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schwizermeischterfcz
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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 08.09.22 @ 9:33

«Kein Rasen auf dieser Welt überlebt sieben Konzerte innerhalb von wenigen Wochen»: Der FCZ-Präsident ärgert sich über die Stadt


Der Rasen im Letzigrundstadion ist ramponiert, und der FCZ verliert viel Geld, weil er nach St. Gallen ausweichen muss – auch am Donnerstag gegen Arsenal. Vernachlässigt die Stadt Zürich ihre sportlichen Mieter?

Michael von Ledebur
08.09.2022, 05.00 Uhr

Beim FC Zürich herrscht aus sportlichen Gründen miese Stimmung. Hinzu kommt der Eindruck, es habe sich alles gegen ihn verschworen – sogar der Rasen und die eigene Stadt. Am Samstag, nach einer weiteren Heimniederlage gegen den FC Lugano, sagte Mittelfeldspieler Blerim Dzemaili ins SRF-Mikrofon: «Es ist nicht einfach auf diesem Ackerfeld. Für die Stadt Zürich ist alles andere wichtiger als Fussball, aber es ist okay, wir wissen das.»

Niemand bestreitet, dass sich die Unterlage im Letzigrund in einem miserablen Zustand befindet. Wer ist schuld daran? Die einfache Antwort lautet: Die unzähligen Anlässe, mit denen das Letzigrundstadion belegt ist, fordern ihren Tribut – mit dem trockenen Sommer als erschwerendem Begleitumstand. Neben den Meisterschaftsspielen von GC und dem FCZ war der Rasen unter anderem durch ein Fussballländerspiel des Schweizer Frauen-Nationalteams belegt oder durch die nationalen Leichtathletik-Meisterschaften.


Doch so simpel ist es nicht. Ins Gewicht fallen nämlich in erster Linie die Konzerte. Fünf haben bisher stattgefunden: zweimal Rammstein, zweimal die Büetzer Buebe, einmal die Toten Hosen. Und Mitte September spielt Ed Sheeran zwei Mal auf. Diese lange Liste ist speziell. Denn die Zahl der Konzerte ist eigentlich begrenzt.

So viele Konzerte wie 2022 gab es im Letzigrund noch nie

Gemäss Letzigrund-Gestaltungsplan dürften es vier Open-Air-Konzerte pro Jahr sein und alle drei Jahre maximal ein fünftes Konzert. Diese Beschränkung hat man sich beim Bau des neuen Letzigrund auferlegt. Das Stadion konnte 2007 in kurzer Zeit realisiert werden, weil keine Rekurse von Anwohnerinnen und Anwohnern eingingen. In Zürich ist das keine Selbstverständlichkeit, wie der nicht enden wollende Leidensweg des Stadionprojekts auf dem Hardturm zeigt. Man hat sich die schnelle Realisierung also quasi mit einer Selbstbeschränkung erkauft.

Sieben statt vier Konzerte pro Jahr

Wie kommt es also, dass sich die Stadt über die Vorgabe des Gestaltungsplans hinwegsetzen kann? Die Antwort hat mit der Pandemie zu tun. 2020 und 2021 fielen insgesamt zehn Konzerte aus. Man habe es den Veranstaltern ermöglichen wollen, die vertraglich vereinbarten Konzerte durchzuführen, schreibt das Sportamt. Letzten Sommer sei deshalb eine zeitlich befristete Anpassung des Gestaltungsplans ausgeschrieben worden, damit 2022 ausnahmsweise sieben Konzerte möglich sind. Rechtsmittel seien dagegen nicht ergriffen worden.


Die intensive Belegung hat nicht nur Folgen für die Qualität des Rasens, sondern auch für das Spielprogramm. Davon ist GC nicht betroffen, der FC Zürich aber schon: Er muss mehrere Europacup-Spiele statt im heimischen Letzigrund in St. Gallen austragen.

