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30. Juli 2005, Neue Zürcher Zeitung
Die Suche Legia Warschaus nach den ruhmreichen Zeiten
Uefa-Cup-Gegner des FCZ nicht krisenfest
tro. Warschau, 29. Juli
Wenigstens das überlebensgrosse Portrait des legendären polnischen Spielmachers Kazimierz Deyna erinnert in der Geschäftsstelle des baufälligen Stadions von Legia Warschau noch an die ruhmreichen Zeiten des einstigen Armeeklubs. Die 1916 von österreichischen Soldaten gegründete Legia zählt nach wie vor zur Spitze im heimischen Fussball, internationale Erfolge des Europacup-Finalisten von 1970 sind aber rar geworden. Seit dem Vorstoss in die Viertelfinals der Champions League 1996 waren die europäischen Gastspiele des siebenfachen Meisters meist vor der Winterpause beendet; die Legia lieferte nur durch die wüsten Auftritte der berüchtigten Hooligans jenseits der Landesgrenzen Schlagzeilen.
Mit 25 Millionen Zloty (knapp 10 Millionen Franken) verfügt die vom Medienkonzern ITI gesponserte Legia in dieser Saison über das zweitgrösste Budget der finanzschwachen «Ekstraklasa». Finanziell befindet sich der in den neunziger Jahren von heftigen Turbulenzen geschüttelte Klub wieder in ruhigerem Fahrwasser; dank dem Sponsor ist er wieder schuldenfrei. Sportlich läuft es im populärsten Verein des Landes seit dem letzten Titel 2002 weniger rund. Coach Jacek Zielinski setzte sich im vergangenen Herbst auf die Trainerbank. Doch wie sein Vorgänger Dariusz Kubicki, dem vor Jahresfrist das Uefa-Cup-Ausscheiden gegen Austria Wien seinen Posten kostete, steht auch Zielinski im Europacup unter enormen Druck: Sollte Warschau gegen den FC Zürich scheitern, dürften seine Tage bei Legia gezählt sein.
Mit einem matten 0:0-Unentschieden im Stadion des Aufsteigers Arkia Gdynia ist der Titelkandidat eher enttäuschend in die neue Saison gestartet. Vor allem in der Offensive liess er Kreativität und Zielsicherheit vermissen. Doch das spielerische Potenzial der in der Sommerpause stark verjüngten Equipe ist unbestritten. Den im Sommer zu Celtic Glasgow abgewanderten Nationalgoalie Artur Boruc hat der 20-jährige Fabianski ersetzt, eines der hoffnungsvollsten Torhütertalente des Landes. Für den zu Victoria Guimarães gewechselten Saganowski stürmt nun der 20-jährige Marcin Klatt. Ungewohnt schwach präsentierte sich zum Saisonstart sein Sturmpartner Piotr Wlodarczyk. Im Mittelfeld zieht der Nationalspieler Bartosz Karwan die Fäden, der bei Hertha Berlin nicht glücklich geworden war. Die in der Liga kaum geforderte Verteidigung wird von Routinier Wojciech Szala organisiert.
http://www.nzz.ch/2005/07/30/sp/articleD0Q55.html