Grüne gegen Hooligangesetz
Hooligangesetz: Notorische Randalierer sollen in einer zentralen Datenbank erfasst werden.
Die Grünen stellen sich hinter das von Fangruppen lancierte Referendum gegen das Hooligangesetz. Auf Sammeltage und eigene Unterschriftsaktionen verzichtet die Partei aber. Die SP Schweiz erteilt den Initianten eine Absage.
Die Grünen erachten das Gesetz als rechtsstaatlich inakzeptabel und verfassungswidrig. Sie kritisieren, dass damit alle Sportfans unter Generalverdacht gestellt werden und die Unschuldsvermutung nicht mehr gilt. Um gegen Fans vorzugehen, die Straftaten begingen, genüge das bestehende Strafrecht.
Die Grünen werden deshalb ihre Mitglieder und Sympathisanten aufrufen, das Referendum zu unterzeichnen und sich nach Möglichkeit an der Unterschriftensammlung zu beteiligen. Dies beschloss der Vorstand heute mit deutlicher Mehrheit. Die Partei wird Unterschriftenbögen auf ihre Homepage stellen und eventuell der Mitgliederzeitschrift beilegen.
Auf eigene Sammelaktionen will die Partei aber verzichten, auch weil sie erst gerade Unterschriften gegen das Ausländer- und das Asylgesetz gesammelt hat.
SP setzt andere Prioritäten
Die SP-Geschäftsleitung habe vor ein paar Tagen beschlossen, das Referendum gegen das Hooligangesetz nicht aktiv zu unterstützen, bestätigte Generalsekretär Thomas Christen heute einen Bericht des «Tages-Anzeigers». Der Grund dafür sei, dass der Kampf gegen das Gesetz für die Partei weniger wichtig sei als andere aktuelle Geschäfte.
Die SP stehe nämlich in einem reich befrachteten Jahr. Sie kämpfe gegen Asyl- und Ausländergesetz, für die Kosa-Initiative über die Verwendung des Nationalbankgoldes, für Kinderzulagen und für die Einheitskrankenkasse.
Trotz dem Verzicht stehe die SP aber dem Hooligangesetz sehr kritisch gegenüber, sagte Christen. Es gehe in die falsche Richtung. So seien keine Prävention und Fanarbeit vorgesehen. Zudem habe die Partei wie das Referendumskomitee Bedenken bezüglich Datenschutz bei der vorgesehenen Hooligandatenbank.
Fans bleiben zuversichtlich
Die Fussball- und Eishockey-Fangruppen, die das Referendum lanciert haben, bleiben trotz des fehlenden finanziellen Zustupfs optimistisch. «Wir sollten die Unterschriften auch so zusammenbekommen», sagte Komiteesprecher Ruben Schönenberger auf Anfrage. Man sei schon froh, dass sich die Grünen klar für das Referendum ausgesprochen hätten.
Gesammelt wird laut Schönenberger momentan vor allem an Fussballspielen und anderen Sportveranstaltungen. Wenn die Saison vorbei sei, seien zudem Sammelaktionen in Städten geplant.
Frist läuft bis 13. Juli
Die Fangruppen haben noch bis zum kommenden 13. Juli Zeit, um die benötigten 50'000 Unterschriften zu sammeln.
Das umstrittene Gesetz schafft unter anderem eine Datenbank für notorische Randalierer und sieht Rayonverbote, Ausreisesperren oder Polizeigewahrsam vor, um gewalttätige Fans von den Stadien fernzuhalten. (ret/ap/sda)