Auf Anfrage sagt der FCZ-Präsident Canepa, man sei mit der gegenwärtigen Stadion-Situation «gelinde gesagt höchst unzufrieden»: «Dass wir einerseits Europacup-Spiele, die Highlights einer Saison, auswärts austragen müssen, ist schon schwer verdaubar. Dass wir nun andererseits auf einem Rasen spielen müssen, der diese Bezeichnung nicht verdient, ist ein weiterer Tiefpunkt. Kein Rasen auf dieser Welt überlebt sieben Konzerte innerhalb von wenigen Wochen.» Zur Verschiebethematik hat sich Canepa schon früher deutlich geäussert. Als der Auftritt der Toten Hosen dem Klub in die Quere kam, sprach er von «einer Jodler-Gruppe oder so», die den Letzigrund belege.

Dass man sich in Zürich völlig um die Interessen der Fussballklubs foutieren würde, stimmt aber nicht. Im Stadtparlament forderten Luca Maggi (Grüne) und Liv Mahrer (SP) bereits im Mai, sämtliche Fussball-Europacup-Spiele mit Zürcher Beteiligung müssten im Letzigrund stattfinden können. «Weitere Veranstaltungen sollen dabei so geplant werden, dass sie nicht auf einen möglichen Europacup-Termin fallen», so der Wortlaut.

Den Vorstoss mitunterzeichnet haben Politiker von AL, FDP und SVP. Luca Maggi sagt: «Solange die Fussballvereine ihre Heimspiele im Letzigrund austragen, sollten sie bevorzugt behandelt werden, und dies sollte auch vertraglich festgehalten werden.» Klar ist: Der Umstand, dass Zürich noch immer kein reines Fussballstadion hat, ist Teil des Problems.


Kurzfristig ändert sich durch die Anfrage nichts. Der Stadtrat werde sich im Rahmen der Postulatsantwort dazu äussern, heisst es seitens des Sportamts dazu nur. Es bleibt ein Spannungsverhältnis: Die Fussballklubs möchten verlässliche Spieldaten und einen anständigen Rasen, aber aus Sicht der Stadt geht es nicht ohne zusätzliche Anlässe. Selbst mit den Einnahmen muss sie das Stadion mit rund 10 Millionen Franken pro Jahr subventionieren.

«So kann kein Klub überleben»

Klar ist, dass die Europacup-Spiel-Verschiebungen einen finanziellen Schaden hinterlassen – für den FC Zürich. Der Präsident Canepa verortet ihn im siebenstelligen Bereich. Einerseits durch tiefere Matcheinnahmen, weil die Kapazität in St. Gallen um einige tausend Zuschauer tiefer ist als in Zürich. Andererseits durch zusätzliche Miet- und Sicherheitskosten in St. Gallen. Canepa sagt: «Wir investieren viel, damit wir die Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs erreichen, und können dann das vorhandene Einnahmenpotenzial nur beschränkt nutzen. So kann kein Klub überleben.»

Allerdings: Gegen Arsenal hätte der FCZ so oder so ausweichen müssen. In diesem Fall belegt am Donnerstag bekanntlich kein Jodlerchor den Rasen, sondern Weltklasse Zürich. Es ist der einzige Termin im Jahr, an dem der Fussball in jedem Fall zurückstehen muss im Letzigrund, das ja als Leichtathletikstadion konzipiert wurde. Das Datum für das Arsenal-Spiel gesetzt und die Terminkollision provoziert hat der europäische Fussballverband. Dagegen kann selbst die Zürcher Politik nichts ausrichten – und sei sie noch so motiviert.

Ein kleiner Lichtblick gibt es für die beiden Fussballklubs: Nach dem Doppelkonzert von Ed Sheeran sind keine weiteren Auftritte geplant. Und der Rasen wird komplett ersetzt.
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1896
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Re: Medien

Beitragvon 1896 » 08.09.22 @ 10:55

"Allerdings: Gegen Arsenal hätte der FCZ so oder so ausweichen müssen. In diesem Fall belegt am Donnerstag bekanntlich kein Jodlerchor den Rasen, sondern Weltklasse Zürich. Es ist der einzige Termin im Jahr, an dem der Fussball in jedem Fall zurückstehen muss im Letzigrund, das ja als Leichtathletikstadion konzipiert wurde. Das Datum für das Arsenal-Spiel gesetzt und die Terminkollision provoziert hat der europäische Fussballverband. Dagegen kann selbst die Zürcher Politik nichts ausrichten – und sei sie noch so motiviert."

