Medien

Diskussionen zum FCZ
camelos
Beiträge: 4103
Registriert: 06.05.09 @ 10:52

Re: Medien

Beitragvon camelos » 28.10.21 @ 21:17

Ancillo Canepa zum Derby-Skandal
«Hören Sie, jetzt kommt mir dann das Adrenalin zu den Ohren heraus»
Der FCZ-Präsident erklärt die Schwierigkeiten im Umgang mit kriminellen Chaoten – und wünscht sich, dass sich die Südkurve offiziell von den Vorfällen gegen GC distanziert.

Thomas Schifferle
Publiziert heute um 20:53 Uhr

Und dann verschwinden sie wieder in der Südkurve: Die FCZ-Randalierer am vergangenen Samstag nach dem Derby gegen GC.

Foto: Andy Mueller (Freshfocus)
Sie bezeichneten die Randalierer nach dem Derby vom vergangenen Samstag als Idioten …

... also, der Begriff Idiot ist nett formuliert. Ich hätte noch ein paar andere Formulierungen in meinem Wortschatz.

Sind die schon identifiziert worden, die auf die GC-Kurve losgestürmten und Feuerwerk hineinschossen?

Wir haben im Letzigrund sehr hoch auflösende Kameras, wir sind sehr gut organisiert. Das Problem ist, dass diese Leute extrem vermummt waren. Wir hoffen einfach, dass wir den einen oder anderen identifizieren können. Wenn dem so ist, werden die Bilder sofort der Polizei übergeben. Dann wird der rechtliche Prozess beginnen. Und wir als FCZ werden sofort mehrjährige Stadionverbote aussprechen und wie auch schon in der Vergangenheit allfällige Schadenersatzforderungen stellen. Die können einen sechsstelligen Betrag ausmachen.

Wie gross ist die Mitarbeit der Südkurve selbst bei diesem Prozess?

Der grösste Teil der Südkurve verurteilt das, was am Samstag passiert ist. Was ich mir aber wünschen würde, ist, dass man sich öffentlich erklärt …

... und sich davon distanziert.

Genau. Ich habe sehr viele Rückmeldungen von Leuten bekommen, die sagen: «Das sind nicht wir, das wollen wir auch nicht, die schaden uns, dem Club, dem Schweizer Fussball und nicht zuletzt den Fans.» Aber die offizielle Distanzierung fehlt mir. Es würde dem Ansehen und der Glaubwürdigkeit der Kurve nur helfen.

Wie überraschend kam dieser Gewaltausbruch für Sie?

Sehr überraschend, wirklich, für viele in der Kurve selbst auch. Seit vielen, vielen Jahren hatten wir in den Stadien keine Ausschreitungen mehr.

Ancillo Canepa


Infos einblenden

Ja? Was war denn mit dem GC-Anhang, der 2019 in Luzern einen Spielabbruch erzwang?

Da wurde ja nicht randaliert. Das war ein Protest gegen die eigene Mannschaft, sicher sehr unfreundlich und unanständig. Aber Gewalt im engeren Sinn hatten wir wirklich seit Jahren nicht mehr, auch nicht im Letzigrund. Das kann ich sagen, ohne rot zu werden.

Auffallend war trotzdem, wie schnell die wieder in der Kurve verschwinden konnten. Das würde dem widersprechen, was Sie sagen. Da waren doch sehr viel mehr involviert als nur die 100 Krawallmacher.

Das überraschte mich. Aber viele in der Kurve waren auch überrascht. Bis sie realisiert hatten, was da abgeht, waren diese Chaoten schon wieder weg und fort. Ich stand selbst nicht in der Kurve und kann das deshalb nicht abschliessend beurteilen.

Welche Möglichkeiten hat ein Club, um gegen solche Leute vorzugehen?

Den Schaden trägt der Club. Es gibt einen finanziellen Schaden, es gibt wahrscheinlich eine Busse. Wir müssen damit rechnen, dass der eine oder andere Zuschauer nicht mehr ins Stadion kommt, weil er das Gefühl hat, es sei zu gefährlich. Am Samstag haben wir den Klassiker gegen Basel. Es sollte ein Fussballfest werden, aber das wird überschattet vom letzten Samstag. Auch medial.

