yellow hat geschrieben:spitzkicker hat geschrieben:Aus Tagi online vom 7. Februar. Der ganze Artikel zum Thema Schwalben ist im Moment nur mit Login zu sehen. Deshalb nur der Anfang der Story:
Was ist schlimmer als eine Schwalbe? Ein Fussballer, der nach einer Schwalbe auch noch reklamiert.
Zum Beispiel: Roberto Rodriguez. Der Mittelfeldspieler des FC Zürich legte sich im Heimspiel am letzten Sonntag gegen den FC Thun auf besonders perfide Art und Weise hin, ohne jede gegnerische Berührung, einfach so – statt ein Tor zu erzielen, wollte er den Penalty schinden. Ging zum Glück schief: Schiedsrichter Lionel Tschudi bestrafte ihn mit einer Verwarnung. Noch unverständlicher, dass Rodriguez diesen Entscheid kaum begreifen mochte.
Rodriguez Aktion habe ich am Sonntag kommentiert und klar geschrieben, dass ich sowas von einem FCZ-Spieler nie sehen will. Dies ändert nichts daran, dass auch wir halt immer wieder solche Spieler haben. Ich glaube, ich muss sie hier nicht alle namentlich aufführen. Vor noch nicht so langer Zeit gabs sogar einen, der fiel nach jedem selbstverschuldeten Ballverlust theatralisch hin und schaute anklagend zum Schiri - und dies nicht nur im Strafraum.
Ich glaube, wir sind uns einig, dass solche Aktionen im Zeitalter der (fast) totalen Abdeckung durch Kameras auch nachträglich bestraft werden sollten.
Trotzdem frage ich mich, ob du diesen Artikel auch zitiert hättest, wenn er nicht deinen absoluten "FCZ-Lieblingsspieler" schon im ersten ersten Absatz an den Pranger gestellt hätte. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass einer von uns beiden unter Verfolgungswahn leidet.
Erstens: Jenen Spieler, den du erwähnst, spielt nicht mehr bei uns. Gottseidank.
Zweitens: Ich habe darauf hingewiesen, dass der ganze Artikel nur per Login zu erreichen ist. Die ersten Zeilen konnte man ohne Login lesen, diese habe ich hier reinkopiert.
Drittens: Es geht im Artikel nicht um Rodriguez an sich, sondern um die Schwalben-Unsitte im allgemeinen. RoRo diente nur als Aufhänger für die Geschichte.
Viertens: Um dich zu beruhigen und vom Verfolgungswahn zu erlösen, habe ich mir ein Login besorgt und liefere jetzt den vollständigen Text, allerdings ohne die auch sehenswerten Beispielvideos und Fotos.
Tagi online, 7. Februar 2018:
Rodriguez fliegt: Der Betrug als OptionRoberto Rodriguez vom FCZ versuchte es am Sonntag gegen den FC Thun mit einer Schwalbe – und reklamierte sogar noch, als ihn der Schiedsrichter dafür bestrafte. Was ist schlimmer als eine Schwalbe? Ein Fussballer, der nach einer Schwalbe auch noch reklamiert.
Zum Beispiel: Roberto Rodriguez. Der Mittelfeldspieler des FC Zürich legte sich im Heimspiel am letzten Sonntag gegen den FC Thun auf besonders perfide Art und Weise hin, ohne jede gegnerische Berührung, einfach so – statt ein Tor zu erzielen, wollte er den Penalty schinden. Ging zum Glück schief: Schiedsrichter Lionel Tschudi bestrafte ihn mit einer Verwarnung. Noch unverständlicher, dass Rodriguez diesen Entscheid kaum begreifen mochte.
