Super League

Hier kommt alles über Fussball rein, das nicht mit dem FCZ zu tun hat.
Benutzeravatar
Tschik Cajkovski
Beiträge: 3221
Registriert: 26.07.10 @ 20:35
Wohnort: Goldcoast

Re: Super League

Beitragvon Tschik Cajkovski » 10.05.23 @ 17:06

2026 zieht Lugano ins neue stadion ein:

Calling Chicago: Was macht ein Klub, wenn er 65 Verbesserungsvorschläge hat, die fast 13 Millionen Franken kosten?
Der FC Lugano erweist sich immer mehr als Sonderfall des Schweizer Fussballs. Mitte 2026 will der Klub als Mieter in ein neues Stadion einziehen – und vom Besitzer und Milliardär Joe Mansueto kommt dazu ein weiteres starkes Bekenntnis.

Der FC Lugano bat in einen Kinosaal am Mittwochvormittag, und es gab Momente, die in der Tat an Filmstoff erinnerten. Am Schluss erschien auf der Leinwand ein grosses Bild von Joe Mansueto, wie er am See inmitten von acht grossen Buchstaben steht. «My Lugano», heisst es. So ist es. Zumindest den FC Lugano besitzt der amerikanische Milliardär, und er wird nicht müde, sich dazu zu bekennen. Auch dieser Tage wieder.

Mitte März reiste Martin Blaser, der CEO des FC Lugano, mit zwei Mitarbeitern zu Mansueto nach Chicago. Im Gepäck hatten sie einen millionenschweren Antrag, der auf monatelanger Arbeit basierte. Im November 2021 hatte das Stimmvolk von Lugano Ja gesagt zu einem neuen Fussballstadion. Blaser fand dieses Projekt gut und recht, war aber der Meinung, im Innenausbau lasse sich das eine oder andere Detail verbessern.

Blaser arbeitete früher für GC und den FC Basel, er ist gut vernetzt in der Schweizer Sportszene. Und so zog er Vertraute und Spezialisten bei, darunter Personen, die früher auch im FCB-Umfeld gearbeitet hatten. Total kaufte Blaser 1742 Arbeitsstunden ein für die Verfeinerung der Stadionpläne, Kostenpunkt: 268 536 Franken, aufgelistet im Kinosaal.

Es entstand ein Projekt, das 65 Verbesserungsvorschläge vorsah. Das Stadion soll zu einem «Boutique-Stadion» werden, so sagt es Blaser. Ähnlich war die Formulierung gewesen, als Mansueto den Klub im August 2021 übernommen hatte. Lugano solle ein «Boutique-Klub» werden, sagte der Schweizer Georg Heitz, der bei Chicago Fire, einem anderen Mansueto-Klub, als Sportdirektor arbeitet und Mansueto den FC Lugano als Chicago-Partnerklub näherbrachte.

Ein «Boutique-Klub», was ist das? «Klein, aber fein, das ist die Idee», sagte Heitz später. Lugano müsse nicht die Absicht haben, YB oder den FCB zu kopieren – «aber was wir machen, wollen wir sorgfältig machen».

Das Stadion soll klein, fein, modern werden, mit US-Touch natürlich
Also berechnete Blaser mit seinen Mitarbeitern sorgfältig, wie teuer die 65 Verbesserungsvorschläge zu stehen kämen: 12,72 Millionen Franken. Dazu: 3,7 Millionen für die digitale Transformation. Summa summarum: 16,42 Millionen. Diesen Antrag stellten sie Mansueto und reisten heim. Am 3. April erteilte Mansueto per E-Mail Kostenfreigabe.

Es sind Investitionen, die das «Boutique-Stadion» zu einem Anziehungspunkt machen sollen, klein, fein, aber auch modern, mit US-Touch natürlich. Es sind Investitionen, die mehr Fans ins Stadion bringen sollen, idealerweise auch aus der Deutschschweiz. Es sind vor allem aber Investitionen, die Mansueto in eine Einrichtung tätigt, die ihm nicht einmal gehört.

Das Stadion ist Eigentum der Stadt; die Stadt verantwortet quasi den Grundausbau – und Mansueto zahlt mehr als ein Dutzend Millionen, damit es dem Mieter, seinem FC Lugano, besser geht. Die Stadt war über die Entwicklung dieses 65-Punkte-Plans informiert, bis Ende Jahr dürfte ein Mietvertrag über mehr als 20 Jahre besiegelt werden. Als Bezugstermin wird Mitte 2026 angestrebt.

Ziel Champions League? «Heute wäre das Risiko zu hoch»
Es hat fast etwas Skurriles: Während der Präsident und Co-Besitzer David Degen am Mittwoch in der «Basler Zeitung» sagt, das Jahr 2023 werde «finanziell das schwierigste in der Geschichte des FCB», wirft Mansueto für Lugano 16 Millionen Franken auf und bezahlt damit nicht einen einzigen Fussballer, keine einzige Ablösesumme.

Letzte Saison betrug Luganos Zuschauerdurchschnitt 2935, in dieser Saison liegt er bei 3360, mühsam ernährt sich das Tessiner Eichhörnchen. Blaser setzt sich eine Verdoppelung zum Ziel – und vielleicht hilft es, wenn sich das Stadion als so etwas wie eine Sehenswürdigkeit verkaufen lässt, als must see für einen Fussballfan, Swiss miniatur im Grossformat.

