Vielleicht interessiert das Theater in Luzern ja jemand... (die Bilder werden leider nicht angezeigt)
So kam Luzern zum Fussballstadion – und diese Rolle spielte Bernhard AlpstaegIm Konflikt zwischen den beiden FCL-Aktionären Bernhard Alpstaeg und Josef Bieri spielt auch das Stadion und dessen Finanzierung eine wichtige Rolle. Wir zeigen die Entstehungsgeschichte auf – und welchen Beitrag Bernhard Alpstaeg beisteuerte.
Jérôme Martinu
22.02.2023, 05.00 Uhr
Es scheint einfach kein Ende zu nehmen mit den Wirrungen im Aktionärsstreit beim FC Luzern. Nebst der Tatsache, dass sich die beiden Lager mit Strafklage und Gegenklage eingedeckt haben, ist nun auch noch das Stadion auf der Allmend, die Swisspor-Arena, zum Instrument im Zwist geworden: Beim Luzerner Stadtrat läuten inzwischen die Alarmglocken. Er befürchtet, dass die Stadion Luzern AG mit Mehrheitsbesitzer Bernhard Alpstaeg die für den FCL notwendige Unterschrift im Lizenzvergabeverfahren der Super League verweigern könnte. Die Stadt Luzern ist mit dem Fussballstadion als Baurechtsgeberin für 99 Jahre eng verbunden. Werden vertraglich vereinbarte Bedingungen von der Stadion AG nicht eingehalten, droht im ärgsten Fall der sogenannte Heimfall.
Die Swisspor-Arena kurz vor dem ersten Spiel am 31. Juli 2011 Bild: Philipp Schmidli (Luzern, 20. Juli 2011)
Was heisst das für die Stadt Luzern, die öffentliche Hand? Wie bedeutsam ist der ganze Block mit Fussballstadion sowie der ganzen Sport- und Freizeitinfrastruktur, die mit dem Allmendprojekt umgesetzt worden ist? Die riesige Dimension wird deutlich, wenn man den Blick zurück auf die politische Entstehungs- und Umsetzungsphase richtet. Die Dokumente sind stadtseitig nach wie vor öffentlich, auch unsere Zeitung hatte bis zur effektiven Stadioneröffnung 2011 umfassend berichtet.
Bernhard Alpstaeg an der Medienkonferenz zur Namensgebung der Swisspor-Arena im Hotel Schweizerhof.
Bild: Manuela Jans (Luzern, 12. Dezember 2008)
Das 100-Millionen-Paket der Stadt Luzern
Das ganze Paket der Stadt Luzern ist über 100 Millionen Franken schwer, es umfasst neben dem Stadion zusätzlich Hallenbad, Bocciodromo, Leichtathletik, Schiesswesen, Naherholungsgebiet und weitere Punkte. Die Stimmbevölkerung hat in zwei Abstimmungen der Allmendentwicklung zugestimmt. «Dies insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass der FCL eine öffentliche Institution ist und eine langfristige Lösung sichergestellt war», wie der damalige Baudirektor und im Stadionprojekt federführende Kurt Bieder jüngst unserer Zeitung sagte. Stadtrat und Parlament hatten auch Sicherungen eingebaut, damit mit einer klaren Trennung von Fussballbetrieb (FCL) und der Stadioninfrastruktur eine langfristige Lösung sichergestellt wird. Im Überblick sind dies die wichtigen sieben
Punkte in der Entstehungsgeschichte:
1. Zuerst galt es, die folgende Frage zu klären: Ist eine Stadioninfrastruktur Service public? Angesichts der Bedeutung des FCL als Institution für die ganze Zentralschweiz, der identitätsbildende und emotionale Erlebnisse für einen grossen Teil der Bevölkerung bietet, bejahte dies der Luzerner Stadtrat. Allerdings war der FCL Anfang der 2000er-Jahre finanziell massiv angeschlagen, schrittweise hatte eine Sanierung als Voraussetzung stattfinden müssen. Hinzu kam ein gewisser Zeitdruck: Die Nationalliga drohte mit dem Lizenzentzug für die höchste Liga, sofern das altehrwürdige Allmendstadion nicht modernisiert wird.
