Artikel im Tagi 8.4.2014
QuelleUrs Meier hat ein akutes Problem mit seiner Offensivabteilung. Seit fünf Partien hat sein Team, das zum Rückrundenstart mit sechs Siegen in Serie noch brillierte, aus dem Spiel heraus kein Tor mehr erzielt. Braucht der FCZ psychologische Hilfe? «Das ist ein Problem, aber deswegen werden wir doch keinen Psychologen zu Rate ziehen», sagt der Zürcher. Wichtig sei in einer solchen heiklen Situation, dass sich die Mannschaft in jedem Spiel wenigstens Chancen erarbeite. «Wir haben das auch gegen GC gemacht. Aber leider wurden uns zwei Tore wegen Abseits aberkannt.»
Meier wird auch kein besonderes Schuss- oder gar Spezialtraining anordnen. «Torschüsse sind in unseren Trainingsformen automatisch eingebaut. Und dabei treffen die Jungs prächtig und auch regelmässig.» Je länger sein Team in den Ernstkämpfen jedoch nicht treffe, desto schwieriger werde es natürlich. «Ein Stürmer lebt von seinen Toren. Aber er darf sich in einer solchen Phase ja nicht verrückt machen lassen. Er darf nichts erzwingen wollen und es schon gar nicht mit der Brechstange versuchen. Er muss mit jenen Bildern arbeiten, die ihn an erfolgreiche Zeiten mit seinem Torjubel, und wie er das Tor erzielt hat, zurückerinnern.»
«Das ist zwar einfach gesagt»
Der ehemalige Internationale Stéphane Chapuisat, unter Ottmar Hitzfeld Champions-League-Sieger mit Dortmund, sagt: «Solche Phasen der Erfolglosigkeit gibt es für einen Stürmer immer wieder. Das habe ich auch erlebt.» Man dürfe in einer solchen Baisse nicht zu viel über das Problem nachdenken. «Ich weiss, das ist zwar einfach gesagt. Aber wenn du dich immer wieder hinterfragst, dann führt das zu einer Verkrampfung, dann wird es nur noch schlimmer.» Entscheidend sei, dass die ganze Mannschaft ihren Job professionell erledige und einfach ganz normal weiterspiele. «Dann funktionierts auch mit dem Toreschiessen automatisch wieder.» Wenn es mal nicht nach Wunsch laufe, müssten die Stürmer auch in jedem Training konsequent und hoch konzentriert den Abschluss suchen.
Ähnlich denkt der ehemalige Internationale Ruedi Elsener, der mit GC und dem FCZ Meister geworden war. «In einer solchen Phase musst du halt nach einem Training noch eine Sonderschicht einlegen. Da bleibt ein Torhüter auf dem Platz, da werden Flanken geschlagen, Kopfbälle und Direktabnahmen geübt. Das ist für das Wiedererlangen des Selbstvertrauens enorm wichtig.» Der einstige Stürmer von Eintracht Frankfurt wundert sich, dass beim FCZ zurzeit gleich die ganze Offensivabteilung nicht trifft.
«Sie fokussieren sich nur noch auf den Cupfinal»
«Ich kann mir das nur damit erklären, dass bei einigen Spielern vor allem nach der Qualifikation für den Cupfinal gegen Basel die Luft einfach raus ist. Sie legen seither den Schongang ein und fokussieren sich mental nur noch auf dieses Highlight», sagt Elsener und denkt dabei vor allem auch an den Tunesier Yassine Chikhaoui, dessen Vertrag nicht verlängert wird. «Im Cupfinal kann er sich auf der ganz grossen Bühne für einen anderen Club empfehlen. Es interessiert ihn möglicherweise nur noch das.»
Dieser Schuss könne aber auch gewaltig nach hinten losgehen. «Was der FCZ macht, ist sehr gefährlich. Wenn man glaubt, man könne dann im Cupfinal problemlos wieder einen Gang hochschalten, könnten sich einige ganz gewaltig irren. Und plötzlich ist der FCZ ganz weg vom Fenster und holt gar keinen Titel. Das wäre eine Katastrophe für den Verein, der mit sechs Siegen zum Rückrundenstart in der Meisterschaft und zwei Siegen im Cup sogar noch berechtigt vom Double träumen durfte.» (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)