Ja aber es sagt ja niemand, dass das Leichtathletikmeeting immer am Donnerstag angesetzt werden muss. Kann doch auch an einem Montag oder Freitag angesetzt werden. So könnte man doch eine mögliche Terminkollision vermeiden...oder sehe ich das falsch?

likavi
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Re: Medien

Beitragvon likavi » 09.09.22 @ 8:11

1896 hat geschrieben:"Allerdings: Gegen Arsenal hätte der FCZ so oder so ausweichen müssen. In diesem Fall belegt am Donnerstag bekanntlich kein Jodlerchor den Rasen, sondern Weltklasse Zürich. Es ist der einzige Termin im Jahr, an dem der Fussball in jedem Fall zurückstehen muss im Letzigrund, das ja als Leichtathletikstadion konzipiert wurde. Das Datum für das Arsenal-Spiel gesetzt und die Terminkollision provoziert hat der europäische Fussballverband. Dagegen kann selbst die Zürcher Politik nichts ausrichten – und sei sie noch so motiviert."

Ja aber es sagt ja niemand, dass das Leichtathletikmeeting immer am Donnerstag angesetzt werden muss. Kann doch auch an einem Montag oder Freitag angesetzt werden. So könnte man doch eine mögliche Terminkollision vermeiden...oder sehe ich das falsch?


Man muss auch als Fussballfan mal ein bisschen über den Tellerrand blicken. Das ist nicht irgendeine Hundsverlochete. Es ist der "Grand Final" der Diamond League und somit das bedeutendste Leichtathletik-Event der Welt - nach Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Es ist wichtiger als eine EM, weil auch die Besten der Besten aus Nordamerika und Afrika dabei sind. Auch in Jahren, wo der Grand Final anderswo stattfindet, ist es eines der weltweit zwei, drei bedeutendsten Meetings. Dank der jahrzehntelangen Arbeit des LCZ, der aus dem FCZ hervorgegangen ist, also ein Bruderverein. Den ursprünglichen Letzigrund hatten die Mitglieder des FCZ noch eigenhändig gebaut, inklusive Leichtathletikbahn, auf der 1960 mit Armin Hary der erste Mensch die 100 Meter in 10 Sekunden lief. Das Datum des Meetings wird von der IAAF festgelegt und basiert natürlich auch auf den weltweiten TV-Verträgen. Sie müssen es an einem Abend machen, wo es für Leichtathletik noch Platz hat im TV-Kalender und der trotzdem attraktiv genug ist. Auch für die Zuschauer vor Ort.

Und wie häufig spielt ein Zürcher Klub im Europacup? So etwa alle vier Jahre? Und selbst wenn man es mal schafft: wie häufig ist man dann im September noch dabei? Nicht selten scheidet man sogar schon nach einer Runde aus. Und in welcher Woche spielt man auswärts, in welcher zuhause? In welcher Woche steigt man überhaupt in den Europacup ein, wenn man dabei ist? Das hängt von der Schlussrangierung in der Liga und den UEFA-Koeffizienten ab, die ständig wechseln. Auch ist nicht im vornherein klar, an welchem Wochentag man spielen wird. Sollen sich alle Anderen nach Fussballspielen richten, die dann in den meisten Fällen gar nicht stattfinden? Weltklasse Zürich und die Grosskonzerte werden mindestens ein Jahr im voraus fixiert und vorbereitet.

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Dave
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Re: Medien

Beitragvon Dave » 15.09.22 @ 7:58

Nichts neues aus der NZZ.

Auf Wut und Unverständnis folgen Trotz und Fatalismus – wie der FCZ am Trainer Franco Foda festhält
Der FC Zürich steckt in einer tiefen Krise. Und die Frage ist: Was macht das mit der Mannschaft? Der Captain Yanick Brecher überzeugt als eine Art Aussenminister – doch auch aus dem Team werden böse Geschichten über den Trainer gestreut.

