Beste Werbung der Südkurve fürs neue Stadion

Diskussionen zum FCZ
#10
Boulevard-Tippse
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Beitragvon #10 » 04.06.03 @ 16:46

zoff hat geschrieben:
lieber #10 überlege dier hier bitte genau was du sagst und frag doch beim quartiervorstand nach was die vom neuen stadion halten. sicherlich ist deren hauptargument der verkehr doch dies hängt ja wohl auch mit der mantelnutzung zusammen. kleiner tip: schau dir mal die zahlen neuer arbeitsplätze im vergleich zu der anzahl neuer wohnungen die kommen werden im kreis 5, also ich weiss nicht... ausserdem sind seitens der anwohner bereits 333 einwendungen eingegangen welche vor allem den umfang und die art der mantelnutzung sowie das vorgeschlagene verkehrs-konzept beinhalten.
herzlichst


Ich freue mich über das Freundschaftsangebot, das ich deinen Zeilen zu entnehmen ich mir erlaube ;-) Angenommen, wenn es denn so sei.

Zum "Widerstand" im Quartier ist folgendes zu sagen. Getragen wird er hauptsächlich von Altlinken Ökos (PM u.a.), die am Ende ihres langen Suchens nach selbstverwaltetem Wohnraum im "Kraftwerk" gelandet sind, (übrigens weil Göhner-Merkur ihnen dort das gewünschte Land verkaufte). Dazu gehören auch einige Bernoullihäuser-Besitzer. Unterstützt werden sie von (gottseidank nicht allzu vielen) Linken und Grünen, wie SP-Kantonsrätin Monika Spring, die auch heute noch an jeder sogenannten Informationsveranstaltung eine Anekdote zum Besten gibt, wonach sie bei einem Besuch des Stade de France in Paris- eine Foto von Elmar Ledergerber gemacht habe mit der einzigen "mantelnutzung" des Wunderstadions, nämlich einem Cola-Automaten (hahaha! bitte lachen, sonst ist Frau Spring enttäuscht. - ich bin meinerseits im allgemeinen glücklich darüber, dass wir in der Schweiz nicht eine Zentralmacht haben, die ihre Entscheidungen durchziehen und Finanzmittel sprechen kann wie jene in Frankreich. Es ist besser für die Demokratie)

Doch zurück zu Stadion-Gegnern im Quartier. Gemeinsam ist ihnen, dass sie Null (in Zahlen 0.0) Interesse haben am Fussball. Alles andere ist Heuchelei! Ich war mal an einer ihrer "Informations"-Veranstaltungen im Technopark. Da diskutierte man zweieinhalb Stunden lang Wohnanteile, Verkehrsprobleme (die dank dem Stadion endlich gelöst werden können!) und ein Biologe zeigte eine halbe Stunde lang Dias von Schmetterlingsarten, die vom Aussterben bedroht sind. (Umsiedeln, schlag ich vor) - Es gab vier oder fünf Referenten, die aus ökologischer Berufung gegen das projekt votierten, keinen einzigen der es befürwortete, ja nicht einmal einer, der es der versammlung hätte vorstellen dürfen, obwohl das Departement Ledergerber einen Projektverantwortlichen schicken wollte. - Das extremste aber: während 150 Minuten sprach kein Einziger auch nur einen Satz vom Fussball.

Ich habe das dann nachzuholen versucht und wurde schier niedergeschrien. Hämisches Lachen. Anschliessend gab es Pommes Chips und Bier und man verabschiedete sich zum nächsten "Informationsabend" im Gemeinschaftsraum im "Kraftwerk".

Erst draussen vor dem Technopark hat mich ein älteres Paar angesprochen, mich beglückwünscht und gesagt: "Es isch scho chli komisch, dass mir da nöm säge dörfed, dass mir das Stadion wänd."

Soviel zur "Meinungsbildung" im Quartier. Vor diesem Hintergund sehe ich auch die "Einsprachenflut". Eine Widerstands-Polonaise, mit viel Lagerfeuer-Romantik, ohne jede Begeisterung für den Fussball.

