Bericht aus der NZZ am Sonntag über das "Endspiel um Zürichs Fussballstadion"
Endspiel um Zürichs neues Fussballstadion
Das 550-Millionen-Projekt nimmt Gestalt an, nächste Woche soll der Stadtrat darüber befinden. Was zu reden gibt: Die Wohntürme neben dem Stadion werden grösser als der Prime Tower.
von Andreas Schmid 9.9.2017
Vier Jahre sind vergangen, seit sich die Zürcher Stimmbevölkerung knapp gegen ein Projekt eines Fussballstadions auf dem Hardturmareal ausgesprochen hat. Nun nimmt die Stadt einen neuen Anlauf. Diesmal will sie kein Geld für das Stadion einschiessen; die Arena soll vor allem durch den Ertrag aus zwei Wohntürmen finanziert werden.
Voraussichtlich nächste Woche befasst sich der Stadtrat mit dem Gestaltungsplan und den vier Baurechtsverträgen, auf deren Basis das rund 550 Millionen Franken teure Gesamtprojekt realisiert werden soll. Zwei Vereinbarungen will die Stadt mit der Grossbank CS schliessen, die das Teilprojekt der beiden Türme mit gesamthaft rund 600 Wohnungen betraut, ein weiterer Baurechtsvertrag betrifft das Stadion, das die Firma HRS Investment erstellt, und eine dritte Partnerin wird die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich, die eine Siedlung mit 173 Wohnungen und einem Doppelkindergarten plant.
Das Volk hat das letzte Wort
Im Stadtrat dürfte dem Projekt kaum Widerstand erwachsen, denn das Finanz-, das Hochbau- sowie das Schul- und Sportdepartement begleiteten die Ausarbeitung eng. Frühestens im November 2018 soll in der Stadt Zürich über die Baurechtsverträge abgestimmt werden. «Das hängt aber auch davon ab, wie schnell das Geschäft im Parlament beraten wird», sagt Patrick Pons, der Kommunikationschef des Finanzdepartements.
In den letzten Tagen und Wochen präsentierten die Investoren den Präsidenten der Gemeinderatsfraktionen und weiteren interessierten Politikern bauliche, planerische, betriebliche und finanzielle Details des Vorhabens. Informiert wurden auch betroffene Bewohner im Hardturmquartier und in Höngg, wo vor allem die Höhe der Wohntürme, die mit 137 Metern den Prime Tower um 11 Meter überragen würden, zu reden gibt.
Die Chefs der Gemeinderatsfraktionen beurteilen das Projekt mehrheitlich positiv, auch wenn sie - vor allem bezüglich Finanzierung - noch Fragen haben. Die SP werde genau prüfen, welches Rückfallrisiko auf die Stadt und somit die Steuerzahler falle, sollten Sanierungen des Stadions nötig werden oder die beiden Klubs FCZ und GC nicht erfolgreich wirtschaften, sagt Fraktionspräsident Davy Graf. Eine Betriebsgesellschaft aus den Vereinen soll das Stadion mit 18500 Plätzen führen; angedacht ist auch der Verkauf einer Volksaktie. «Wir wollen klären, ob das Quartier vom Stadion und den Wohnbauten profitiert und mit Leben gefüllt wird», betont Graf.
«Spiel der letzten Chance»
Das Projekt sei durchdacht, es handle sich nun ums Spiel der letzten Chance, hält FDP-Fraktionspräsident Michael Schmid fest. «Die verschiedenen Interessen wurden berücksichtigt.» Der Auftrag des Gemeinderats nach dem gescheiterten letzten Anlauf, dass sich die Stadt nicht finanziell an Stadionbau und -betrieb beteilige, sei erfüllt, sagt Isabel Garcia, die Fraktionschefin der Grünliberalen. «Das scheint eine vernünftige Lösung.»
Ähnlich beurteilt es Stadtratskandidatin Karin Rykart, die bis Ende August der Grünen-Fraktion vorstand: «Das geplante Stadion soll mit den beiden Türmen querfinanziert werden.» Die Höhe entspreche also etwa jener des Preises für die Arena, sagt Rykart. Weil die Türme schlank seien, werde der Schattenwurf diesmal ein weniger zentrales Thema sein. Andere Grüne wie Gemeinderat Markus Knauss positionieren sich gegen den Stadionbau und wollen sich für den Erhalt der Hardturm-Brache einsetzen.
Gespalten sind die Meinungen auch in der Fraktion der Alternativen Liste. Befürworter sehen die Genossenschaftssiedlung als Chance, Opponenten zweifeln am Finanzierungsmodell und kritisieren die Dimension der Türme.
«Die privaten Investoren brauchen jeden Meter an Höhe, um den nötigen Ertrag zu erwirtschaften», sagt dagegen Martin Götzl, der Chef der SVP-Fraktion. Diese Kröte müsse man schlucken, auch wenn sich die Anwohner an den Türmen störten. «Die Finanzierung ist dafür bemerkenswert.» Von einer Chance spricht auch CVP-Fraktionschefin Karin Weyermann. Ihr Fazit: «Es ist das, was wir brauchen.»
Offen bleibt, ob dies auch die FCZ-Fans so sehen, die auf den Hardturm übersiedeln müssten, der bis zum Abbruch des alten Stadions Ende 2008 Territorium des Stadtrivalen GC war.
Quelle:
https://nzzas.nzz.ch/notizen/endspiel-u ... ld.1315344
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