Fabian Ruch
15.09.2022, 05.00 Uhr

Yanick Brecher hat sich daran gewöhnen müssen, Rückschläge zu erklären – und wie er das tut, sagt einiges über den Wandel aus, den der FCZ durchlebt hat.
Gian Ehrenzeller / Keystone
Womöglich wird man schon in ein paar Tagen sagen: Der FC Zürich und Franco Foda – das hat einfach nicht gepasst. Es sind jedenfalls alle Begleitumstände vorhanden, die zur Geschichte eines Trainerwechsels passen würden: tiefe Krise, miserable Bilanz, späte Gegentore, dilettantische Abwehrfehler, fehlender Goalgetter, umstrittene Massnahmen des Trainers, offene und versteckte Kritik an ebendiesem, Treueschwüre der Vorgesetzten.


Zwei Punkte aus acht Spielen hat der FCZ in der Super League geholt. Am Donnerstagabend tritt er in der Europa League in Norwegen gegen Bodø/Glimt an, am Sonntag im Cup beim Challenge-League-Spitzenklub Lausanne – zweimal ungeliebter Kunstrasen, zweimal Alarm, weil man stolpern könnte, zweimal die Gefahr, auch in anderen Wettbewerben früh alle Ambitionen zu verlieren.

Der FC Zürich hat sich offenbar dazu entschlossen, einem aus seiner Branche bekannten Reflex zu widerstehen. Der Präsident Ancillo Canepa und der Sportchef Marinko Jurendic haben sich hinter Franco Foda gestellt. Sie loben die Arbeit des deutschen Trainers, nehmen die Spieler in die Pflicht, sprechen von einer unglücklichen Entwicklung.

Captain Brecher erledigt seine undankbare Aufgabe mit Geschick
Zuletzt verlor der FCZ in der Meisterschaft zweimal nach einem Gegentor kurz vor Spielende: 1:2 gegen Lugano, 2:3 bei Servette. Und selbst wenn die Darbietungen ordentlich gerieten, ist der FCZ in einer Abwärtsspirale gefangen. Auch das Servette-Tor in der 95. Minute am Sonntag lieferte symbolhafte Bilder vom FCZ-Trainer: Franco Foda stand gebückt an der Seitenlinie, die Hände auf den Knien, er schüttelte fassungslos den Kopf und hinterliess den Eindruck, traurig und einsam zu sein.


Eine Frage ist, was dieser kaum für möglich gehaltene Niedergang mit der Mannschaft macht? Yanick Brecher ist als Captain der Krisenkommunikator, nach jeder Partie gibt er tapfer Auskunft bei den Medien. Der Goalie erledigt diese undankbare Aufgabe mit Geschick, er findet den Ton, weicht keiner Frage aus, bleibt sachlich, spricht die wunden Punkte an. Brecher hat sich in den letzten Wochen daran gewöhnen müssen, Rückschläge zu erklären – und wie er das tut, sagt einiges über den Wandel aus, den der FCZ durchlebt hat.

Am Anfang waren Wut und Unverständnis zu spüren, zum Beispiel nach dem enttäuschenden 1:1 in Winterthur Mitte August. Brecher sagte damals: «Wir haben komplett alles vermissen lassen. Uns fehlte es an Herz und Leidenschaft. Ein Grossteil der Mannschaft hat nicht verstanden, worum es geht.» Mittlerweile dominieren Trotz und Fatalismus, nach dem 2:3 in Genf vor ein paar Tagen meinte Brecher, man habe stark gekämpft, irgendwann werde das Glück zurückkehren.

Sowohl in Winterthur als auch in Genf sagte der Captain, einige Spieler müssten sich an der eigenen Nase nehmen. Vor einem Monat war das als ausdrückliche Kritik an der Einstellung einiger Teamkollegen zu verstehen. Am Sonntag dagegen war es Brecher ein Anliegen, das als Aufforderung zu betrachten, weniger Fehler zu begehen.