Aber, keine Angst: der Kreis 5 wird die Abstimmung übers Stadion schon nicht entscheiden. Dazu ist er viel zu klein. (Im oberen Teil um die Josefswiese rum vermute ich sogar eine klare Mehrheit für das neue Stadion.) Und es braucht dieses Stadion auch nicht für den Kreis 5. Sondern für die ganze Stadt und all die Agglos ringsum.

Sorry, für die Ausführlichkeit.

Und freundschaftlicher Gruss allerseits

#10
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Florian
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Beitragvon Florian » 04.06.03 @ 17:08

fat hat geschrieben:weil wir dann schon von anfang an, auf die migros coop, etc. angewiesen sind. wenn aber die leute weiterhin am limmatplatz posten und diese läden langsam ausfliegen, wie z.b. in der neuen börse muss das geld anderswo reinkommen - vermutlich durch höhere mieten für die klubs.

weshalb es sich die stadt leisten kann für 4 stunden leichtathletik im jahr den letzigrund neu zu bauen, die beiden fussballklubs hingegen in die abhängigeit von investoren zwingt ist mir schlichtweg unverständlich.


Danke!

Du bist der erste der Stadion Gegner, der auch einmal ein diskussionswürdiges Argument liefert.

Du hast auch recht, wenn du sagst, dass ein Stadionbau durch die Stadt sinnvoller wäre, doch ist es eben leider so, dass die Stadt dieses Stadion nicht bauen wird! Was nützt es uns nun also, wenn wir für ein optimales Projekt votieren, das aber nie realisiert werden wird? Manchmal muss man sich eben auch den Gegebenheiten anpassen und froh sein, wenn überhaupt ein Stadion gebaut wird, eben auch mit dem von dir angesprochenen Risiken des Erfolgsdrucks verbunden.

In diesem Zusammenhang muss ich mich aber auch deiner Frage anschliessen, was die Stadt mit dem Neubau des Letzis bezweckt und warum dieses Geld nicht lieber ins Fussballstadion fliesst, doch auch dieses fragwürdige Verhalten ändert nichts daran, dass es nun einmal so ist und man das beste daraus machen muss!

Gruess Florian

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Sublimus
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Wertevorstellungen unterschiedlich?

Beitragvon Sublimus » 06.06.03 @ 10:01

Also mir scheint, dass hier Gegner und Befürworter vielleicht etwas aneinander vorbeidiskutieren, weil die Gegner emotional und die Befürworter praktisch argumentieren. Da kann man sich nicht einige werden.

Die Befürworter schauen einfach, ob sie eine funktionierende, praktische Arena für ihr Fandasein kriegen, in der der FCZ kommerziell abgesichert und erfolgreich spielen kann. Das ist eine akzeptable, pragmatische Sichtweise.

Ebenso akzeptabel wenngleich zugegebenermassen irrational ist es aber, den GEIST der hinter dem neuen Stadion steckt auch mit einzubeziehen. Um das zu verstehen, vielleicht mal ein Beispiel aus Bukarest: dort hatte der frühere Dikator Ceaucescu einen "Palast des Volkes" erbauen lassen, welcher gigantisch, zumindest innen zum Teil durchaus geschmackvoll ist. Das Gebäude ist an sich nicht schlecht, vielleicht etwas gross geraten, aber durchaus praktisch. Dennoch findet die Bevölkerung das Gebäude Scheisse und zum Kotzen und geht so wenig wie möglich dahin, einfach weil es von ebendiesem Ceaucescu, unter dem sie so lange gelitten und den sie gehasst haben, geplant und erbaut wurde. D.h. sie finden das Gebäude Scheisse, wegen dem GEIST der dort weht. Genauso wie der Geist von Albert Speer - Bauten oder Stalinstatuen schlecht ist, obwohl gegen diese Bauten und Denkmäler praktisch gesehen nichts einzuwenden ist.

