Da macht der Fredy Werbung in eigener Sache über die Medien. Ich glaube nicht, dass es die Canepas noch einmal mit ihm versuchen. Sehe seine Chancen unter 30%.
Erfahrung hätte FB genügend und wüsste auch was Ihn beim FCZ erwartet. Ich könnte mit FB leben, aber wünschte mir eine andere Lösung.
(warum nimmt es mir die Videos aber die Bilder nicht im Bericht? sorry!!)
Erhält er noch einmal eine Chance? Im Schweizer Fussball gibt es kaum eine Figur, die so stark polarisiert wie Fredy BickelSeit über drei Jahren ist der Zürcher als Sportchef arbeitslos. Er möchte noch einmal einen Klub wecken, doch die Vorbehalte in der Branche sind erheblich.
Fabian Ruch 11.07.2023, 05.30 Uhr
https://img.nzz.ch/2023/07/07/5f4b35bf- ... 2222,x0,y0Menschenfänger oder Menschenfreund? Bei Fredy Bickel scheiden sich die Geister.
Das erste Treffen, Herbst 1999: Fredy Bickel ist neuer Geschäftsführer und Sportchef bei YB, die Berner kämpfen gegen den Abstieg in die 1. Liga und stehen vor dem Konkurs. Es ist kalt im kargen Büro im alten Wankdorf, Bickel strahlt Wärme, Optimismus und Selbstvertrauen aus. Er sagt: «YB ist ein schlafender Riese. Wir werden ihn wecken.»
Bickel weckt und bewegt viel, viele und vieles in Bern. Bis heute.
Bei YB teilt sich Bickel eine WG mit dem Trainer und dessen Assistenten
Damals lebt Bickel mit dem Trainer Marco Schällibaum und dessen Assistenten Harald Gämperle in einer WG, er ist bei den Anhängern populär, entfacht eine Euphorie, überschätzt sich und legt sich nach dem Aufstieg 2001 in die Nationalliga A im komplizierten Konstrukt mit Peter Jauch an, dem Geschäftsführer der Stadion-AG. Es heisst, der Jungmanager gebe viel Geld aus, locke Spieler mit «Rentenverträgen», installiere Vertrauensleute, sei ein Mischler.
Anzeige bei der Polizei, Hausdurchsuchungen, versiegelte Büros, Vorwürfe, er habe die Young Boys betrogen, ein Rausschmiss, Fans, die für ihn protestieren: Bickel spaltet die Gemüter. Die Strafuntersuchungen gegen ihn werden später aufgehoben.
Das ist alles bald ein Vierteljahrhundert her. Und doch hat sich wenig geändert. Bickel ist eine der schillerndsten Figuren im Schweizer Fussball. Er polarisiert. Er hat leidenschaftliche Unterstützer und einflussreiche Gegner. Die einen schwärmen, die anderen warnen. Menschenfreund oder Menschenfänger?
Bickel sagt: «Ich bin selber schuld an meinem Ruf und an meiner beruflichen Situation.» Er habe oft schwere Fehlentscheidungen getroffen, sei zu ungeduldig, reagiere zu emotional, ohne Rücksicht auf persönliche Verluste. «Und ein Problem für viele in der Fussballwelt ist, dass ich mich nie habe biegen oder kaufen lassen. Nicht von Journalisten, nicht von Spieleragenten, nicht von Klubverantwortlichen.»
Bickel streitet – und versöhnt sichSeit über drei Jahren ist Bickel ohne Arbeit im Fussball. Im Frühling 2020 wurde er bei GC mit dem Einstieg der chinesischen Investoren nach wenigen Monaten als Geschäftsführer freigestellt. Das traf ihn hart, weil sein Herz an den Grasshoppers hängt. So wie es auch an YB hängt. Und am FC Zürich.
Fredy Bickel nach seiner Rückkehr zu GC
Bei Bickel geht es selten ohne die ganz grossen Gefühle. Seine Abschiedsworte an die GC-Spieler hiessen «Je ne regrette rien!» («Ich bereue nichts») – und waren eine Anspielung auf Bickels Vorbild Edith Piaf und ihren grössten Hit. Bickel ist Mitglied der «Association des amis d’Edith Piaf» und besucht mindestens einmal jährlich den Friedhof Père Lachaise in Paris, wo die Sängerin seit 1963 begraben liegt.
https://img.nzz.ch/2023/07/10/7ab8025b- ... 3056,x0,y0Als die Chinesen bei GC Einzug halten, muss Fredy Bickel seinen Platz räumen.