Wie der FC Winterthur – und doch ganz anders
Der FC Zürich hat sich, so seltsam das klingen mag, etwas stabilisiert. Der Trainer Foda rotiert weniger, es ist Leben in der Mannschaft, Zerfallserscheinungen sind nicht zu erkennen. Und doch gibt es Anzeichen für interne Probleme.

So werden Geschichten kolportiert über Franco Foda, einige sind böse, andere absurd, die meisten vielsagend. Der Trainer soll beim Trainingsauftakt schlecht vorbereitet gewesen sein, heisst es, er habe die Spieler nicht gekannt, nicht einmal Brecher und den Teamleader Blerim Dzemaili. Und Foda grüsse seine Mitarbeiter kaum, habe sich noch immer nicht bei allen auf der Geschäftsstelle vorgestellt.

Die Verantwortlichen wehren sich vehement gegen diese Vorwürfe. Auch Yanick Brecher sagt, darüber könne er nur lachen. Er habe mit Foda gleich am ersten Tag ein 20-minütiges Gespräch geführt. «Wir können diese Geschichte einordnen, da bleibt nichts hängen.» Offensichtlich ist jedoch, dass die bösen Gerüchte auch aus der Mannschaft gestreut werden, viele Spieler sind nicht einverstanden mit Fodas Auftreten und seiner Arbeit. Sie trauern dem Vorgänger André Breitenreiter nach.


Franco Foda ist nicht ein Sympathieträger à la Breitenreiter. Und Foda äusserte sich in den ersten Wochen dieser Saison mehrmals bemerkenswert kritisch über sein Team. Das hat Spuren hinterlassen. Der Eindruck ist so: Hier der Trainer, dort die Mannschaft – so direkt sagt das kein Spieler, schon gar nicht öffentlich. Doch die sportliche Bilanz zeugt auch von fehlendem Vertrauen in der Kabine.


Der FC Winterthur hat in der Meisterschaft ebenfalls erst zwei Punkte gewonnen, aber der Aufsteiger tritt mit einer Challenge-League-Mannschaft an, die Ansprüche sind bescheiden. Der Winterthur-Trainer Bruno Berner sagte am Wochenende nach dem 0:6 gegen Luzern beinahe philosophisch: «Es ist so, wie es ist. Wir sind die, die wir sind. Wir haben das, was wir haben. Jetzt gehen wir durch diesen Sturm hindurch.»

Der FC Zürich weiss im schweren Sturm gerade nicht, wie es ist, wer er ist, was er hat. Und man fragt sich, was André Breitenreiter in dieser Situation machen und sagen und vorleben würde. Dieser Trainer bereitet gerade in der Bundesliga sein neues Team Hoffenheim auf den Spitzenkampf gegen Freiburg vor.
"Wenn jemand sagt, der FCZ sei kein Spitzenclub, habe ich Mühe, weiter zu diskutieren."
Ancillo Canepa

Kollegah
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Re: Medien

Beitragvon Kollegah » 15.09.22 @ 9:35

Dave hat geschrieben:Nichts neues aus der NZZ.

Auf Wut und Unverständnis folgen Trotz und Fatalismus – wie der FCZ am Trainer Franco Foda festhält
Der FC Zürich steckt in einer tiefen Krise. Und die Frage ist: Was macht das mit der Mannschaft? Der Captain Yanick Brecher überzeugt als eine Art Aussenminister – doch auch aus dem Team werden böse Geschichten über den Trainer gestreut.

Fabian Ruch
15.09.2022, 05.00 Uhr

Yanick Brecher hat sich daran gewöhnen müssen, Rückschläge zu erklären – und wie er das tut, sagt einiges über den Wandel aus, den der FCZ durchlebt hat.
Gian Ehrenzeller / Keystone
Womöglich wird man schon in ein paar Tagen sagen: Der FC Zürich und Franco Foda – das hat einfach nicht gepasst. Es sind jedenfalls alle Begleitumstände vorhanden, die zur Geschichte eines Trainerwechsels passen würden: tiefe Krise, miserable Bilanz, späte Gegentore, dilettantische Abwehrfehler, fehlender Goalgetter, umstrittene Massnahmen des Trainers, offene und versteckte Kritik an ebendiesem, Treueschwüre der Vorgesetzten.