Und dasselbe Problem haben vielleicht die Gegner mit dem neuen Stadion. Sie wissen, dass der Geist von Gut und Gerber, der Gnomen von der CS, der Insekten, der Modefans und des allgemeinen sitzenden Kommerzfussballs durch dieses Stadion wehen wird. Der Geist auch des Neides und der Missgunst gegenüber Basel, mit dem sie sich nicht identifizieren können, weil sie es als Zürcher schlicht nicht nötig haben irgendjemandem gegenüber neidisch zu sein.

Der Geist, den das zukünftige Stadion austrahlt ist nun eben nicht so unerheblich, wie die praktischen Befürworter des neuen Stadions denken. Der Mensch ist ein emotionales Wesen und empfindlich für diese Art von Schwingungen und sein Handeln wird dadurch beeinflusst. Ein Stadion, das in einem solchen Geist erbaut wird, steht darum unter einem schlechten Stern.

Sascha
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Re: Wertevorstellungen unterschiedlich?

Beitragvon Sascha » 06.06.03 @ 10:09

Sublimus hat geschrieben:Also mir scheint, dass hier Gegner und Befürworter vielleicht etwas aneinander vorbeidiskutieren, weil die Gegner emotional und die Befürworter praktisch argumentieren. Da kann man sich nicht einige werden.

Die Befürworter schauen einfach, ob sie eine funktionierende, praktische Arena für ihr Fandasein kriegen, in der der FCZ kommerziell abgesichert und erfolgreich spielen kann. Das ist eine akzeptable, pragmatische Sichtweise.

Ebenso akzeptabel wenngleich zugegebenermassen irrational ist es aber, den GEIST der hinter dem neuen Stadion steckt auch mit einzubeziehen. Um das zu verstehen, vielleicht mal ein Beispiel aus Bukarest: dort hatte der frühere Dikator Ceaucescu einen "Palast des Volkes" erbauen lassen, welcher gigantisch, zumindest innen zum Teil durchaus geschmackvoll ist. Das Gebäude ist an sich nicht schlecht, vielleicht etwas gross geraten, aber durchaus praktisch. Dennoch findet die Bevölkerung das Gebäude Scheisse und zum Kotzen und geht so wenig wie möglich dahin, einfach weil es von ebendiesem Ceaucescu, unter dem sie so lange gelitten und den sie gehasst haben, geplant und erbaut wurde. D.h. sie finden das Gebäude Scheisse, wegen dem GEIST der dort weht. Genauso wie der Geist von Albert Speer - Bauten oder Stalinstatuen schlecht ist, obwohl gegen diese Bauten und Denkmäler praktisch gesehen nichts einzuwenden ist.

Und dasselbe Problem haben vielleicht die Gegner mit dem neuen Stadion. Sie wissen, dass der Geist von Gut und Gerber, der Gnomen von der CS, der Insekten, der Modefans und des allgemeinen sitzenden Kommerzfussballs durch dieses Stadion wehen wird. Der Geist auch des Neides und der Missgunst gegenüber Basel, mit dem sie sich nicht identifizieren können, weil sie es als Zürcher schlicht nicht nötig haben irgendjemandem gegenüber neidisch zu sein.

Der Geist, den das zukünftige Stadion austrahlt ist nun eben nicht so unerheblich, wie die praktischen Befürworter des neuen Stadions denken. Der Mensch ist ein emotionales Wesen und empfindlich für diese Art von Schwingungen und sein Handeln wird dadurch beeinflusst. Ein Stadion, das in einem solchen Geist erbaut wird, steht darum unter einem schlechten Stern.



..schön wenn Du an Geister glaubst, ich tue es nicht....

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Sublimus
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Re: Wertevorstellungen unterschiedlich?

Beitragvon Sublimus » 06.06.03 @ 11:11

Sascha hat geschrieben:

..schön wenn Du an Geister glaubst, ich tue es nicht....


Dann würdest Du also eine Hitler- oder Stalinstatue auf den Balkon stellen, wenn sie gut aussieht und als praktisch genug ist, um die Wäscheleine aufzuhängen? Oder im Winter einen GC-Schal tragen, weil er Deinen Hals so schön wärmt? Nein, wohl kaum, wegen dem Geist der hinter diesen Dingen steht.