Fredy Bickel ist eine treue Seele. Er lässt Nähe zu, ist streitbar, versöhnt sich. Zum Beispiel mit Erich Vogel. Die Sportchef-Legende holte ihn Ende 1991 als 26-Jährigen zu den Grasshoppers, zuvor hatte Bickel in einem Zuger Modehaus in der Abteilung für Herrenunterwäsche und später als Radiomoderator sowie als freier Journalist gearbeitet.
Bei Vogel lernte er im Fussball-Business fliegen, Firstclass und all inclusive, mit Tricks, Charme und doppelten Böden. Bickel war acht Jahre bei GC, unter anderem als Pressechef. Mit Vogel verband ihn immer eine Hassliebe, beide mussten 1999 gehen, als neue Investoren den Verein übernahmen.
Später treffen sich die beiden auch einmal vor Gericht, weil Vogel zusammen mit dem Spielerberater Peter Bozzetti in eine Erpressung Bickels verwickelt ist, 20 Tage in U-Haft sitzt, verurteilt wird. Längst kommunizieren Bickel und Vogel wieder vertraut und oft miteinander, vor kurzem waren sie zusammen im Theater und schauten sich eine Hommage an Bob Dylan an. Bickel bezeichnet Vogel als Mentor.
Auch der Autor dieser Zeilen weiss als langjähriger Journalist, wie ambivalent das Verhältnis zu Bickel sein kann. Nach dessen erster, turbulenter Zeit bei YB herrscht Funkstille, und als der Sportchef über zehn Jahre später, Anfang 2013, wieder bei den Young Boys anheuert, benötigt es ein längeres Versöhnungsgespräch. Vorbehalte bleiben, der Menschenfänger irritiert. Die Zusammenarbeit verläuft erneut holprig, dennoch entwickelt sich eine wechselhafte Beziehung. Der Kontakt bleibt bestehen, der Menschenfreund fasziniert, es gibt Treffen in Zürich und Mettmenstetten, stundenlange Gespräche.
Die lange Arbeitslosigkeit als Sportchef nagt an BickelZu Hause ist der Zürcher seit seiner Geburt in Mettmenstetten, wo er neben den Eltern wohnt und zusammen mit seiner Schwester ein Zweifamilienhaus gebaut hat. Hier leben Menschen, die er seit über einem halben Jahrhundert kennt, denen er vertraut. Hier gehöre er hin, er sei ein Säuliämtler, sagt er, trotz seiner Liebe zu Bern, Paris, Wien.
Bickel hinterlässt einen gefestigten, aber nachdenklichen Eindruck. Traurig sei er oft, niedergeschlagen auch, die lange Arbeitslosigkeit als Sportchef nagt an ihm. «Es ist mental schwierig, es gibt dunkle Löcher», sagt er, «aber ich habe mich nie gehen lassen.» Sogar das Rauchen habe er sich abgewöhnt, dafür einige Kilos zugenommen.
Bickel erstellt seit dem Ende bei GC fixe Wochenpläne. Das Schlafzimmer mit Bad verlässt er nie, ohne geduscht und sich angezogen zu haben. Den Wecker stellt er früh, egal, wie spät es geworden ist. Der Alkoholkonsum ist moderat. «Es gibt fiese Unterstellungen», sagt Bickel. «Ich kann mich nicht gegen alles wehren.»
Fredy Bickel vor zwei Jahren zu Gast bei Sykora Gisler.
Er hat einen grossen Wunsch, doch die Uhr tickt. «Ich möchte noch einmal als Sportchef beweisen, dass ich es kann.» An Angeboten hatte es vorerst nicht gemangelt, aber Bickel war damals nicht bereit, nach Zypern, Griechenland oder wieder nach Österreich zu gehen. «Ich dachte, ich würde bald einen Verein finden, der besser zu mir passt.» Er habe die Umstände unterschätzt.
