Die Kolumne der SonntagsZeitung:
ABPFIFF
Aarauer Denkfabrik
Zwei-, dreimal im Jahr treffen sich die Präsidenten der Super-League-Klubs zum Stammtisch. Tauschen ihre Sorgen und Ängste aus, schlichten Streitereien, teilen Erfahrungen und Ideen, hecken Reformen aus. Die Denkfabrik des Schweizer Fussballs sozusagen.
Irgendwann im Januar traf sich die avenir football. Und da ergriff Alfred Schmid das Wort. Schmid ist Präsident des FC Aarau, und der offenbarte dem Kollegium, welch Geistesblitz seinem Sportchef Fritz Hächler diesmal gekommen war. Der Quereinsteiger aus der Landwirtschaft hat mit ungewöhnlichen Methoden auf sich aufmerksam gemacht. Unvergessen, wie der Viehhändler im Herbst auf dem Vertrag mit Gürkan Sermeter beharrte – ganz einfach, weil man Verträge nicht bricht.
Jetzt hatte der Sportchef darüber nachgedacht, wie lange er Trainer Ryszard Komornicki weiter an den FC Aarau binden will – dass dieser Vertrag verlängert werden würde, stand schon im Dezember fest. Und der Sportchef sagte sich: «Warum soll im Fussball nicht funktionieren, was im Berufsleben gang und gäbe ist?» Ein Vertrag fix bis Juni 2009 und danach mit einer Kündigungs-frist von drei Monaten nämlich. «In der Wirtschaft ist es auch nicht üblich, dass vier Jahre lang Lohn bezahlt wird, obwohl der Empfänger längst nicht mehr für einen arbeitet.» Was nun nicht heissen soll, dass Komornicki am 1. Oktober 09 arbeitslos ist, nach Ablauf der erstbesten Kündigungsfrist. «Ich kann mir vorstellen, dass er für viele Jahre hier Trainer ist», sagt Hächler. Glaubt man dem Sportchef, soll Präsident Schmid am Stammtisch Applaus eingestrichen haben. Nur, so der Tenor unter den Denkfabrikanten, befänden sich die Klubs in den Fesseln ihrer Angestellten. «Ein solcher Vertrag wäre inakzeptabel», findet etwa FCZler Bernard Challandes. Er sei einzig zum Vorteil des Vereins.
Mag sein. Doch für die 10 Trainerstellen in der Super League stehen rund 50 Kandidaten bereit. Das Aarauer Modell bietet jenen Trainern eine Chance, die zu Konzessionen bereit sind. Und mal ehrlich: Für Fünfjahresverträge ist das Fussballgeschäft viel zu schnelllebig geworden. Komornicki hat einen Vertrag unterschrieben, der bis 2009 läuft und danach unbefristet ist. Er tat es gerne, weil der Pole die Super League als Privileg betrachtet. Dass Komornicki begeistert war vom Angebot, beweise, so Hächler, welch charakterlich erstklassigen Trainer er angestellt wisse. Dass dieser fachlich top sei, zeige der Tabellenplatz.
passt.