Joël Mall hat es vor Kurzem auf Linkedin treffend beschrieben:
https://www.linkedin.com/feed/update/ac ... 5706534914 Der Unfall, der mir die Augen öffnete
Der neue Vertrag war bereit, mein bisher bester. Es waren nur noch ein paar Details zu klären, was manchmal etwas Zeit in Anspruch nehmen kann. Sportlich lief es hervorragend, und ich befand mich in einer guten Phase. Doch dann kam der 12. September 2020.
Eine Flanke hinter die Verteidigungslinie, in den Raum, der eine schnelle Entscheidung des Torhüters verlangt. Fange ich den Ball ab, oder bleibe ich auf der Linie? Ich entschied mich schnell für die erste Option. Es würde knapp werden, also sprang ich mit den Fäusten voran in Richtung Ball. Ob ich ihn tatsächlich traf, weiss ich nicht mehr. Was ich aber weiss, dass mich ein Ellbogen im Gesicht erwischt, mit einer solchen Wucht, dass ich für einen Moment das Bewusstsein verlor. Meine nächste Erinnerung war der Krankenwagen.
Die Diagnose: ein doppelter Nasenbeinbruch, Bruch der Orbitalknochen und eine Gehirnerschütterung. Die Operation verlief gut, und meine Nase wurde ein wenig gerader gerichtet. Doch der besprochene Vertrag? Der existierte plötzlich nicht mehr. Zwei Tage nach dem Unfall wurde ich von der Kontigentsliste gestrichen. Aufgrund einer Regelung, die es erlaubt, verletzte Torhüter zu ersetzen, verpflichtete der Verein direkt einen neuen Keeper. Boom! Ich war raus.
In diesem Moment begriff ich, dass Fussball nicht nur die Freude und Leidenschaft aus der Kindheit ist, sondern ein knallhartes Business. So unromantisch es klingt: Am Ende sind wir alle nur Nummern, die austauschbar sind. Diese Erkenntnis hat mich nachdenklich gemacht, und es gab Phasen, in denen ich den Fußball nicht mehr mochte.
Das Leben verläuft in Wellen und Phasen. Wer jahrelang im Fußballzirkus unterwegs ist, wird zwangsläufig auch unschöne Momente erleben. Die leidenschaftliche, romantische Liebe zum Fußball kann dabei durchaus Schaden nehmen. Menschen außerhalb des Fußballs werfen Spielern oft Geldgier oder mangelnde Klubtreue vor. Doch sie sehen selten die Kehrseite der Medaille: Viele Spieler werden Opfer des Geschäfts, gnadenlos enttäuscht und hintergangen.
Ich will mich nicht beklagen oder das Geschäft anprangern. Wir Fußballer profitieren schließlich auch von den Mechanismen dieses Systems. Doch meine Erfahrung hat mich vorsichtiger gemacht. Ich bin distanzierter geworden, und es braucht mittlerweile extrem viel, um mein Vertrauen zu gewinnen. Das sind Dinge, die ich eigentlich nicht will. Ich möchte das Gute in den Menschen sehen. Und ich bin überzeugt, dass es auch im Fussballbusiness unglaublich viel Gutes gibt.
Trotz Phasen, in denen ich am liebsten weit weg vom Fußball wollte, weiss ich heute eines ganz sicher: Mein Herz gehört dem Fussball. Während meiner Karriere und darüber hinaus werde ich dem Spiel treu bleiben. Ich möchte dazu beitragen, dass andere nicht die gleichen Erfahrungen machen müssen wie ich. Mit Werten wie Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit will ich einen positiven Einfluss haben.
“Be the reason someone believes in the goodness of people.“
Zuber ist überzeugt vom Projekt und hat sich trotz Anfragen aus dem Ausland für den Stadtrivalen seines Jugendvereins entschieden. Ist aus meiner Sicht anders zu bewerten als bspw. Oli Buff, der nach seinem Zypern-Abenteuer kaum Optionen hatte und deshalb aus Verzweiflung bei den Hoppers anheuerte.
Aber auch Zuber wird nur eine Nummer sein. Im Gegensatz zu Okita, Chouiar und Conceicao attestiere ich ihm auch eine gewisse Mentalität an. Er wird sich für das Trikot zerreissen, wie er es bei allen anderen Vereinen auch getan hat. Ein Söldner halt, hat er auch schon bei seiner Leihe nach Stuttgart gezeigt, als er gegen seinen Stammverein gejubelt hat.
Solche Spieler gibt es auch, sie sind dann aber auch diejenigen, die in der Vereinsgeschichte keinen wesentlichen Platz einnehmen. Er hat jetzt mal für 1.5 Jahre unterschrieben, danach ist er auch schon 35. So blöd es klingt, wir können von ihm nur profitieren. Deswegen hoffe ich auch, dass die Fans und insbesondere die Südkurve ihn akzeptieren. Vielleicht braucht es eine gewisse Zeit, wie es auch bei Daprela der Fall war. Auch er wurde schlussendlich für seinen Einsatz und seine Grätschen bejubelt.