Die Arbeitslosigkeit begann fast zur gleichen Zeit wie die Pandemie. Wegen der unsicheren Lage während Corona bewegten sich viele Klubs nicht. «Und als es wieder richtig losging, hiess es oft, ich sei lange nicht mehr aktiv gewesen», sagt Bickel.
Mit weit über einem Dutzend Vereinen verhandelte er, derzeit sind drei Klubs «offen», wie Bickel sagt. Mit Nürnberg, Hannover, 1860 München waren oder sind die Kontakte eng, zuletzt sagten ihm Karlsruhe und Klagenfurt ab, die Klubs setzen auf einheimische Kräfte. In der Schweiz ist sein Netzwerk als Sportchef hervorragend, sein Image aber kontrovers. Aarau, Servette, Lausanne und weitere Klubs waren interessiert, Luzerns Besitzer Bernhard Alpstaeg wollte ihn verpflichten. Zu einem Engagement kam es nie.
GC, YB, FCZ, Rapid Wien: In 30 Jahren arbeitet Bickel für nur vier KlubsBei GC würde der Vizepräsident András Gurovits gerne wieder mit Bickel arbeiten, beim FC Zürich ist das Faible des Besitzers Ancillo Canepa für seinen früheren, damals sehr erfolgreichen Sportchef bekannt. Beide schwärmen in den höchsten Tönen vom Funktionär und vom Menschen Fredy Bickel. Aber es gibt interne Widerstände, teilweise sogar in der Familie.
https://img.nzz.ch/2023/07/10/73e1db43- ... 4,x169,y19Die beiden verbinden grosse Momente: Fredy Bickel (links) zusammen mit Ancillo Canepa im Bernabeu-Stadion vor dem Champions-League-Spiel des FC Zürich gegen Real Madrid.
Freundschaften halten bei Bickel seit Jahrzehnten, mit Trainern und Funktionären, Beratern und Journalisten. Aber auch die Liste seiner Feinde ist lang. Es sind Trainer und Funktionäre, Berater und Journalisten. Als Bickel 2019 beim Schweizerischen Fussballverband einer der Topkandidaten für die neugeschaffene Rolle des Direktors der Nationalmannschaften war, votierte ein führender YB-Funktionär vehement gegen dessen Engagement.
Bickel ritzte Grauzonen. Bei den Young Boys etwa, weil er sich zu viel erlaubte, zu stark provozierte, gegen Peter Jauch und später gegen Urs Siegenthaler und andere seiner Meinung nach unehrliche Verwaltungsräte. «So bin ich, ohne darauf stolz zu sein, im Gegenteil», sagt er, «ich kann beratungsresistent sein, wenn es um Gerechtigkeit geht. Und ziehe in Machtkämpfe, die ich nicht gewinnen kann.»
Gleichzeitig steht Bickel für Beständigkeit. Nur vier Klubs in 30 Jahren, bei allen blieb er lange und länger: GC, YB, der FCZ, wieder YB, Rapid Wien, wieder GC. Bei den Grasshoppers musste er zweimal wegen Führungswechseln gehen, bei den Young Boys zweimal nach Unstimmigkeiten mit dem Verwaltungsrat, den FCZ und Rapid Wien verliess er freiwillig. Er sagt: «Es ging nie um meine Leistungen, wenn es zum Abgang kam.»
Das sehen womöglich nicht alle so. Sehen lassen können sich zweifellos Bickels Erfolge. Bei YB Aufstieg und Euphorie, später das Fundament gelegt für die Meisterjahre (dafür fühlt er sich von der Klubführung zu wenig gewürdigt). Mehrere Meistertitel und Cup-Siege mit dem FCZ und GC. Mit Rapid Wien zweimal im Cup-Final (gegen das übermächtige Red Bull Salzburg), Qualifikation für die Europa-League-Zwischenrunde, dazu einen Spieler für eine Rekordsumme verkauft, auch das ist ihm wichtig.
Fredy Bickel singt, aber nicht etwa ein Lied von Edith Piaf.