2. Luzern konnte die Aufgabe nicht allein stemmen, die Stadtregierung entschied sich für ein Public-Private-Partnership-Vorgehen (PPP). In einem Investorenwettbewerb erhielten die CS-Anlagegefässe den Zuschlag. Sie zahlten für das Baurecht auf den Grundstücken für Hochhäuser und das angrenzende Sportgebäude 31,7 Millionen Franken. Dieser Betrag wurde als städtischer Beitrag fürs Stadion eingesetzt. Für die theoretische Sanierung des alten Stadions wurden 15 Millionen angenommen und zur Verfügung gestellt. Insgesamt erbrachte die Stadt 46,7 Millionen, nebst einer weiteren unentgeltlichen Zurverfügungstellung von Land für das Stadion. Der Kanton Luzern hat als Beitrag 7 Millionen beigesteuert.
3. Bedingungen für diese massgebliche Beteiligung der öffentlichen Hand waren: Das Fussballstadion muss privat gebaut und betrieben werden. Das alte Stadion, das im Besitz der Stadt war, kostete die Stadtkasse jährlich eine halbe Million für Betrieb und bauliche Massnahmen.
4. Eine weitere zentrale Bedingung: Im Baurechtsvertrag wurde verbrieft, dass Fussballkreise keine Mehrheit am Aktienkapital der Stadion AG halten dürfen. Diese strikte Trennung war dem Stadtrat darum so wichtig, weil ansonsten Gefahr bestanden hätte, dass für den Fussballbetrieb Mittel aus dem Stadionerlös hätten verwendet werden können. Um dies sicherzustellen, wurden im Vertrag juristische Vorkehrungen getroffen. So wurde die erste Hypothek in der Höhe von 50 Millionen Franken für das Grundstück zugunsten der Stadt errichtet. So konnte verhindert werden, dass mit dem Mittel einer Grundpfändung «billiges» Geld für den Fussballbetrieb erhältlich gemacht werden konnte. Weiter wurde der Stadt ein Vorkaufsrecht auf einen Verkauf von Stadionanteilen gewährt, die zunächst im Mehrheitsbesitz der Halter Eberli AG waren. Bekanntlich hat der Stadtrat von diesem Recht keinen Gebrauch machen wollen und so 2019 den Verkauf von 60 Prozent des Stadions an Bernhard Alpstaeg ermöglicht. Die weiteren 40 Prozent gehören der FCL Holding AG.
5. Mit der Gründung einer Stiftung, die das Namensrecht am Stadion besitzt, wurde bezweckt, dass die Entgelte für die Nutzung des Namens (Swisspor-Arena) in einen Topf für den baulichen Unterhalt fliessen müssen.
6. Ein weiterer Bestandteil des PPP-Projekts war die Kostenteilung beim Stadionausbau: Die öffentliche Hand finanziert den Nationalliga-A-Standard (heute Super League). Der FCL selber musste den Mehrpreis aufbringen, um die Spielstätte auch international tauglich zu machen. Bei diesen insgesamt 9,8 Millionen Franken hatte sich Bernhard Alpstaeg massgeblich mit einer Bürgschaft beteiligt. Er garantierte so für – je nach Quelle – rund 50 bis 100 Prozent dieses Aufpreises zum A-plus-Stadion. Die Bürgschaft musste indes dann nicht Cash-out gezogen werden.
7. Gemäss FCL-Finanzunterlagen hat Bernhard Alpstaeg seit seinem Einstieg als Aktionär für den FCL und das Umfeld, wie etwa Stadionnamensrechte, Defizitdeckungen, Aufwendungen für die temporäre Spielstätte Gersag in Emmen während der Bauzeit oder die Sanierung des Restaurants Schützenhaus, über 23 Millionen Franken aufgewendet. Nicht inkludiert in diesem Betrag sind laut Alpstaegs Sprecher Sacha Wigdorovits besagte Stadion-Bürgschaft oder Kleinbeträge unter 20’000 Franken.
Blick von oben auf die Swisspor-Arena am 21. Juli 2011.
Bild: Philipp Schmidli
https://www.luzernerzeitung.ch/sport/fc ... duced=true