Beitragvon sk1896zh » 02.11.08 @ 10:49
Der sensible Riese
FCZ - Hassli nutzte die zweite Chance
Von Thomas Renggli | 01:45 | 02.11.2008
Globetrotter Er galt als ewiges Talent, als Hoffnungsträger, der alle ausdribbelt – auch sich selber. Doch nun scheint Eric Hassli geläutert. Mit sechs Toren und sieben Assists ist er beim FC Zürich zum Schlüsselspieler avanciert. Die Geschichte eines Vielgescholtenen.
Eric Hassli sprengt den beschaulichen Rahmen des Schweizer Fussballs. Mit 193 cm und 97 kg bringt er Gardemasse auf den Rasen, die sogar im Basketball eine solide Karrieregrundlage bilden würden. Doch Hassli, der heute 27-jährige Franzose aus Saargemünd (Sarreguemines) in Lothringen ist Fussballer geworden – weil er dieses Spiel liebt, weil es für ihn schon als Kind die grosse Leidenschaft war. «Mein Prinzip im Fussball ist Spass zu haben; ich möchte immer lächeln können, wenn ich spiele.»
Zu lachen hatte Hassli zuletzt einiges. Mit sechs Toren und sieben Assists ist er der produktivste Spieler der gesamten Liga und trägt entscheidend dazu bei, dass der FC Zürich als einziger ernstzunehmender Herausforderer von Titelhalter Basel übriggeblieben ist.
Hasslis Höhenflug begann ohne Ansage. Nach seiner Ankunft in Zürich vor rund 16 Monaten hatte er vor allem mit sich selber zu kämpfen – und einer falschen Erwartungshaltung. Denn von einem Spieler mit seinen physischen Voraussetzungen werden profane Dinge verlangt: Wasserverdrängung, Brachialgewalt, Killerinstinkt.
Doch diesem Anspruch wurde Hassli nie gerecht. Er konnte es auch gar nicht. Denn der Franzose ist ein Instinktspieler, ein feiner Techniker, der die Gegner lieber austanzt als überrennt. Er begann auf der Strasse Fussball zu spielen und besuchte nie ein «Centre de Formation» eines Grossklubs. Auch deshalb ist er bis heute ein ungeschliffener Diamant geblieben.
Liefert das eine Erklärung, weshalb Hassli nicht mehr Kopftore erzielt? «Das fragen mich alle Leute, aber ich habe keine Antwort. Alphonse misst nur 174 Zentimeter, aber er ist der viel bessere Kopfballspieler.»
Hätte Hassli seine Karriere mit mehr Strategie vorangetrieben und konsequenter an seinen Schwächen gearbeitet, wäre er wohl nie in der Schweiz gelandet. So aber wurde er zum Globetrotter, der überall grosse Begehrlichkeiten weckte, aber letztlich dem Druck nicht gewachsen war: Sarreguemines, Metz, Southampton, Xamax, Servette, St. Gallen, Valenciennes, Zürich. Acht Stationen in acht Jahren.
Auf der Suche nach dem Glück wurde Hassli zum Rast- und Ruhelosen, zu einem vermeintlichen Problemspieler, der erst in der dritten Halbzeit seine Topform erreicht, dem Disziplinlosigkeit, Opportunismus und Egozentrik nachgesagt werden. «Ja, es stimmt, ich war lange zu wenig seriös», sagt er.
Doch im persönlichen Gespräch entsteht ein anderes Bild – dasjenige eines Mannes, der nach Respekt und Geborgenheit sucht, der das Vertrauen und die Rückendeckung der Trainer, Mitspieler und Fans braucht, um sein bestes Niveau zu erreichen.
Q: blick.ch
FCZ susch gar nüt