Beitragvon C.D.M. » 14.02.05 @ 8:56
Der FC Zürich im Handgalopp zum 2:0
Die AC Bellinzona nicht mehr als ein Sparringpartner
Die Spieler der AC Bellinzona und deren getreue Anhänger hatten in den letzten Monaten am Kaminfeuer in den Grotti genügend Gelegenheit gehabt, sich phantasievoll auszumalen, wie sie das Unterhaltungsprogramm nach dem Carnevale mit einem weiteren Fussball-Coup verlängern könnten. Voraussetzung dazu wäre gewesen, so wie Ende Oktober des vergangenen Jahres den Grasshoppers nun auch deren Stadtrivalen FC Zürich ein Bein zu stellen - besser gleich beide. Doch diesmal blieb alles Wunschdenken. Ohne den Hauch einer Erfolgschance schied der krasse Aussenseiter in den Cup-Viertelfinals aus - mit dem 0:2 war er noch gut bedient. Die Tessiner, immerhin seit einem Jahr im Stadio Comunale ungeschlagen, enttäuschten das erwartungsvolle Publikum mit einer spielerisch eher desolaten Darbietung ohne Linie, die den Favoriten - nach dem Zweitorevorsprung schon zur Pause - gesamthaft höchstens den Kraftaufwand einer Trainingspartie kostete. Nein, die Zürcher befanden sich in den 94 Minuten kaum einmal in Bedrängnis, abgesehen vielleicht von einem Lattenschuss kurz vor Matchschluss.
Der FCZ abgeklärt, nicht berauschend
So blieb es familiär in dem mit 4000 Tifosi gut besuchten Stadion, fast still. Das schwache Spiel plätscherte dahin, zumal auch der Gastklub kaum einmal bereit schien, zusätzliche Initiative zu zeigen oder mehr als nötig zu leisten. Zwei Treffer in der ersten Hälfte, beide wenig zwingend, sondern primär auf krasse Abwehrfehler der Tessiner zurückzuführen, dazu einige kläglich vergebene Torchancen (Keita, Illie), ein starkes Début von Margairaz im linken Couloir - was wollte Trainer Lucien Favre schon mehr zum Neuanfang. Dem FCZ ist es einfach gelungen, den Klasseunterschied ohne grossen Aufwand schon frühzeitig in Zahlen auszudrücken und die vorletzte Hürde vor dem Saisonziel, Cup-Endspiel, mit Leichtigkeit zu überspringen, während die ACB permanent auf Positionssuche ging und dabei bis zum Schluss kaum einmal fündig wurde. Ausser dem Verteidiger Bell, von Arminia Bielefeld schon unter Vertrag genommen, genügte kein Spieler höheren Anforderungen, auch nicht die 38-jährige Neuerwerbung Melosi, in früheren Jahren Serie-A- Spieler in diversen italienischen Klubs, heute ohne Punch und Schnauf. Erst im Finish, als es zu spät war mit dem Mut zum Risiko, war Bellinzona an diesem herrlichen Vorfrühlingstag bereit, offensiv Akzente zu setzen - bei der zweitstärksten Offensivabteilung der Challenge League (auch ohne Ianu) doch einigermassen erstaunlich.
Fehlende Impulse im Süden
Dennoch: Viel einbilden werden sich die Zürcher auf diesen Sieg hoffentlich nicht. Die Young Boys, der Gegner im Cup-Halbfinal, werden ihnen deutlich mehr abverlangen. Die Moral im Hinblick auf den Rückrundenstart in einer Woche scheint zwar intakt, aber spielerisch zu überzeugen wusste der FCZ nicht - auch wenn dies diesmal nicht erforderlich war. Cesar irrte vor allem vor der Pause auf der linken Verteidigerposition umher, Keita gab trotz seinem Treffer zum 2:0 keinen Anlass, in nächster Zeit nicht auf den Georgier Akhalaia zu setzen, Gygax schien in Gedanken noch nicht im nationalen Geschehen. Kurzum: Konzentration und Stilsicherheit waren im FCZ-Team zum Teil noch ungenügend.
Im Tessin werden in den nächsten Wochen die Magnolien und Mimosen zu spriessen beginnen, aber dem Tessiner Fussball, auch in Bellinzona, fehlen vorläufig die Argumente, von einem herrlichen Frühling zu sprechen. Im Schweizer Cup nicht mehr dabei, in der Challenge League brav placiert, aber mehr (noch) nicht, im kritischen Publikum im Sotto- wie Sopraceneri seit langem schon nicht vollständig unterstützt - mit finanziellen Problemen hüben wie drüben. Die Impulse fehlen im Süden ebenso wie seriöse Geldgeber. Die Fussballpolitik beispielsweise in Bellinzona mit italienischen Investoren, die ihre Schützlinge, heute acht an der Zahl, im Comunale für einige Monate oder unwesentlich länger «parkieren» und letztlich einfach mit Gewinn weiterreichen wollen, hat längerfristig schlicht keinen Sinn. Für lukrative Transfers hat sich am Sonntag ohnehin bei weitem keiner aufgedrängt.
quelle: nzz.ch
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