Dritte Halbzeit Newsletter hat geschrieben:Derzeit stellt sich beim FC Zürich die Frage, ob Franco Foda gehen darf oder bleiben muss. Wenn ich ihn so an der Seitenlinie und auf den Europacupflügen sehe, habe ich inzwischen tatsächlich das Gefühl, dass eine Entlassung für ihn fast einer Erlösung gleich käme. Aber ich kann mich da auch täuschen.
Wie aber entscheiden, ob ein Trainerwechsel etwas bringen kann - oder nicht? Es gibt viele Dinge, die wir nicht wissen können: Wie sehen die Spieler ihren Trainer? Wie sicher ist die sportliche Leitung, dass sich die Leistung verbessern wird, weil Spieler wie zum Beispiel Condé, Santini oder Selnaes noch Zeit brauchen, um in Form und Rhythmus zu kommen?
Es gibt aber durchaus objektive Kriterien, die betrachtet werden können. Zum Beispiel, ob sich ein Team mehr und bessere Chancen erarbeitet als seine Gegner. Ich nehme dafür gerne den Wert «erwartbare Tore» xG zur Hand und berechne den Trend eines Teams.
Natürlich sind diese Zahlen nicht die nackte Wahrheit. Aber sie geben schon einen Hinweis darauf, ob die Resultate eines Teams mit einer Glücks- oder Pechsträhne zusammen hängen. Oder ob sie halt vielleicht einfach die Leistung wiedergeben.

Was der FCZ-Kurve der letzten 62 Spiele abzulesen ist: Wenn immer vom Glücksmeister geredet wird, entspricht das nicht ganz den Tatsachen. Klar, zum Beginn der Breitenreiter-Saison waren die Zürcher Resultate etwas besser als es gemäss Chancenverteilung zu erwarten gewesen wäre. Aber spätestens nach der Winterpause waren die Siege Ausdruck der Zürcher Stärke.
Unter Foda geht nun nicht gerade alles den Bach runter. Aber die Tendenz, die sich bereits zum Ende der Ära Breitenreiter in den letzten Spielen gezeigt hat, setzt sich nahtlos fort. Der FCZ lässt wieder etwas bessere Chancen zu - und umgekehrt erarbeitet er sich weniger Gelegenheiten. Oder weniger gute.
Das Ganze ist nicht dramatisch. Aber im Schnitt bewegt sich der FCZ unter Foda halt in dem Bereich, in dem du ein Spiel durchaus verlieren kannst. Was derzeit mit überraschender Garantie auch passiert.

Auch bei den Eintritten in den gegnerischen Sechzehner ist die Leistungssteigerung unter Breitenreiter deutlich zu sehen. Unter Foda ist sie fast wieder auf Rizzo-Niveau unten. Und es stellt sich bereits die Frage: War die letzte Saison einfach ein Ausreisse nach oben?
Schauen wir als nächstes auf den Druck, den der FCZ auf die Gegner ausübt. Breitenreiter ist mit klarem Fokus auf die Defensive gestartet und hat so den Wert für die erwartbaren Gegentore gedrückt. Das tat er, indem er dem Gegner häufig den Ball überliess.

Der Beweis, dass hohes Pressing nicht gleichbedeutend ist mit erfolgreichem Fussball. Je weiter oben die Kurve ist, um so weniger Zeit am Ball lässt das Team dem Gegenüber. Breitenreiter schob sein Team mit der Zeit zwar weiter nach vorne. Aber er tat es erst, als die Mannschaft gefestigt war.
Unter Foda greift der FCZ weiter etwas höher an als der Ligaschnitt. Wobei dieser im Moment von Winterthur etwas nach unten gedrückt wird. Aber das Pressing zahlt sich nicht aus. Oder es wird sogar - wie in Lausanne im Cup - durch Konter bestraft.
Zuletzt ein Blick auf die Zweikämpfe, die vielleicht auch etwas über den Zustand des Teams aussagen.

Hier macht Breitenreiters Kurve mit Blick auf die obigen Zahlen Sinn: Erst steht das Team tief. Bedeutet weniger Tacklings, mehr gegnerische Pässe pro Defensivaktion. Dann greift es höher an - und die Zahl der Tacklings steigt. Wobei ein Tackling jeder Ballgewinn am Boden ist, es muss nicht eine Grätsche sein.
Und hier ist ein Problem von Fodas FCZ zu sehen: Unter ihm wollen die Zürcher zwar auch höher angreifen. Aber die Zahl der Tacklings geht zurück. Heisst: Die Spieler kommen nicht in die Zweikämpfe. Was ein Problem ist, weil sie so höher im Feld überspielt werden können.
Was das nun alles bedeutet? Zumindest zeigen die Statistiken, dass die nackten Resultate nicht lügen. Und das wiederum müssten die Verantwortlichen beim FCZ eher in Betracht ziehen als die Vermutung, dass «der Fussballgott» nicht auf seiner Seite sei, wie es Präsident Ancillo Canepa zuletzt immer wieder betont hat.