«Es gibt auf verschiedenen Ebenen Überlegungen, die Gästekurven schliessen zu lassen.»

Aber eben, welche Möglichkeiten haben Sie, um darauf zu reagieren?

Es gibt auf verschiedenen Ebenen und auch im Komitee der Swiss Football League Überlegungen, die Gästekurven schliessen zu lassen.

Wären Sie wirklich dafür?

Es wäre für viele die logische Konsequenz und wohl die einzige Möglichkeit, solche Vorfälle in Zukunft verhindern zu können. Ich bin grundsätzlich gegen Sippenhaft, doch auch mir gehen langsam, aber sicher die Argumente dagegen aus.

Am Sonntag redeten Sie auch davon, dass die Hardliner wieder auf den Plan treten und Restriktionen verlangen …

... ja natürlich …

... keine Gästefans, keine Stehplätze, dafür personalisierte Tickets?

Genau.

Wer sind diese Hardliner?

Es ist kein Geheimnis, dass es sich dabei um verschiedene Vertreter aus Polizei, Justiz und der Politik auf nationaler Ebene handelt. Liga und Vereinsvertreter treffen sich seit mehreren Jahren regelmässig mit den verschiedenen Institutionen, die betroffen sind. Ich kann hier nur bestätigen, dass die Fan- und Sicherheitsthematik konstruktiv besprochen wird. Ein Problembereich sind vor allem die Anfahrtswege der Fans. Die haben in den letzten Jahren vermehrt zu Problemen geführt.

Es heisst, Polizeikreise würden als Folge von Restriktionen mit gewalttätigen Protesten rund um die Stadien rechnen und das in Kauf nehmen, um nach einem Jahr oder so mehr Ruhe zu haben. Was halten Sie davon?

Wenn man im Rahmen der Sippenhaft einfach alle bestrafen will, dann kommt das nicht gut. Wirklich nicht. Man muss die Einzeltäter verfolgen und die Suche nach ihnen intensivieren. Das sage ich seit Jahren. Es bringt natürlich nichts, wenn die Polizei Rayonverbote und Meldepflichten ausspricht, die aber nicht systematisch überprüft werden, weil nach eigenen Angaben schlicht die personellen Ressourcen am Wochenende fehlen.

Das Bild von Ruhe ist doch auch von Corona beeinflusst worden, weil die Stadien leer waren.

Wir hatten schon vor Corona mehrere Jahre Ruhe. Wir dürfen nicht vergessen: Wir haben 4000, 5000 Fans in unserer Kurve, und es kommen immer wieder neue dazu. Das wird auch zum Risiko und Problem. Die Neuen denken: Okay, anonyme Masse, jetzt kann ich Samstag und Sonntag die Sau rauslassen. Einige von denen, das weiss ich aus früheren Vorfällen, sitzen unter der Woche mit Anzug und Krawatte in ihrem Büro am Paradeplatz. Oder sind in der Schule und am Lehrplatz. Das ist das, was mich auch so sehr bedrückt: dass das auch Leute sind, die in einem normalen Lebensprozess sind, aber das Gefühl haben, am Wochenende in einem rechtsfreien Raum zu sein, Outlaws. Dass wir das zulassen, ist erschreckend.

Ist das ein gesellschaftliches Problem?

Das ist ein gesellschaftliches Problem, ja. Und was ich mich frage: Wo sind da die Erziehungsberechtigten? Es ist als Eltern einfach zu sagen: Okay, unser Sohn geht an den Match, und ich habe meine Ruhe. Aber am Ende sind wir es, wir Clubs, welche die Verantwortung übernehmen sollen. Wir sollen für das Versagen in der Erziehung verantwortlich sein und dann noch erzieherisch korrigierend Einfluss nehmen. Das ist doch absurd.

Wie schwer ist es als Club, eine solche Kurve zu kontrollieren?

Kontrollieren?

Oder im Griff haben.

Im engeren Sinn ist das gar nicht möglich. Das kann auch nicht die Aufgabe des Clubs sein. Er soll mit den Vertretern der Kurve in einem ständigen Dialog sein, beide Seiten sollen gegenseitig Ansprüche definieren können. 95 Prozent der Fans verhalten sich korrekt. Die wollen doch auch den Match geniessen, den Club unterstützen und ihm keinen Schaden zufügen. Es ist einfach ein Bodensatz an Leuten, die ihre Anonymität nutzen, um ihren Alltagsfrust zu kompensieren.