Wenn Dir das Wort "Geist" missfällt, nenn es von mir aus "ideeller Inhalt". Aber das Prinzip ist das gleiche: Du lehnst manchmal Dinge nicht aus praktischen Gründen ab, sondern weil die Ideen und Ideale, die dahinter stecken, missfallen.

#10
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Panem et Circences: Wir sind die Spekulanten!

Beitragvon #10 » 06.06.03 @ 12:08

Sublimus hat geschrieben:... wegen dem Geist der hinter diesen Dingen steht.

Wenn Dir das Wort "Geist" missfällt, nenn es von mir aus "ideeller Inhalt". Aber das Prinzip ist das gleiche: Du lehnst manchmal Dinge nicht aus praktischen Gründen ab, sondern weil die Ideen und Ideale, die dahinter stecken, missfallen.


Sorry, Sublimus, dein Beitrag ist zwar sublim, aber dennoch zielt er komplett am Phänomen "Sport als gesellschaftliches Ereignis" vorbei.

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Kurzer Exkurs in die Geschichte:

Juvenil gilt als Begründer der römischen Strategie von "Panem et Circenses" (Brot und Spiele) zur politischen Gewinnung der Massen. Bis 122 vor Chr. gab es im Forum reservierte Plätze für die besseren Mitglieder der römischen Gesellschaft. Dann begann Caio Gracco mit der Zerstörung der Logenplätze und gewann damit die Gunst der einfachen Bürger.

Der junge Caesar machte sich einen Namen als Organisator grossartiger Spiele, bei denen hunderte von Gladiatoren gegeneinander kämpften. Seine politischen Rivalen sorgten sich bald um ihre Karriere, aber Caesar erarbeitete sich immer mehr den Ruf eines grosszügigen Freunds des Publikums. Um die Spiele zu organisieren nahm er jeweils eine enorme Menge Geld auf, das er dank dem resultierenden Machtgewinn später mit Leichtigkeit zurückzahlen konnte.

Caesar hatte zwar eine politische Strategie, aber auch eine echte Leidenschaft für die Spiele. Mit der Zeit wurde das Publikum anspruchsvoller, verlangte nach mehr. Octavian Augustus, ein Adoptivsohn Caesars, organisierte Spiele bei denen 10'000 Männer gegen 3500 Wildtiere aus Afrika kämpften. 107 v.Chr. organiserte Trajan aus Anlass einer gewonnen Schlacht gegen Dazianer eine Schlacht-"Orgie" die 123 Tage dauerte und bei der 11'000 wilde Tieren getötet wurden... (pfui!)
Trajan verdiente an diesem Gemetzel: 10 Millionen Kilo Gold, 20 millionen Kilo Silber und 500'000 Sklaven!

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Was hat das mit dem Stadion Zürich zu tun? -

Einfach dies: Wir, die Fans, gehen an Fussballspiele, weil wir Unterhaltung erhoffen. Weil wir auch hoffen, unsere Erwartugen würden übertroffen (5:2 gegen Servette, statt 1:0). Alltag vergessen, sagen manche, aber das ist Scheiss. Es geht darum, den Alltag zu gestalten, Höhepunkte herbeizuführen, Emotionen auszulösen. Das erhoffen wir uns, wenn wir ins Stadion gehen.

Wir, die Fans, sind Spekulanten!

Damit wir wieder mal gewinnen können, brauchen wir die anderen Spekulanten, die Bauherren, welche absichtsvoll (!) und weissgott nicht aus purem Altruismus ebenso einen Gewinn erhoffen: Prestige, Einfluss, Wohlstand.

Das Stadion Zürich ist in dem Sinne ein genialer Deal zwischen zwei Spekulanten-Gruppen.

Es ist ein Gegengeschäft, wie es seit mehr als 2000 Jahren so läuft und dokumentiert ist. Wer etwas anderes glaubt, ist ein Naivling.
Membre du groupe Hassli


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