Vogel spielte nur Alibi-Fussball»
VON THOMAS NIGGL, MAX KERN UND UELI ZOSS
29.06.2006 | 01:24:11
BASEL – Um Nati-Captain Johann Vogel ist ein Experten-Streit entbrannt. Die heisse Frage: Hat der Milan-Star an der WM als Leader versagt? In seiner bissigen Kolumne in der neuen Abendzeitung «heute» rechnet Ex-Natistar Murat Yakin mit Vogel ab.
Yakins happigste Vorwürfe:
«Nicht Naticoach Köbi Kuhn ist der Chefideologe, sondern Querdenker Vogel. Vogel spielt nur quer und ohne Risiko. Auch beim Penalty-Schiessen hat sich Vogel versteckt und sich der Verantwortung eines Captains entzogen.»
Päng! Wie reagieren andere prominente Experten?
Ciri Sforza, Luzerns neuer Trainer, nimmt den Namen Vogel zwar nicht in den Mund. Seine pointierte Aussage ist dennoch vielsagend. Sforza: «Nur so viel. Zum ersten Mal traf die Schweiz mit der Ukraine auf einen athletisch besseren Gegner. Ein Gegner, der auch spielerisch mindestens ebenbürtig war. Und schon hat man die Schweizer mit Ausnahme von Barnetta nicht mehr gesehen.»
Aarau-Trainer Urs Schönenberger nimmt Vogel in Schutz und zieht über Streller her: «Ich glaube nicht, dass sich Vogel beim Penaltyschiessen der Verantwortung entzog. Ich bin sicher, dass sich Streller geradezu darum gerissen hat, den ersten Penalty zu schiessen. Streller hat sich schon immer in den Vordergrund gedrängt. Er ist der Erste bei den Interviews, er erscheint in der Schweizer Illustrierten. Und er ist der Erste, der aus dem Teambus steigt, um das Blitzlicht-Gewitter der Fotografen zu geniessen. Ich habe Streller vor seinem Fehlschuss genau beobachtet. Er hat schon mit der Zunge geschnalzt, ins Publikum geschaut und sich ausgeguckt, wo er hinrennen will, um zu jubeln.»
Für die Basler Fussball-Legende Karl Odermatt ist die Sache klar: «Vogel ist unser Bremsklotz. Er spielte an dieser WM von A bis Z nur Alibifussball. Er spielte jeden zweiten Ball nur rückwärts. Köbi Kuhn war als Spieler ein kreativer Denker. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Köbi Vogel die Vollmacht gegeben hat, nur auf Sicherheit zu spielen. Mit diesem Vogel muss Köbi ernsthaft reden.»
Unser Rekord-Internationale Heinz Hermann (117 Länderspiele) trug über Jahre die Captain-Binde. Der Zürcher sagt: «Man hat Vogel angemerkt, dass er bei Milan nicht viel Spielpraxis hatte. Er war ungewohnt ballunsicher, spielte nicht auf seinem Niveau. Deshalb kann ich es schon nachvollziehen, dass er sich beim Penaltyschiessen nicht vorgedrängt hat.»
YB-Trainer Gernot Rohr: «Wenn Köbi Kuhn gewusst hätte, dass drei Penalty nicht reingehen, hätte er andere Schützen bestimmt. Das war bei mir im Cupfinal gegen Sion auch nicht anders. Ich war sicher, dass João Paulo treffen würde. Der Ball ging an die Latte.»
Ex-St.Gallen, Bielefeld- und Köln-Coach Uwe Rapolder ist ein Vogel-Fan: «Johann hat einen Super-Job gemacht. Der zentrale defensive Mann muss für Ordnung und Stabilität sorgen. Die Schweiz hat in vier Spielen kein Gegentor erhalten. Das war auch das Verdienst von Vogel.»
ARD-Chef-Analytiker Günter Netzer: «Vogel ist ein introvertierter Mensch, der die Öffentlichkeit nicht sucht und mehr in Ruhe arbeiten will. Er fühlte sich beim Elfmeterschiessen offenbar nicht sicher. Dass er Trainer Köbi Kuhn seine Bedenken signalisiert hat, finde ich absolut in Ordnung. Franz Beckenbauer hat als Captain übrigens auch nie Elfmeter geschossen.»
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Ich finde das der Kommentar zu Streller durchaus was hat. Für mich unbegreiflich wie dieser Depp so viel Geld mit Fussball verdienen kann.
Zum Artikel über Vogel: Sehe ich zum Teil au so. Von einem Captain erwarte ich einfach mehr.