Wer dagegen falsch parkiert, kassiert sofort eine unbedingte Busse von 40 oder mehr Franken.

So ist es. Wir haben in der Rechtsprechung ein rechtsstaatliches Problem. Wir haben das schon x-mal erlebt. Ein Täter ist identifiziert, aber bis der verurteilt ist, dauert es Jahre, und manchmal kommt er mit einer bedingten Busse davon. Oder wir hatten Fotos von den beiden Tätern, die Knallpetarden warfen. Monatelang lief zu wenig, darum sagte ich: Wir stellen diese Fotos auf unsere Homepage…

«Der Datenschutzbeauftragte schrieb: He Canepa, noch einmal, und dann verfolgen wir dich strafrechtlich.»

... das war nach den Ausschreitungen im Derby von 2011?

Ja. Innerhalb von zwei Stunden hatten wir die Täter. Drei Tage später bekam ich einen Brief aus Bern vom Datenschutzbeauftragten: «He, Canepa, noch einmal, und dann verfolgen wir dich strafrechtlich.» Das ist die Situation in der Schweiz. Und dann uns immer vorwerfen, wir würden nichts machen! Eine Radiomoderatorin fragte mich jetzt: «Wieso lassen Sie die Polizei nicht ins Stadion?»

Und Sie sagten?

«Hören Sie, jetzt kommt mir dann das Adrenalin zu den Ohren heraus.» Es ist doch nicht so, dass wir die Polizei nicht reinlassen. Sie will das aus taktischen und anderen Gründen nicht. Ich kann das nachvollziehen, weil es extrem personelle Ressourcen brauchen würde, das in jedem Stadion zu machen, und weil das Risiko vorhanden ist, dass das erst recht zu Eskalationen führt. Aber auch dies uns vorwerfen zu wollen, das zeugt vom Unwissen vieler selbst ernannter Sicherheitsexperten.

Genau das fördert das Bild vom Fussballstadion als rechtsfreiem Raum.

Ich kann diese Bemerkung nachvollziehen.


«Es ist ein Bodensatz an Leuten, die ihre Anonymität nutzen, um ihren Alltagsfrust zu kompensieren»: Ancillo Canepa.

Die Südkurve hat einen Slogan: «Eine Stadt, ein Verein». Und der FCZ hat ihn übernommen.

Das muss ich präzisieren: Der Verein nahm ihn vor meiner Zeit marketingtechnisch auf. Ich fand ihn auch nicht gut. Er ist auch faktisch falsch, weil es in Zürich nicht nur einen Verein gibt und weil wir nicht nur in Zürich daheim sind, sondern auch den Kanton vertreten wollen.

Er ist auch respektlos gerade gegenüber einem Club wie GC.

Absolut. Das sehe ich auch so. Darum heisst unsere neue Biografie zum 125-Jahr-Jubiläum «Ein Verein und seine Geschichte». (Die erste hiess noch: «Eine Stadt, ein Verein, eine Geschichte».)


Freuen Sie sich auf das Spiel am Samstag gegen Basel?

(Er schweigt und sagt dann selbst:) Canepa denkt lange nach. Ich habe jetzt mehr sportlich überlegt. Ich stehe noch immer unter dem Schock vom Cupmatch (mit der Niederlage am Dienstag in Yverdon). Und Vorfreude? Es ist mehr Spannung, wie wir uns von dieser Cup-Niederlage erholen. Ich hoffe und gehe davon aus, dass Trainer und Mannschaft sich wieder aufrichten und mit voll Power in den Match gehen. Basel hat wohl das gleiche Problem ...

Und wegen der Zuschauer?

Da bin ich eher ruhig. Es wird ein Sicherheitsdispositiv geben. Dementsprechend bin ich optimistisch, dass es keine grossen Probleme geben wird.


