Beitragvon zZz » 16.12.08 @ 14:43
Hier das ganze Interview:
Ancillo Canepa
«Wir spielen Fussball 'à la Challandes'»
von Sandro Compagno
Der FCZ ist Wintermeister. Präsident Ancillo Canepa spricht gegenüber 20 Minuten über Schnäppchenjagd, Geldsorgen und den Grund, wieso der FCZ unter Challandes intelligenter spielt als unter Favre.
Ancillo Canepa, der ehemalige Hannover-Sportchef Ilja Kaenzig hat sich in seiner Kolumne im «Blick am Abend» gewundert, wie gut der FCZ trotz «einer Serie von Transferflops» dasteht.
Ancillo Canepa: Nennen Sie mir einen Klub auf der Welt, bei dem jeder Transfer zu 100 Prozent einschlägt! Den gibt es nicht. (überlegt) Wissen Sie, ich unterscheide drei Arten von Transfers.
Die wären?
A-Transfers, die sofort einschlagen. B-Transfers, die Zeit brauchen. Und C-Transfers, wo es einfach nicht passt.
Konkret: Chikhaoui war ein A-Transfer...
... auch Djuric und Tico.
Hassli war ein B, Vasquez und Tahirovic sind C.
Vasquez war wirklich sehr enttäuschend. Von ihm hatten wir uns viel versprochen. Tahirovic hingegen zähle ich zur Kategorie B. Er braucht noch etwas Zeit.
Zurzeit sind eher Abgänge ein Thema: Für Alphonse sollen sich französische Klubs interessieren. Auch Abdi wird umworben.
Wir verfolgen die gleiche Strategie wie vor zwei Jahren. Damals hatten wir konkrete Anfragen für Margairaz, Dzemaili und Inler. Wir haben das Team zusammengehalten mit dem Ziel, Meister zu werden, und haben damit auf viel Geld verzichtet. Jetzt sind wir in der gleichen Situation. Wir können wieder Meister werden und werden ohne zwingenden Grund in der Winterpause keine Teamstützen abgeben.
In den letzten Jahren wurde der FCZ oft das Opfer von Schnäppchen-Jägern.
Im internationalen Vergleich werden Schweizer Spieler oft zu günstig verkauft. Dass es auch anders geht, beweist der FCB. Bei aller Konkurrenz zu den Baslern – wenn sie Transfers tätigen, dann zu vernünftigen Konditionen. Das gedenken wir auch zu tun. Die Zeit der Schnäppchenjagd in Zürich ist vorbei.
Könnte die Super League gar von der Finanzkrise profitieren, weil in den grossen Ligen weniger Geld vorhanden ist, um Spieler ins Ausland zu lotsen?
Nein, das glaube ich nicht. Es wird auch in Zukunft finanzkräftige Klubs geben, die in der Lage und bereit sind, einige Millionen in gut ausgebildete Spieler zu investieren.
Sprechen wir über die aktuelle Saison: Der FCZ ist Wintermeister, spielt den attraktivsten und erfolgreichsten Fussball der Liga. Sie müssen ein rundum zufriedener Präsident sein.
Natürlich freue ich mich über die sportliche Entwicklung. Ich spüre eine grosse Genugtuung, dass sich Team und Trainer derart gefunden haben. Wir spielen jetzt sogar den besseren und intelligenteren Fussball als 2006 und 2007, als wir Meister wurden.
Was heisst das konkret?
Wir spielen einen Fussball «à la Challandes»: spektakulär und trotzdem effizient und zielorientiert. Ich bin stolz, mit welch tadelloser Einstellung die Mannschaft ihrer Arbeit nachgeht.
Gibt es auch Sorgen?
Natürlich. Unser grösstes Problem bleibt die Sicherstellung der wirtschaftlichen Stabilität. Wir haben nach wie vor ein strukturelles Defizit von rund einem Viertel unseres Budgets.
Das wären rund 4 bis 5 Mio. Franken.
Wieviel auch immer. Dieses Defizit können wir nur verkleinern, indem wir ausserordentliche Einnahmen generieren: mit Europacup-Spielen gegen attraktive Gegner, mit lukrativen ausländischen TV-Verträgen und mit Transfererlösen. Ausserdem werden wir unsere Marketing-Aktivitäten intensivieren.
Nach einem Gewinn von 750000 Franken im letzten Geschäftsjahr belasten zwei Geisterspiele und eine kurze europäische Saison die aktuelle Rechnung. Sieht der FCZ einem Millionen-Defizit entgegen?
Wir haben verschiedene Massnahmen in Vorbereitung. Vieles wird auch von unserer Transfertätigkeit nächstes Jahr abhängen. Wir haben Spieler mit sehr hohem Marktwert.
Womit wir beim Stichwort Yassine Chikhaoui wären. Wann wir Ihr tunesisches Juwel wieder spielen?
Yassine trainiert bereits seit einigen Wochen wieder voll mit der ersten Mannschaft. Aber wir haben mit dem Physiotherapeuten beschlossen, ihn nicht zu forcieren für einen Einsatz in diesem Jahr. Ich gehe davon aus, dass er zu Beginn der Rückrunde wieder vollumfänglich zur Verfügung steht.
Für wen?
(lacht) Das ist eine gute Frage. Er muss sich in die Mannschaft zurückkämpfen wie jeder andere auch.
Als ich klein war, glaubte ich, Geld sei das wichtigste im Leben. Heute, da ich alt bin, weiß ich: Es stimmt.