Zwei Punkte aus acht Spielen hat der FCZ in der Super League geholt. Am Donnerstagabend tritt er in der Europa League in Norwegen gegen Bodø/Glimt an, am Sonntag im Cup beim Challenge-League-Spitzenklub Lausanne – zweimal ungeliebter Kunstrasen, zweimal Alarm, weil man stolpern könnte, zweimal die Gefahr, auch in anderen Wettbewerben früh alle Ambitionen zu verlieren.

Der FC Zürich hat sich offenbar dazu entschlossen, einem aus seiner Branche bekannten Reflex zu widerstehen. Der Präsident Ancillo Canepa und der Sportchef Marinko Jurendic haben sich hinter Franco Foda gestellt. Sie loben die Arbeit des deutschen Trainers, nehmen die Spieler in die Pflicht, sprechen von einer unglücklichen Entwicklung.

Captain Brecher erledigt seine undankbare Aufgabe mit Geschick
Zuletzt verlor der FCZ in der Meisterschaft zweimal nach einem Gegentor kurz vor Spielende: 1:2 gegen Lugano, 2:3 bei Servette. Und selbst wenn die Darbietungen ordentlich gerieten, ist der FCZ in einer Abwärtsspirale gefangen. Auch das Servette-Tor in der 95. Minute am Sonntag lieferte symbolhafte Bilder vom FCZ-Trainer: Franco Foda stand gebückt an der Seitenlinie, die Hände auf den Knien, er schüttelte fassungslos den Kopf und hinterliess den Eindruck, traurig und einsam zu sein.


Eine Frage ist, was dieser kaum für möglich gehaltene Niedergang mit der Mannschaft macht? Yanick Brecher ist als Captain der Krisenkommunikator, nach jeder Partie gibt er tapfer Auskunft bei den Medien. Der Goalie erledigt diese undankbare Aufgabe mit Geschick, er findet den Ton, weicht keiner Frage aus, bleibt sachlich, spricht die wunden Punkte an. Brecher hat sich in den letzten Wochen daran gewöhnen müssen, Rückschläge zu erklären – und wie er das tut, sagt einiges über den Wandel aus, den der FCZ durchlebt hat.

Am Anfang waren Wut und Unverständnis zu spüren, zum Beispiel nach dem enttäuschenden 1:1 in Winterthur Mitte August. Brecher sagte damals: «Wir haben komplett alles vermissen lassen. Uns fehlte es an Herz und Leidenschaft. Ein Grossteil der Mannschaft hat nicht verstanden, worum es geht.» Mittlerweile dominieren Trotz und Fatalismus, nach dem 2:3 in Genf vor ein paar Tagen meinte Brecher, man habe stark gekämpft, irgendwann werde das Glück zurückkehren.

Sowohl in Winterthur als auch in Genf sagte der Captain, einige Spieler müssten sich an der eigenen Nase nehmen. Vor einem Monat war das als ausdrückliche Kritik an der Einstellung einiger Teamkollegen zu verstehen. Am Sonntag dagegen war es Brecher ein Anliegen, das als Aufforderung zu betrachten, weniger Fehler zu begehen.

Wie der FC Winterthur – und doch ganz anders
Der FC Zürich hat sich, so seltsam das klingen mag, etwas stabilisiert. Der Trainer Foda rotiert weniger, es ist Leben in der Mannschaft, Zerfallserscheinungen sind nicht zu erkennen. Und doch gibt es Anzeichen für interne Probleme.

So werden Geschichten kolportiert über Franco Foda, einige sind böse, andere absurd, die meisten vielsagend. Der Trainer soll beim Trainingsauftakt schlecht vorbereitet gewesen sein, heisst es, er habe die Spieler nicht gekannt, nicht einmal Brecher und den Teamleader Blerim Dzemaili. Und Foda grüsse seine Mitarbeiter kaum, habe sich noch immer nicht bei allen auf der Geschäftsstelle vorgestellt.

