So wie einst Real Madrid hat geschrieben:Ich erlaube mir hier einen neuen Thread aufzumachen wo man vielleicht die Ganze Diskussion bündeln kann. Nachdem es im Smalltalk ausgeufert ist ohne Ende, will ich hier noch ein letztes Mal eine möglichst sachliche Darlegung meiner Sicht auf den Fall von Mendy, die Bedeutung für den FCZ sowie die allgemeine Diskussionskultur im Forum im Falle von mutmasslichen sexuellen Übergriffen darlegen. Ich würde mich freuen wenn sich einige von euch die Zeit nehmen den ganzen Beitrag zu lesen. Ich werde im Forum keine Beiträge mehr dazu schreiben, aber ihr könnt euch sehr gerne via PN melden um es online oder sogar Mal im echten Leben zu diskutieren. Ich werde an vielen Stellen Agota Lavoyer zitieren, die lange in der Opferhilfe tätig war und das Buch Jede_Frau über das Thema sexualisierte Gewalt geschrieben hat. Alle die wollen finden darin über 300 Quellen zum Thema und ein gutes Buch das auch ohne Vorwissen gelesen werden kann.
Vielen Dank,
So wie einst Real Madrid, für die Zusammenstellung und Aufbereitung des umfangreichen Materials als Diskussionsgrundlage. Ich wollte eigentlich so wie Du nicht weiter auf
den Fall Mendy eingehen und mich dazu äussern, ob er allenfalls dem Team weiterhilft oder nicht. Nachdem
Devante Dein Post aus dem Small-Talk in den öffentlichen Teil verschoben hat,
gehe ich dennoch auf drei Punkte in Deinem Beitrag ein, der mir relevant erscheinen:
So wie einst Real Madrid hat geschrieben:Recht ist nicht gleich Gerechtigkeit (Jede_Frau, s151 und folgende)RechtsgrundlageFür alle die das Buch nicht in Gänze lesen möchten probiere ich hier eine Kurzfassung dieses Kapitel zu geben.
In der Schweiz galt die Vergewaltigung in der Ehe bis 1992 nicht als Straftat, bis zum letzten Jahr galt auch die
“Nein heisst nein” Gesetzgebung noch nicht. Sprich, eine Täter*in musste bis dahin
Gewalt androhen oder ausüben, damit eine Vergewaltigung als solche auch rechtlich verurteilt wurde.
Sex mit einer Person gegen deren Willen allein reichte davor nicht für eine Verurteilung.Einen besseren Schutz für Betroffene wäre die “Ja heisst ja” Regelung, die besagt dass es die explizite Zustimmung aller Beteiligten braucht. Die Schweiz wäre gemäss der Istanbul-Konvention dazu verpflichtet, alle nicht einvernehmlichen Sexualkontakte umfassend und angemessen unter Strafe zu stellen.
Jede_Frau, S.158 hat geschrieben:Das “Nein heisst Nein”-Prinzip setzt voraus, dass per se Zustimmung zu sexuellen Handlungen vorliegt. Nur wenn diese “stillschweigende Zustimmung” vom Opfer aktiv widerlegt wird, wird davon ausgegangen, dass kein Konsens vorliegt. […| Zudem werden mit dem “Nein heisst Nein”-Prinzip Vergewaltigungsmythen gefestigt, indem weiterhin das Verhalten des Opfers im Fokus steht, anstatt sich darauf zu konzentrieren, ob eine beidseitige Einwilligung vorgelegen hat.[…] Es darf nicht davon ausgegangen werden, dass Passivität und Schweigen Zustimmung bedeuten.
Dem von Dir zitierten Buch
Jede_Frau, s151 und folgende) entnehme ich, dass das Prinzip
“Nein heisst nein” erst vor Kurzem ins CH-Strafrecht aufgenommen wurde. Als Verhaltensnorm ist dieses Prinzip schon seit längerem in Teilen der westlichen Gesellschaft verankert, aber eben nur in Teilen....die meisten älteren Menschen (wie ich) werden bei
Vergewaltigung erst einmal an die Ausübung von psychischer oder physischer Gewalt denken, z.B. einen Überfall im Park oder im Waschkeller u.ä. Wenn ich den NZZ-Artikel richtig verstanden habe, ging es beim Prozess von Mendy aber um die Frag e, ob das Prinzip
“Nein heisst nein” respektiert hat oder nicht. Mendy verneint, dass er sich über das Nein ist Nein-Prinzip hinwegesetzt hat. Wir waren bei diesen Parties alle nicht dabei.
Möglicherweise waren Alkohol und Drogen im Spiel. Es ist demnach fast unmöglich, nachzuweisen, dass Mendy willentlich dieses Prinzip verletzt wie es wohl auch sehr schwer sein dürfte, in zweifelsfrei zu entlasten:
Darum das Urteil "Not Guilty".