YB oder den FCB kopieren – nein, wirklich nicht, der FC Lugano hat eine eigene Idee. In den vergangenen Saisons belegte der Klub die Plätze 3, 5, 4, 4, vor einem Jahr gewann er den Cup; derzeit ist er Dritter und steht erneut im Cup-Final. «Was zuletzt geschah, ist das, was wir erwarten können», sagt Blaser. Eine besonders offensive Transferstrategie, damit er am Ende Zweiter werde, ergebe für einen Klub dieser Grösse keinen Sinn; vor zehn Jahren wäre es vielleicht noch anders gewesen, weil die lukrative Champions League allenfalls leichter erreichbar gewesen sei, «heute wäre das Risiko zu hoch».

Und es ist nicht so, dass Mansueto bisher zurückhaltend investiert hätte. In den offiziellen Zahlen der Liga wies der FC Lugano 2022 unter «sonstigen betrieblichen Erträgen» knapp 21 Millionen aus. Dabei handelte es sich schlicht um Zuwendungen von Mansueto – für so viel «Boutique», wie der FC Lugano heute schon ist.


https://www.nzz.ch/sport/fc-lugano-besi ... ld.1737387
"we do these things not because they are easy, but because they are hard" jfk


Zhyrus
Beiträge: 15504
Registriert: 10.09.10 @ 13:49

Re: Super League

Beitragvon Zhyrus » 10.05.23 @ 18:40

Ein richtig unsympathisches Scheissprojekt!

Benutzeravatar
neinei
Beiträge: 2130
Registriert: 31.01.06 @ 17:46

Re: Super League

Beitragvon neinei » 10.05.23 @ 21:40

Zhyrus hat geschrieben:Ein richtig unsympathisches Scheissprojekt!


Eine Buuh-tique halt, erstellt mit cash statt soul.
Officer Jon Baker: I'd like to nominate my partner, Frank Poncherello.

Benutzeravatar
Valderrama
Beiträge: 1565
Registriert: 26.07.20 @ 15:12

Re: Super League

Beitragvon Valderrama » 11.05.23 @ 7:39

In den nächsten ca. 5 Jahren wird Lugano den Meisterpokal holen. 3000 Fans dürfen sich freuen.

Benutzeravatar
roliZ
Beiträge: 1635
Registriert: 10.02.03 @ 17:56
Wohnort: Southend of Winti

Re: Super League

Beitragvon roliZ » 11.05.23 @ 12:29

Valderrama hat geschrieben:In den nächsten ca. 5 Jahren wird Lugano den Meisterpokal holen. 3000 Fans dürfen sich freuen.

Das wird sich nadisna ändern. Beim Cupfinal kommen ja auch um die 10'000. Wäre mir auch lieber gewesen der Aufschwung wäre nachhaltig aus Region gekommen. Wenn's den Mansueto putzt ist grosses Lichterlöschen angesagt.
ME13TER 2022 !!! Puck Futin ! Tuck Frump!

pluto
Forumsfinger am Puls der Zeit
Beiträge: 2745
Registriert: 31.01.15 @ 1:45

Re: Super League

Beitragvon pluto » 11.05.23 @ 15:48

Zhyrus hat geschrieben:Ein richtig unsympathisches Scheissprojekt!


Absolut
Nur schon der Umstand, das sich ein US-Mäzen mit (wahrscheinlich) Italo-Wurzeln sich geografisch um paar km verschätzt hat, würde mir als Tessiner doch zu denken geben. Die Chancen sind doch immer da, das er, sobald sich etwas weiter südlich ergibt, wieder weg ist und sich einem neuen "Projekt" (ba-dasch...) stellt.
Sowieso, "Projekte" haben im Fussball, allgemein im Mannschaftssport, nichts zu suchen. Zumindest nicht auf dem alten Kontinent.

Vielleicht haben sie Glück und Bellinzona kommt schneller wieder rauf. Das wäre zumindest ein Magnet, haben aber auch eher mehr Zuschauerpotenzial.

Benutzeravatar
Bartholomeus
Beiträge: 1350
Registriert: 18.11.04 @ 10:25
Wohnort: Zwüsched Schützi und Letzi

Re: Super League

Beitragvon Bartholomeus » 11.05.23 @ 15:49

roliZ hat geschrieben:
Valderrama hat geschrieben:In den nächsten ca. 5 Jahren wird Lugano den Meisterpokal holen. 3000 Fans dürfen sich freuen.

Das wird sich nadisna ändern. Beim Cupfinal kommen ja auch um die 10'000.


Das Einzugsgebiet von Lugano ist halt schon sehr klein. Eigentlich sind es genau zwei Bezirke: Lugano und Mendrisio (inkl. Chiasso) mit einer Gesamtbevölkerung von rund 200'000.
Menschen aus Bellinzona oder Locarno werden nie Fans von Lugano.

Mit einem Einzugsgebiet von 200'000 wirst du niemals einen Schnitt von 10'000 erreichen, zumal du mit dem HC Lugano noch Konkurrenz hast. Aber bei einem Stadion mit max. 8'000 Plätzen wäre z.B. auch ein 5'000-Schnitt in Ordnung, was ja bereits eine Steigerung von 66% gegenüber heute 3'000 wäre.


Zurück zu „Fussball allgemein“



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: neinei, withe lion und 118 Gäste