Jetzt aber....
5.2.22 Derby GCN-FCZ 1:3
Transpi in der SK:
ZÜRI SINDER NO NIE GSI, JETZT SINDER NÖD MAL ME GC


schwizermeischterfcz
Beiträge: 8240
Registriert: 21.01.16 @ 16:35

Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 28.10.21 @ 21:44

Schifferle darf wieder mit Canepa Interviews führen? Interessant
Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“

kokalol
Beiträge: 990
Registriert: 06.07.07 @ 1:12
Wohnort: Winterthur

Re: Medien

Beitragvon kokalol » 28.10.21 @ 22:05

Danke Cillo, grossartiges Interview.
Er spricht Klartext und zeigt den Kommentarspaltenschreiern warum das "Tun sie endlich was" nicht so einfach ist. Und ja, ich wünschte mir nach wie vor auch ein öffentliches Statement des SK. Zumindest ein Spruchband am Samstag sollte drinliegen.

Einziger Lapsus: 'Ei Stadt Ein Verein'
Da gibts nichts zu meckern
"Nobody cries in football" (B. Henriksen)

Benutzeravatar
MetalZH
Beiträge: 5595
Registriert: 05.01.16 @ 16:44
Wohnort: K5

Re: Medien

Beitragvon MetalZH » 28.10.21 @ 22:20

schwizermeischterfcz hat geschrieben:Schifferle darf wieder mit Canepa Interviews führen? Interessant


Ja, das hat Schifferle im 3.HZ-Podcast erwähnt und er wirkte fast schon rührselig happy. Hat mich recht verwundert, nachdem er jahrelang keine Möglichkeit ausgelassen hat, um Canepa und dem Verein ans Bein zu pissen.
We are Motörhead. And we play Rock'n'Roll.

Benutzeravatar
Don Ursulo
König der Narren
Beiträge: 10396
Registriert: 07.02.06 @ 18:03
Wohnort: San José, Costa Rica

Re: Medien

Beitragvon Don Ursulo » 28.10.21 @ 23:21

MetalZH hat geschrieben:
schwizermeischterfcz hat geschrieben:Schifferle darf wieder mit Canepa Interviews führen? Interessant


Ja, das hat Schifferle im 3.HZ-Podcast erwähnt und er wirkte fast schon rührselig happy. Hat mich recht verwundert, nachdem er jahrelang keine Möglichkeit ausgelassen hat, um Canepa und dem Verein ans Bein zu pissen.


Podcasts mit Schifferle sollte man als FCZler aus Prinzip nicht hören!
EDI NAEGELI - G.O.A.T. - #TBE
Don&Don - Thunder Buddies for Life !!!
Wer alles zu tun begehrt, was ihn gelüstet, muß entweder als König
oder als Narr geboren sein.
(Römisches Sprichwort)

ted mosby
Beiträge: 1534
Registriert: 17.11.11 @ 22:13

Re: Medien

Beitragvon ted mosby » 29.10.21 @ 6:49

Don Ursulo hat geschrieben:Podcasts mit Schifferle sollte man als FCZler aus Prinzip nicht hören!

Schifferle ist der Bösewicht des Podcasts! Ich freue mich jeweils jeden Montag darauf. Gute Qualität mit Raz, dem Walliser und früher Voser.
tehmoc hat geschrieben: Leute mit Allianznamen können mich kreuzweise.
...
Anstand bedeutet für mich auch, dass man Leute nicht mit seinem Kacknamen nervt.

Benutzeravatar
Mushu
Beiträge: 1908
Registriert: 30.03.15 @ 23:18

Medien

Beitragvon Mushu » 29.10.21 @ 7:11

Don Ursulo hat geschrieben:
MetalZH hat geschrieben:
schwizermeischterfcz hat geschrieben:Schifferle darf wieder mit Canepa Interviews führen? Interessant


Ja, das hat Schifferle im 3.HZ-Podcast erwähnt und er wirkte fast schon rührselig happy. Hat mich recht verwundert, nachdem er jahrelang keine Möglichkeit ausgelassen hat, um Canepa und dem Verein ans Bein zu pissen.


Podcasts mit Schifferle sollte man als FCZler aus Prinzip nicht hören!

Als FCZler sollte man alles über "seinen Verein" anhören.
Kritische Voten, gegen die eigene Ansicht können den Horizont erweitern ...


Zurück zu „Fussball Club Zürich“



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: flöru_burki und 232 Gäste