Daran sollten wir uns halten für eine Anklagepunkt, der zum damaligen Zeitpunkt in Schweiz noch gar nicht strafbar war. Mendy ist zudem mit einer mehrmonatigen U-Haft und dem Verlust eines grossen Teils seines Vermögens für sein Fehlverhalten bestraft worden. Mendy immer wieder an Pranger zu stellen, mag mach Einem das Gefühl geben, etwas gegen sexuelle Übergriffe zu tun. Ich halte dies aber für wenig hilfreich. Zumal ich Menschenmengen, die sich am Pranger zusammenfinden, aus persönlichen Erlebnissen grundsäzlich misstraue...wenn es nämlich real darum geht, Frauen in Not zu helfen, ist man plötzlich sehr einsam.
Was ich hingegen hilfreich finde, ist das Material, dass Du zusammengetragen un
d publik gemacht hast, [b]So wie einst Real Madrid. Das kann dazu beitragen, das
“Nein heisst nein” in der Gesellschaft besser zu verankern. Ja sogar um über die [/b]“Ja heisst ja”-Regelung nachzudenken. Letztere würde auch den Männern einen besseren Schutz vor Falschanklagen geben. Ob Mendy sich an so einem gesellschaftlichen Diskurs beteiligen möchte, muss er selber entscheiden. Es sollte aber keineswegs Voraussetzung dafür sein, dass er für den FCZ spielen darf.
So wie einst Real Madrid hat geschrieben:
Mein Fazit
Es kann sein das Mendy unschuldig ist. DIe Wahrscheinlichkeit dafür halte ich persönlich für verschwindend gering, aber ja, es ist möglich. Ich kenne weder Mendy, noch die betroffenen Frauen noch seine heutige Haltung zu den Taten. Und hier hat der FCZ auf ganzer Linie versagt. Wenn eine solche Vorgeschichte Publik ist und bereits medial stark darüber berichtet wurde, ist es naiv, rückgratlos und feige sich nur auf den juristischen Freispruch zu berufen und das Thema nicht mit dem Spieler direkt anzusprechen.
So wie einst Real Madrid: Da schiesst Du meiner Meinung nach deutlich über das Ziel hinaus. Wir wissen nicht, in welcher Form das Fehlverhalten von Mendy angesprochen wurde oder nicht. Dem Interview von Frau Canepa entnehme ich zumindest, dass sie sich ein genaues Bild von Mendy gemacht hat. Und ich traue HC als ehemalige CEO eines weltweit erfolgreichen High-Tech-Unternehmens einiges an Menschenkenntnissen zu. Auch was die Einsicht von Mendy betrifft, sei sein Fehlverhalten nun strafbar oder nur moralisch verwerflich
gewesen.
So wie einst Real Madrid hat geschrieben:Zum Forum: Viele in diesem sehr männlich dominierten und administrierten Forum fühlen sich extrem angegriffen wenn sexuelle Gewalt als ein strukturelles und männliches Problem benannt wird. Das bedeutet nicht dass alle Männer Vergewaltiger sind und es bedeutet auch nicht, dass alle Männer individuell dazu beitragen dass solche Übergriffe System haben und systematisch unbelangt bleiben. Eine ausführliche und konkrete Diskussion über den Fall den Mendy und die Bedeutung für den FCZ mehrheitlich in den Smalltalk zu verbannen, der öffentlich nicht zugänglich ist, sehe ich allerdings als eine klare Bejahung des Status Quo. Die juristische Unschuld wird als Heiligtum stilisiert, aufgrund derer man den Transfer nicht kritisieren sollte. Ich sehe das (wie doch einige andere hier drin) sehr anders und hätte mir von der sportlichen Leitung und dem Präsidium sehr viel mehr erwartet. Ich persönlich werde bis auf weiteres nicht an FCZ Spiele gehen und hoffe sowohl die Canepas als auch die Südkurve werden sich nun aktiv mit diesem Transfer und seiner Bedeutung auseinandersetzen.
Da das Forum primär implementiert worden ist, um über das Wohl und Wehe des Männerteams des FCZ diskutieren, ist es naturgemäss sehr männlich dominiert. Ich kann darin kein Fehlverhalten sehen. Ich kann innerhalb der sehr heterogenen FCZ-Fangemeinschaft auch kein ausgeprägt frauenfeindliches Verhalten erkennen. Auch dann nicht, wenn etliche User der Meinung sind, dass der Fall nun genügend diskutiert worden ist und dass man Mandy nun in Ruhe lassen sollte. Denn wie gesagt, er wurde bereits bestraft (s.oben). Die Diskussion über die Verankerung des
“Nein heisst nein” Prinzips hast u.a. Du ins Rollen gebracht. Wenn diese aber hilfreich sein soll, muss sie an anderer Stelle als im Tread "
Unsere Spieler / Benjamin Mendy" weitergeführt werden.
Rainy day, dream away - With the Power of Soul Anything is possible - Who knows the Voodoo Child FCZ?