Der Traum, das Scheitern
Franck Etoundi, der Stürmer des FC Zürich, stand vor einem Wechsel zu Bastia. Er bestreitet, dass der Transfer wegen Lohnforderungen scheiterte.
Kolumne von Christine Steffen, 17.8.2015, 09:00 Uhr
Wenn Franck Etoundi etwas Wichtiges erklären will, redet er schnell und viel. «Voilà», sagt er dann immer wieder, «voilà»; er will, dass man begreift. An der Geschichte um seinen gescheiterten Transfer nach Bastia versteht der Stürmer aber selber eine ganze Menge nicht.
Zur Erinnerung: Am Abend Ende Juli, als der FC Zürich das schreckliche Europa-League-Qualifikationsspiel gegen Minsk im Letzigrund verlor, weilte Etoundi für Verhandlungen in Bastia, am Tag danach hiess es, der kamerunische Nationalspieler wechsle mit einem Dreijahresvertrag zum Ligue-1-Klub. Doch dann kam der 3. August, der Montag, an dem der FCZ seinen Trainer Urs Meier und seinen Captain Yassine Chikhaoui verlor – und den Stürmer Franck Etoundi überraschend zurückgewann. Die Verhandlungen seien gescheitert, weil Etoundi kurz vor dem Vertragsabschluss plötzlich mehr Lohn verlangt habe, schrieben die Korsen auf ihrer Homepage.
«Es ist nicht wahr, dass ich mehr Geld wollte», sagt Etoundi. Er habe schon vor der Reise nach Frankreich mit den Verantwortlichen über das Gehalt gesprochen, man sei sich einig gewesen. Er sei also nach Bastia gereist, und schon beim Umsteigen in Nizza sei etwas Seltsames passiert. Er habe zahlreiche Gratulations-SMS erhalten – obwohl er noch gar keinen Vertrag unterzeichnet habe. «Ich sehe das, ich wundere mich, ich bin schockiert», sagt Etoundi. In Bastia sprach er mit dem Sportchef, er ass zu Abend mit dem Trainer, sah am nächsten Tag den Präsidenten, «voilà», alles lief gut. Ein kleines Problem habe es bei den medizinischen Tests gegeben, etwas Schmerzen an den Adduktoren, nichts Besonderes für einen Fussballer. Am dritten Tag kam der Sportchef und sagte, es gebe keinen Transfer. «Ich weiss bis heute nicht, was passiert ist», sagt Etoundi. Vielleicht sei etwas schiefgegangen bei den Verhandlungen seines Beraters mit dem Verein. Den belgische Agenten hat Etoundi nicht persönlich gekannt, er sei ihm von seinem Bruder Stéphane Mbia empfohlen worden, der bei Trabzonspor spielt. Erklärt hat sich der Berater nicht. «Ich habe zu wenig nachgedacht», sagt Etoundi, «ich muss daraus lernen und besser aufpassen in Zukunft.»
Der Vorwurf, er habe mehr Lohn verlangt, verletzt ihn. Er zählt auf, aus welchen Ländern er Angebote hatte: Türkei, Belgien, Katar, Russland. Viel Geld hätte er dort verdienen können, aber darum gehe es nicht, er wolle den nächsten Schritt machen, sich sportlich verbessern, in der Ligue 1 oder der Bundesliga. Bei Bastia, da hatte er das richtige «Feeling», Bastia, das ist Frankreich, der Traum, und man kann sich vorstellen, wie niedergeschlagen Etoundi war. «Oh ja», sagt er, «ich war sehr, sehr enttäuscht. Es war schwer für den Kopf. Aber das ist das Leben, das ist der Fussball, möglicherweise wollte Gott nicht, dass es jetzt passiert. Vielleicht ist meine Aufgabe hier in Zürich noch nicht zu Ende. Ich bleibe positiv. Voilà.»
Einen zweiten Versuch will Etoundi in dieser Saison nicht starten, «auch wenn Barcelona anfragt». Die Geschichte hat ihn mitgenommen, und es gehe ihm ja gut hier, auch wenn er sich Anfang Saison nicht mehr so richtig aufgehoben fühlte. Der knapp 25-Jährige ist ein emotionaler Mensch, der Zuwendung braucht, der spüren muss, dass man ihn will. Er sei nicht sicher gewesen, ob man auf ihn setze, er sei ja auch im ersten Spiel gegen die Young Boys nicht aufgestellt worden, obwohl er letzte Saison bester Zürcher Torschütze gewesen sei. Jetzt fühlt er sich besser; im Cup-Match am Sonntag wurde er spät eingewechselt, aber er will Geduld haben. Nach der Rückkehr aus Bastia habe ihm der Präsident Canepa gesagt, die Mannschaft wolle, dass er bleibe, und er, Canepa, wolle es auch.
Etoundi war in der letzten Saison der Liebling der Zürcher Fans, es gab T-Shirts mit dem Aufdruck «Franck The Tank». Hat er Angst, dass sie ihn nun für treulos halten? «Nein, nein», sagt Etoundi, um ihre Zuneigung sorge er sich nicht. Er ist sicher, dass sie die Geschichte verstehen. Auch wenn er selber nicht alles begreift.
ich finde nicht, dass man franck irgendetwas vorwerfen kann. ob sein berater schuld ist? keine ahnung. vielleicht hat bastia auch einfach gemerkt, dass ihnen sogar diese halbe million fehlt.