Das liebe Geld. Bei YB wunderten sich einige sehr, als sie Verträge sahen, die der Sportchef unterzeichnet hatte. Bickel sagt, er habe nie Schriftstücke einzeln unterschrieben oder Entscheidungen alleine gefällt. Und sowieso: An seinem 50. Geburtstag gab es im Mai 2015 ein grosses Fest im Rössli in Mettmenstetten, der YB-Besitzer Andy Rihs hielt eine flammende Rede und versprach Bickel vor 150 Gästen zusätzlich sechs Millionen Franken für neue Spieler. Projektname: «Avanti YB» – Sparkurs war gestern. Die Young Boys verpflichteten Miralem Sulejmani, Loris Benito und Denis Zakaria – gut investiertes Geld, wie Bickel findet, Zakaria etwa zog zwei Jahre später für über 12 Millionen Franken zu Borussia Mönchengladbach weiter.
Zur Tragik dieser Geschichte gehört, dass der 2018 verstorbene Andy Rihs als Fürsprecher Bickels ein paar Monate nach der Avanti-Rede eine Krebsdiagnose erhielt, sich bei YB zurückzog, bald darauf der irrlichternde Urs Siegenthaler mit seltsamen Ideen bei den Young Boys einzog und erklärte, der FC Basel sei ohnehin niemals einzuholen.
Wo Bickel ist, herrscht oft DramaSeit über 20 Jahren verbindet Bickel eine tiefe gegenseitige Abneigung mit dem «Blick», seit Ewigkeiten spricht er nicht mehr mit dessen Journalisten. Sein erster persönlicher Gegner bei der Boulevardzeitung ist heute Präsident der Schweizer Spielerberater. Später und bis zuletzt wurde Bickel immer wieder vom Fussballchef kritisiert. Zum Beispiel so: «Neuer Nati-Manager – bloss nicht Fredy Bickel!»
Bei Bickel ist oft Drama, mit starken Worten, intensiven Emotionen. Als er 2013 zu YB zurückkehrte, sagte er sinngemäss und nicht ganz ernsthaft, es sei seit seinem Abgang über zehn Jahre zuvor kein Tag vergangen, an dem er nicht an die Young Boys gedacht habe. Damals warb ihn Andy Rihs vom FCZ ab, was Ancillo Canepa immer noch ärgert.
In Teilen der YB-Anhängerschaft wird Bickel bis heute verehrt. Vor ein paar Wochen war er sogar zum offiziellen Fan-Festakt «125 Jahre YB» in den Kornhauskeller eingeladen. Vom Klub selber sei er nie verabschiedet oder an ein Spiel eingeladen worden, sagt er.
https://img.nzz.ch/2023/07/10/7e0b6554- ... 1947,x2,y0Fredy Bickel sieht seine Aufbauarbeit bei YB zu wenig gewürdigt. Die Fans aber haben ihn nicht vergessen.
Untätig ist Bickel nicht, seit längerer Zeit arbeitet er für den TV-Sender Blue als Experte, mittlerweile im 60-Prozent-Pensum. Er unterstützt seine Partnerin Regula Esposito, bekannt als Komikerin Helga Schneider, hinter und neben der Bühne. Und er verfolgt ein Buchprojekt zusammen mit seinem langjährigen Freund, dem Kabarettisten Beat Schlatter.
Letzte Woche schrieb Bickel auf Whatsapp vieles aus seinen über 30 Jahren im Fussballgeschäft nieder. Es sind lange, intime Nachrichten geworden. Eine Kernbotschaft: «Ich gebe nicht auf!» Jeden Tag kann der erlösende Anruf kommen.
58 ist Bickel im Mai geworden. Er ist als Sportchef wie ein schlafender Riese. Und er will noch einmal einen Klub wecken – wie vor über 23 Jahren die Young Boys. «Ich bin dankbar für das, was ich in meiner langen Karriere alles erlebt habe», sagt er. «Aber die Vorurteile treffen mich sehr, einiges lief unglücklich. Das verfolgt mich bis heute.»
Vom 1. September an hat der TV-Sender Blue einen neuen Chefredaktor. Es ist der langjährige «Blick»-Fussballchef.
https://www.nzz.ch/sport/fredy-bickels- ... ld.1746270