Beitragvon schwizermeischterfcz » 10.11.19 @ 21:12
Nun ist es fix: Auf 2021 kommt die UEFA Conference League. Der drittklassige Wettbewerb wird die neue Heimat für die Schweizer Klubs. Das bedeutet das Ende der Hoffnungen auf grosse Gegner und stolze Einnahmen.
Basel gegen Liverpool, FCZ gegen Milan, YB gegen Napoli, Thun gegen Arsenal, St. Gallen gegen Spartak – fast jeder Super-League-Klub erinnert sich wehmütig an solche grossen Auftritte auf der europäischen Bühne. Die Auswärtsreisen zu den Top-Klubs des Kontinents sind Höhepunkte jedes Fan-Lebens, ganz besonders wenn dem Herzensverein dann noch die Überraschung gelingt. Seit der Tagung des UEFA-Exekutivkomitees Ende September ist klar: Solche Meilensteine in der Klubgeschichte wird es für Schweizer Vereine in absehbarer Zeit nicht mehr geben.
Die Absicht des Kontinentalverbands, einen dritten Klubwettbewerb einzuführen, war schon lange bekannt. Nahezu ohne Gegenwehr, wurde denn auch die Einführung der UEFA Conference League durchgeführt. Das Verkaufsargument: Damit können noch mehr Mannschaften europäisch spielen. Faktisch heisst das aber auch: Klubs aus kleineren Ligen spielen fortan unter sich, in Schweizer Stadien wird so bald kein zugkräftiger Topklub mehr für volle Ränge sorgen.
Keine Europa League mehr für die Super League
Die enttäuschenden Europacup-Resultate der letzten Jahre haben die Schweiz in der 5-Jahreswertung bis auf Platz 21 abrutschen lassen. Das erweist sich nun als fatal: Denn die Europa League, wo noch attraktive Gegner und stolze Antritts- und Siegesprämien winken, wird ab 2021 fast ausschliesslich den Verbänden auf den ersten 15 Rängen vorbehalten sein. Die Champions League stünde dem Schweizer Meister zwar theoretisch offen, dafür müsste er aber gleich vier Qualifikationsrunden überstehen. Nur wer es bis in die letzten Runden schafft, hat noch eine Chance, zumindest in die verkleinerte Europa League zu kommen.
Die übrigen Schweizer Europacupteilnehmer dürfen sich bald nur noch in der Qualifikation für die neue Conference League versuchen. Die grössten Namen, auf die man dort treffen kann, sind die Meisterschaftssiebten der Top-Ligen, also etwa Wolverhampton, Mainz oder FC Torino, dazu ein paar in der Europa-League-Qualifikation Ausgeschiedene. Die grosse Mehrheit der Vereine, die um einen Platz in diesem neuen Wettbewerb buhlen, sind Vertreter kleiner Ligen, also aus Slowenien, Finnland oder Aserbaidschan. Angesichts der Tatsache, dass selbst beim FC Basel kürzlich nur 14'000 Leute das Spiel gegen den russischen Spitzenklub Krasnodar sehen wollten, werden die Plätze bei Partien der Conference League kaum sehr begehrt sein.
Nur Brosamen zu verdienen in der Conference League
Mit dieser Reform bekommen die einflussreichen Top-Klubs, was sie wollten: Weniger Spiele gegen unterlegene Aussenseiter in der Königklasse, eine Leistungsverdichtung auch in der Europa League, als Entschädigung bekommt der grosse ausgeschlossene Rest einen eigenen Wettbewerb. Das Medien- und Publikumsinteresse daran wird gering sein, ganz zu schweigen von den Verdienstmöglichkeiten. Über 15 Millionen Euro gibt es als Startprämie in der Champions League, in der Europa League sind es nur 3 Millionen. Wie es in der Conference League aussieht, ist noch nicht bekannt. Die European Leagues, der Zusammenschluss der Ligen, der sich als Gegenstück zur von den Top-Klubs dominierten European Club Association (ECA) versteht, kämpft dafür, dass in der Conference League «nur» zweieinhalb Mal weniger Geld ausgeschüttet wird als in der Europa League. Mit solchen Prämien verkommt der neue Wettbewerb für die wenigen dort vertretenen Klubs zur mühsamen Pflichtaufgabe – das Auflaufen von B-Teams ist vorprogrammiert –, und selbst ein FC Thun kann damit kaum mehr als seine Reisespesen decken. Denn auf ansprechende Ticketeinnahmen kann er in einer möglichen Gruppe mit Heracles Almelo, Qairat Almaty und Molde FK nicht spekulieren.
Kaum Hoffnung auf Besserung der Schweizer Situation
«Die Aussicht auf Spiele gegen die besten und traditionsreichsten Klubs des Kontinents muss bestehen bleiben», sagte SFL-CEO Claudius Schäfer kürzlich. «Sollte dieser Traum sterben, würde mit ihm auch ein wichtiges Element des Klubfussballs und des Fan-Seins sterben.» Mit der Einführung der Conference hat die UEFA diesem Traum nun praktisch den Todesstoss versetzt. Zu verhindern wäre es nur, wenn die Schweizer Klubs bis zur Einführung 2021 noch zu einem Sturmlauf ansetzen. Auf Platz 15 der 5-Jahreswertung liegt derzeit Griechenland, um die zu überholen, bräuchte man allerdings bis dahin 11 europäische Siege mehr als Olympiakos, PAOK und Co. Wahrscheinlich ist dies leider nicht. Magische europäische Nächte sind für die Schweizer unwiederbringlich vorbei.
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