Die Verantwortlichen wehren sich vehement gegen diese Vorwürfe. Auch Yanick Brecher sagt, darüber könne er nur lachen. Er habe mit Foda gleich am ersten Tag ein 20-minütiges Gespräch geführt. «Wir können diese Geschichte einordnen, da bleibt nichts hängen.» Offensichtlich ist jedoch, dass die bösen Gerüchte auch aus der Mannschaft gestreut werden, viele Spieler sind nicht einverstanden mit Fodas Auftreten und seiner Arbeit. Sie trauern dem Vorgänger André Breitenreiter nach.


Franco Foda ist nicht ein Sympathieträger à la Breitenreiter. Und Foda äusserte sich in den ersten Wochen dieser Saison mehrmals bemerkenswert kritisch über sein Team. Das hat Spuren hinterlassen. Der Eindruck ist so: Hier der Trainer, dort die Mannschaft – so direkt sagt das kein Spieler, schon gar nicht öffentlich. Doch die sportliche Bilanz zeugt auch von fehlendem Vertrauen in der Kabine.


Der FC Winterthur hat in der Meisterschaft ebenfalls erst zwei Punkte gewonnen, aber der Aufsteiger tritt mit einer Challenge-League-Mannschaft an, die Ansprüche sind bescheiden. Der Winterthur-Trainer Bruno Berner sagte am Wochenende nach dem 0:6 gegen Luzern beinahe philosophisch: «Es ist so, wie es ist. Wir sind die, die wir sind. Wir haben das, was wir haben. Jetzt gehen wir durch diesen Sturm hindurch.»

Der FC Zürich weiss im schweren Sturm gerade nicht, wie es ist, wer er ist, was er hat. Und man fragt sich, was André Breitenreiter in dieser Situation machen und sagen und vorleben würde. Dieser Trainer bereitet gerade in der Bundesliga sein neues Team Hoffenheim auf den Spitzenkampf gegen Freiburg vor.

Böse Gerüchte werden aus der Mannschaft gestreut? Happiger Vorwurf, für den man halt schon Beweise braucht…

Die Medien haben FF von Anfang an nicht akzeptiert und alle Vorberichte aus Österreich zum Anlass genommen, auf ihn einzuprügeln. So fair muss man schon sein.

Auch wenn der Glaube nicht so gross ist, wünsche ich ihm den Turnaround.

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Deepblue
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Re: Medien

Beitragvon Deepblue » 15.09.22 @ 9:48

Ich glaube es ist schlicht finanziell nicht möglich, den Trainer zu wechseln...
Nun gut, beissen wir in den sauren Apfel, ist aus meiner Sicht diese Saison nicht so schlimm.
Ich arbeite so geheim, dass ich selber nicht weiß was ich tue.
Wenn etwas im Leben sicher ist, dann das, dass wir alle nicht lebend rauskommen
oder vielleicht doch nicht? https://www.youtube.com/watch?v=ZAz1GutJGbg

Zhyrus
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Re: Medien

Beitragvon Zhyrus » 15.09.22 @ 9:59

Kollegah hat geschrieben:Die Medien haben FF von Anfang an nicht akzeptiert und alle Vorberichte aus Österreich zum Anlass genommen, auf ihn einzuprügeln. So fair muss man schon sein.

Die generelle Medienschelte („die Medien“) greift für mich deutlich zu kurz. Ich fand den Umgang mit Foda nicht besonders hart und natürlich muss man die jüngste Vergangenheit in Österreich thematisieren. Ich fand aber, dass man hierzulande eben nicht blindlings jeden Schwachsinn aus Österreich übernommen hat. Die Schärfe war im Forum (und teilweise in meinem Fanumfeld) deutlich grösser.

Foda hat es verpasst, seine Vergangenheit mit positiven Resultaten in Vergessenheit zu bringen und gewisse Parallelen sind meines Erachtens nicht bestreitbar.


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