Beitragvon Machete » 16.09.13 @ 13:06
Hotz: "Sie verdienen ein echtes Fussballstadion"
16.9.2013 Über 20 Jahre lang war Sven Hotz der starke Mann beim FC Zürich. Die Abstimmung vom 22. September 2013 wird auch darüber entscheiden, ob der FCZ seine Heimat verlässt. Sven Hotz nimmt für 4-4-2 Stellung zur Stadionfrage.
Herr Hotz, Sie waren 20 Jahre lang Präsident des FCZ und gelten auch heute noch als Identifikationsfigur. Bisher haben Sie sich von der Diskussion rund um die Abstimmung zum neuen Stadion Zürich rausgehalten.
Sven Hotz: Richtig. Wie Sie wissen, bin ich seit 2006 Ehrenpräsident. Mein Freund Ancillo Canepa vertritt die Interessen des FCZ nach aussen.
Wie verfolgen Sie die Stadiondiskussion?
Ich sehe zwei Traditionsvereine, den Grasshopper Club Zürich und den FC Zürich. Ich sehe eine Stadt, welche mit einem Einzugsgebiet von über 1 Million Menschen alle Voraussetzungen für Spitzenfussball mitbringt. Aber ich sehe kein Fussballstadion. Das ist für mich unbegreiflich.
Die Gegner des neuen Fussballstadions sind der Meinung, dass man mit dem Letzigrund bereits über ein fussballtaugliches Stadion verfüge.
Wenn ich auf die Planung des neuen Letzigrundstadions zurückblicke, enttäuscht es mich heute noch, wie wenig Einflussnahme den Vertretern des Zürcher Fussballs gewährt wurde. Ich selber war damals als Präsident des FCZ nicht einmal im Komitee vertreten. Auch die Interessen der Fans, die Woche für Woche ins Stadion gehen, wurden in keiner Weise berücksichtigt. Der heutige Letzigrund ist das Produkt dieser Politik, dem Fussball ein Fremdkörper.
Welche Bedeutung kommt einem Stadion aus wirtschaftlicher Sicht zu?
Jeder Verein braucht feste Einnahmen. Es reicht nicht, dass einzelne Personen Geld für einen Spieler bereitmachen, wenn keine finanzielle Basis gegeben ist. Frau Oeri, welche ich sehr schätze, hat in Basel mit dem Stadion im Rücken viel bewirken können. Mit dem St. Jakob-Park wird allein durch die Vermietung von Ladenflächen, Logen und dem Cateringbetrieb in einer Form Geld erwirtschaftet, wie man es sich in Zürich unter den heutigen Bedingungen nur erträumen kann.
Wie sieht es mit Gönnern und Sponsoren aus?
Die Sponsoren verlangen nach Perspektiven in Form von Renditen und Vermarktungsmöglichkeiten. Erkennen sie das Potential, dann machen sie mit. In Zürich ist dies unter den aktuellen Verhältnissen nicht möglich. Es kann nicht sein, dass einem potentiellen Sponsor beim Besuch des Spiels während 90 Minuten ein kalter Wind in den Nacken bläst oder dass die Hälfte der Fussballinteressierten aufgrund der gegebenen Verhältnisse lieber zu Hause bleibt als ins Stadion zu kommen. Man muss den Zürcherinnen und Zürchern etwas bieten. In Basel heisst es: «Komm mit ans Spiel, da läuft was, die Atmosphäre ist toll». Im Ausland essen die Leute im Stadion zu Mittag. Das muss in unserer Stadt auch möglich sein. Das Stadion soll ein Treffpunkt für alle werden. Die Schweizer Nationalmannschaft, welche uns in diesen Tagen so viel Freude bereitet, lebt es vor: Fussball heisst Begeisterung. Seine Faszination reist die Jugend mit und fördert die Gesundheit von uns allen. Und ein Fussballstadion ist ein Ort, wo diese Werte zusammentreffen.
Wie stehen Sie zur Kapazität des neuen Stadions?
Die Grösse ist an die Verhältnisse angepasst. Die Stadt hat zwei Vereine. Die Arena bietet jedem Club 19‘000 Zuschauern Platz. Zählt man diese zusammen, kommt man auf die Grösse des St. Jakob-Parks in Basel. Auch internationale Spiele würden den Weg nach Zürich finden. Viel entscheidender als die Kapazität ist für mich die Voraussetzung, dass sich die Fussballfans im neuen Stadion wohl und sicher fühlen.
Was meinen Sie damit?
Wir haben unglaublich tolle Fans in Zürich. Es gibt es ein paar tausend Supporter, die jedes Spiel besuchen und den letzten Franken ausgeben, nur um den Verein zu unterstützen. Vor diesen Leuten ziehe ich den Hut. Leider sind es oft diejenigen, auf welche zu wenig Rücksicht genommen wird, obwohl sie den Fussball massgeblich mitprägen. Diese Menschen verdienen ein richtiges Stadion mit allem was dazugehört.
Der FC Zürich und seine Geschichte sind eng mit dem Letzigrund verbunden. Wie sehr schmerzt es, dass der FCZ die Heimat Letzigrund im Falle einer Annahme verlassen muss?
Der Letzigrund wird immer die Heimat des FCZ sein und diese Heimat muss man auch nicht aufgeben. Man bedenke: auch den Hardturm wird es in der alten Form nicht mehr geben. GC und der FCZ müssen zusammen und ohne zu fusionieren einen Weg finden, damit beide Vereine ihre unterschiedlichen Traditionen an der neuen Wirkungsstätte weiterleben können. Am besten würde die Stadt je die Hälfte der Eigentumsrechte am Stadion an die beiden Vereine abtreten. Aber das ist eine andere Frage für die Politik.
Interview: Remo Kunz
Quöll: 4-4-2.ch
Figged eu chrützwiis!