Rummenigge lobt Hertha:
Favre ist ein Volltreffer!
Der Bayern-Boss kennt den neuen Trainer aus gemeinsamen Schweiz-Zeiten
Andreas Baingo
Bayern Münchens Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge
imago
Berlin - Mit Lucien Favre (49) hat Hertha BSC einen Trainer-Coup gelandet. Das honoriert selbst die schärfste Bundesliga-Konkurrenz. Wie Bayern Münchens Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge (51).
Kalle ist des Lobes voll: "Glückwunsch, Hertha, Favre ist ein Volltreffer." Rummenigge kennt Favre seit 20 Jahren. Von 1987 bis 1989 ließ der Stürmer seine erfolgreiche Karriere (Europas Fußballer des Jahres 1980 und 1981) nach seinem Engagement bei Inter Mailand bei Servette Genf ausklingen. Einer seiner damaligen Mitspieler dort: Lucien Favre.
"Schon damals habe ich gemerkt, dass dieser Mann den Fußball lebt. Dass er sich mit allen Dingen rund um das Spiel ganz intensiv beschäftigt", weiß Rummenigge.
Kalles Ritterschlag für Favre liest sich eindrucksvoll:
"Er war schon mit jungen Jahren eine sportliche Größe und eine Persönlichkeit. Auch außerhalb des Platzes."
"Wie selbstverständlich hatte er die Rückennummer 10. Damit hat er demonstriert: Jungs, ich übernehme Verantwortung. Ich führe euch. Ihr könnt euch auf mich verlassen."
"Schon als Spieler hat er sich sehr viel mit Taktik und den Feinheiten des Spiels auseinandergesetzt. Er hat sich Gedanken gemacht, wie man effektiver, variabler und damit erfolgreicher spielen kann. Und wie man den Schweizer Fußball, der im Ausland öfter mal belächelt wird, stärker macht."
Für Rummenigge ist es "keine Überraschung, dass Lucien Favre so ein guter Trainer" geworden ist. "Die Titel, die er geholt hat, sprechen für ihn."
Im Februar waren sogar die Bayern scharf auf Favre. Gerade hatten sie bei Real Madrid in der Champions League 2:3 verloren. Ottmar Hitzfeld hatte nur für den Rest der Saison zugesagt. Da war Favre ein Favorit. Rummenigge: "Ich hatte Lucien nie aus den Augen verloren. Ab und an telefonieren wir miteinander."
Auch Hertha bekam Wind davon. "Dieter Hoeneß und ich haben uns über Herrn Favre unterhalten", gibt Rummenigge zu. "Ich habe ihm gesagt, was für ein guter Mann das ist. Außerdem hatte er, woher auch immer, ein Faible für Berlin."
Rummenigge ist überzeugt davon, dass Favre auch in der Bundesliga seinen Weg gehen wird. "Er ist ein Mann, der klare Ziele hat und seine Linie durchzieht."
Ein klein wenig klingt es, als ob Rummenigge Hertha um den Trainer-Coup sogar beneidet: "Ich habe Dieter Hoeneß gesagt, dass er eine kluge Entscheidung getroffen hat."
Berliner Kurier, 14.06.2007