Nicht immer sind die Unparteiischen so aufmerksam wie der junge Tschudi. Am gleichen Wochenende spürte in der Premier League Tottenhams Starstürmer Harry Kane in der Schlussphase der Partie gegen Liverpool das Flugwetter – und wurde mit einem Penaltypfiff belohnt. Die Quittung für das unsportliche Verhalten stellte sich Kane dann jedoch gleich selbst aus: Er verschoss den Elfmeter (okay, später avancierte er mit einem zum 2:2 verwandelten weiteren Penalty doch noch zum späten Tottenham-Helden). Liverpools Verteidiger Virgil Van Dijk schäumte nach dem Spiel: «Er ist ein Schwalbenkönig.
Schwalben entscheiden Spiele
Schwalben sind ein Übel im Fussball und ein Phänomen, das es in dieser Häufigkeit in keiner anderen Sportart gibt. Warum sie nicht auszurotten sind? Weil Schwalben noch immer als Kavaliersdelikt gelten. Eine Gelbe Karte, maximal – mehr haben die Sünder nicht zu befürchten –, und das auch erst seit 1999. Zu gewinnen dafür umso mehr: einen Penalty, vielleicht sogar eine Rote Karte für den Gegner, Schwalben entscheiden Spiele. «Ich habe mich für die Schwalbe entschieden», sagte einst Albion Avdijaj, der GC-Stürmer, nachdem ihn 2015 als Spieler des FC Vaduz die Fernsehbilder enttarnt hatten. Betrug ist unter Fussballern eine Option.
Schwalbenkönige müssen also mehr geächtet werden. Und genau darauf arbeitet die Fan-Initiative «Stop Diving» hin. Das Projekt aus England hat ein Manifest erstellt und will damit nicht nur Fans erreichen, sondern auch aktive Spieler. Die Kernbotschaft: «Wie Athleten in jeder anderen Sportart gehen Fussballer an ihre Leistungsgrenze, um erfolgreich zu sein. Sie trainieren, sie opfern sich auf. Aber nur im Fussball wird auch unehrlich gespielt. Fussball ist der einzige Sport, in dem Unehrlichkeit akzeptiert ist, manchmal sogar belohnt wird.»
Mit ihrer Petition hat sich «Stop Diving» zum Ziel gesetzt, dass schon «die WM 2018 in Russland ganz ohne Schwalben auskommt». Ganz im Gegensatz zur Endrunde 2014 in Brasilien, bei der Arjen Robben im Achtelfinal der Holländer gegen Mexiko eine der spektakulärsten Schwalben in jüngerer Vergangenheit aufführte. Ach, überhaupt: RobbenAuf der Webseite von «Stop Diving» kann jeder unterschreiben, der solche Unsportlichkeiten vom Fussballplatz verbannt sehen will. Ausserdem werden Interessierte animiert, ihre Lieblingsfussballer mit dem Ansinnen in den sozialen Medien zu kontaktieren und ebenfalls mitzumachen.
Längerfristig regt «Stop Diving» an, eine Datenbank mit Schwalben zu initiieren. So liesse sich dokumentieren, welche Ligen besonders anfällig sind, welche Nationalitäten, welche Spieler auf welchen Positionen. Ist dieser Datensatz erst gross genug, sei die Fussballgemeinde sensibilisiert – und sind es auch die Schiedsrichter. «Und dann können die Verantwortlichen konkrete Massnahmen einleiten», hofft die Fan-Initiative.
Bereits aktiv geworden ist die Premier League: Seit dieser Saison können Schwalben nachträglich mit Spielsperren sanktioniert werden, wenn sie einen Penalty oder Platzverweis zur Folge hatten. Müssen aber nicht: Der englische Fussballverband FA sah davon ab, gegen den Nationalspieler ein Verfahren einzuleiten.
Noch schlimmer: Kanes Trainer bei Tottenham, Mauricio Pochettino, rechtfertigte die Schwalbe seines Torjägers auch noch. Der Argentinier sagte, dem Vernehmen nach bei vollem Bewusstsein: «Im Fussball geht es nun einmal darum, den Gegner auszutricksen. Vor 20 oder 30 Jahren hätten wir alle einem Spieler gratuliert, wenn er den Schiedsrichter so übertölpelt.»