Beitragvon luckytim96 » 07.10.09 @ 20:23
Sportlich gesehen ist der FCZ die erfolgreichste Schweizermannschaft in den letzten fünf Jahren, trotzdem zieht die härteste Konkurrenz aus Basel und Bern massiv mehr Zuschauer an. Daraus kann abgeleitet werden, dass der Erfolg einer Mannschaft nicht der wichtigste Grund für die hohen Zuschauerzahlen ist.
Macht der FCZ also etwas falsch oder sind in Zürich einfach nicht mehr Zuschauer zu holen? Ja und nein lautet meine Antwort. Interessant finde ich den Vergleich mit der Konkurrenz.
Vergleich 1, Basel: Seit der Saison 2001/02 erreicht der FCB jeweils einen Zuschauerschnitt von mindestens 20000 Zuschauer. Noch in der Saison 1999/2000 lag der Zuschauerschnitt bei 7684 Zuschauer, aber ein Jahr später kamen bereits 15152 Zuschauer zu den Spielen. Es kann also festgehalten werden, dass der FCB in den letzten zehn Jahren sehr erfolgreich unterwegs war. Auffallend ist aber, dass der FCB seit 2001 im neuen Stadion spielt und seit jener Saison massiv mehr Zuschauer anzulocken vermag. Die Verantwortlichen vom FCB schafften es darüber hinaus, den FCB stärker als je zuvor als Brand zu vermarkten und sie verstanden es obendrein, die Ortsverbundenheit sowie den Lokalpatriotismus (ist grösser als in Zürich) bei den Leuten herauszukitzeln. Dies hat meines Erachtens alles mit dem grossen Zuschauerinteresse in der Region Basel zu tun.
Vergleich 2, Ebay: Die Berner erreichten seit der Saison 2002/03 jeweils mindestens Platz vier. Drei Mal landeten sie sogar auf Platz 2. Auch YB ist erfolgreich, keine Frage. Die Berner spielten bis in die Saison 2004/05 im Stadion Neufeld (Kapazität 12000 Zuschauer). In der Saison 2005/06 steigerten sie den Zuschauerschnitt von einer Saison zur nächsten fast um das Doppelte. Das nenne ich eine Erfolgsgeschichte. Der Grund war einfach. Seit der erwähnten Saison spielt YB im neuen Stadion. Auch in Bern gibt es einen starken Lokalpatriotismus und die ganze Region erlebte rund um YB eine richtige Euphorie. Zudem muss den Verantwortlichen zugute gehalten werden, dass sie verstanden ein ganz neues Zuschauersegment anzufixen. Geschickt werben sie mit witzigen, schrägen Plakaten für die Heimspiele. Zudem wissen sie mit ihren Specials (z.B. Ladies Day, mit The Häberlis, Family Tickets) die Zuschauer zu holen. Man kann dagegen sagen was man will, die Zuschauerzahlen geben ihnen aber recht. Kaum ein anderer Verein in der Schweiz hat so viele weibliche Fans. Zudem ist zu beobachten, dass sie geschickt ganze Familien an den Verein binden. Das nennt man wohl Zukunftsinvestionen. Übrigens hat YB in dieser Saison 12600 Saisonkarten (davon allein 1500 im VIP-Bereich) verkauft.
Vergleich 3, St. Gallen: Der FC St. Gallen hat in der letzten und dieser Saison einen höheren Zuschauerschnitt als der FCZ, obwohl sie in der letzten Saison in der Challenge League spielten. Warum? Auch sie haben ein neues Stadion. Gleiches wird sich dann wohl auch in Luzern ereignen.
Ich denke, dass die Zuschauerzahlen auch beim FCZ, auch im Raum Zürich durchaus gesteigert werden können. Natürlich ist die Konkurrenz aus Kultur, Ausgehangebot und anderen sportlichen Veranstaltungen riesig. Auch der Lokalpatriotismus existiert in Zürich weniger als in Bern, Basel oder sonstwo in der Schweiz. Dennoch habe ich das Gefühl, dass die Spiele besser zu vermarkten und in der Werbung attraktiver und lustvoller anzupreisen sind. So nach dem Motto: Verpasse kein Spiel des FCZ, sonst hast du danach etwas Entscheidendes (also Exklusives) verpasst! Wenn ich in der Stadt Zürich herumschaue, finde ich Plakate für die neuste Street-Collection des FCZ (ist auch gute Werbung), aber der FCZ müsste offensiver das neuste Spiel anpreisen. Bern macht es vor. Fraglich sind natürlich die Specials, aber sie funktionieren.
Der FCZ hat ebenfalls ein neues Zuschauersegment zu erschliessen. Das sind dann nicht die Hardcore-Fans der SK, sondern einfach nur Fans, die Freude am Spiel des FCZ haben. Ich höre bereits von eigefleischten Fans, dass sie auf weitere Modefans verzichten können. Ich betrachte es aber als Widerspruch, die enttäuschenden Zuschauerzahlen zu bemängeln, trotzdem über die Modefans zu schimpfen.
Besitzt der FCZ dann irgendwann in den nächsten 20 Jahren dann mal ein richtig geiles Fussballstadion, wo der Teufel los ist und die Zuschauer fast auf den Seitenlinien sitzen, dann glaube ich, dass eine weitere Attraktivtät für die Spiele gegeben ist.
Es ist aber zu wenig, einfach zu warten, bis die Zuschauer kommen. Gegen Basel und Real sind sie da. Wo bleiben sie aber gegen Aarau oder Bellinzona?