her noch glaubwürdig?
Der VCS Zürich ist sicher noch glaubwürdig. Der Vorstand des VCS Zürich steht einstimmig hinter der Meinung, den Stadion-Rekurs ans Verwaltungsgericht weiterzuziehen. Wir dürfen uns nicht zu einer Marionette der Politik machen lassen. Sonst würden wir unglaubwürdig. Das höchste Organ des VCS Schweiz, die Delegiertenversammlung, hat mit 53 zu 4 Stimmen zum Ausdruck gebracht, den Fall Stadion an die nächste Gerichtsinstanz weiterzuziehen. Dass dieser Entscheid vom VCS Schweiz nicht respektiert wurde, hat der Glaubwürdigkeit geschadet.
Tobt im VCS ein Machtkampf zwischen Zürich und der Zentrale in Bern?
Von einem eigentlichen Machtkampf kann nicht gesprochen werden. Aber es gibt Meinungsverschiedenheiten, das stimmt. Diese sollten nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen werden, wie das im Moment leider geschieht. Unklug war sicher auch, dass der VCS Schweiz die Beschlüsse der Delegiertenversammlung nicht korrekt kommuniziert hat. Es scheint, dass gewisse Leute im VCS Schweiz Mühe haben, die Meinung der Delegiertenversammlung zu respektieren. Die internen Probleme überlagern gegenwärtig etwas das Stadion-Projekt. Das ist schade.
Wie geht es weiter, wenn der VCS Zürich die Beschwerde gegen das Stadion schliesslich doch nicht weiterziehen kann?
Wenn wir die Vollmacht, die Beschwerde zu führen, verlieren, wird der VCS Zürich diesen Fall zu den Akten legen und nicht mehr am Verwaltungsgericht vertreten. Dann werden wir nicht mehr im Spiel sein.
Bei interner Niederlage ist der Fall erledigt
Wird dann der VCS im Baubewilligungsverfahren wieder in Erscheinung treten, wie das von der Zentrale in Bern angekündigt wurde?
Was den VCS Zürich betrifft: nein. Sicher nicht. Die relevanten Fragen punkto Zahl der Parkplätze und Fahrten sowie öffentlichen Verkehrs werden im Gestaltungsplan und in der Umweltverträglichkeitsprüfung geregelt. Im Baubewilligungsverfahren spielen sie nur noch eine untergeordnete Rolle. Da hat man unserer Meinung nach praktisch keine Einflussmöglichkeiten mehr, weshalb wir nicht mehr auftreten werden.
Übernimmt allenfalls der VCS Schweiz das Zepter in Zürich?
Das weiss ich nicht, aber wohl kaum. Es würde mich auf alle Fälle sehr erstaunen. In den letzten 13 Jahren ist es nach meinem Wissensstand nie vorgekommen, dass der VCS Schweiz einen Rechtsfall aktiv geführt hat. Der Zentrale fehlt es an Erfahrung und an genügend juristisch kompetenten Leuten, um sich mit einem so komplexen Projekt wie dem Stadion Zürich zu beschäftigen.